Der Aufenthalt im Allgemeinkrankenhaus - Institut für ...
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Ihre Betreuung erfolgt weitgehend lückenlos. Anfängliche Schwierigkeiten<br />
mit dem ambulanten Pflegedienst - Frau P. wurde z.B. morgens oder<br />
abends wiederholt vergessen - konnten durch stärkeren Einbezug der<br />
Nachbarin, die nun häufiger nach dem Rechten sieht, ausgeglichen werden.<br />
Die beiden Enkel wechseln sich an den Wochenenden ab, um die verbleibenden<br />
hauswirtschaftlichen Aufgaben und sonstigen Angelegenheiten zu<br />
erledigen. Außer ihren Enkeln, der Nachbarin und den ambulanten Diensten<br />
hat Frau P. allerdings kaum soziale Kontakte, was sie auf die kalte Jahreszeit<br />
zurückführt. Für Veranstaltungen wie Weihnachtsfeiern fühlt sie sich<br />
meistens zu erschöpft. Ihre Einsamkeit wird zunehmend zu einem Problem,<br />
zumal es ihr schwer fällt, sich selbst zu beschäftigen. Viele Tätigkeiten, die<br />
sie früher erledigte, sind ihr wegen ihrer körperlichen Einschränkungen un-<br />
möglich geworden, am aktuellen Tagesgeschehen und Fernsehen hat sie<br />
kein Interesse.<br />
Nach Einschätzung der Ergotherapeutin könnte Frau P. wieder selbstständig<br />
und ohne Aufsicht laufen, wenn sie an der Mobilisierung entsprechend mit-<br />
arbeiten würde. Sie kann sich jedoch derzeit kaum dazu motivieren. Sie<br />
arbeitet lieber kognitiv, was ihr Spaß macht, und sie von ihren zeitweise<br />
quälenden Gedanken über die persönliche Lage ablenkt. Sie erledigt stets<br />
alle ihr aufgegebenen „Hausaufgaben“. Die gestalterischen Übungen machen<br />
ihr nach anfänglicher Ablehnung ebenfalls große Freude. Zunächst<br />
geht sie sehr vorsichtig und ängstlich an neue Aufgaben heran, wird dann<br />
aber zunehmend sicherer und benötigt zum Schluss keine Hilfe mehr.<br />
Be<strong>im</strong> zweiten Hausbesuch nach drei Monaten wirkt Frau P. affektiv wesent-<br />
lich mitschwingender. Sie arbeitet in den ergotherapeutischen Sitzungen<br />
rege mit, zeigt Gefühle, weint, lacht, ärgert sich und freut sich. Klappt aber<br />
nicht alles so, wie erwartet (z.B. die Neuanschaffung der Brille), zeigt sie<br />
sich äußerst genervt und ungeduldig. Auch das Versöhnungsangebot ihrer<br />
Tochter setzt sie psychisch sehr unter Druck. Sie selbst führt diese Belastungsgefühle<br />
auf die ständige nervliche Beanspruchung in ihrem Leben zu-<br />
rück, jetzt mangele es ihr an Geduld und Ausdauer, sie fühle sich schnell<br />
müde und erschöpft, könne z.B. noch nicht mal einen Abend lang fernsehen,<br />
das sei ihr schon zu viel. Die Enkel meldeten Frau P. inzwischen vorsorglich<br />
in einem Alten- und Pflegehe<strong>im</strong> an, <strong>für</strong> den Fall, dass sich ihr Gesundheits-<br />
zustand verschlechtern sollte.<br />
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