Der Aufenthalt im Allgemeinkrankenhaus - Institut für ...
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Konfliktfall und Handlungsempfehlungen zum Umgang mit den Patient/innen<br />
als gleichrangige Anforderungen <strong>im</strong> Raum. So stellt sich bei Herrn E. heraus,<br />
dass sein Durchgangssyndrom wohl dadurch so massiv ausfällt, weil er<br />
seit langem an einer vaskulären Demenz leidet. Sein Zustand stabilisiert<br />
sich unter Gabe entsprechender Medikamente recht schnell, so dass er sich<br />
in der Folge kooperativ verhält und auch nach einer weiteren erforderlichen<br />
Operation keine Probleme <strong>im</strong> Umgang mehr auftreten.<br />
Schwieriger gestaltet sich die Situation bei Frau N., die massiv unter dem<br />
Gedanken leidet, ihre Schwester sei niedergestochen und ihr Geschäft aus-<br />
geraubt worden. Sie habe dies ständig vor Augen und niemand glaube ihr.<br />
Frau N. klagt weiter über Übelkeit und dass sie nichts zu essen bekomme,<br />
sich keiner um sie kümmere. Das Pflegepersonal beschwert sich <strong>im</strong> Gegen-<br />
zug, dass die Patientin aggressiv und unruhig sei, sich Hilfen widersetze und<br />
<strong>im</strong>mer die gleichen Fragen stelle. Um die Situation zu entschärfen, leitet der<br />
Konsiliar- und Liaisondienst eine zügige medikamentöse Behandlung gegen<br />
die Unruhe und Wahnvorstellungen ein. Vom Fachdienst erhält das Personal<br />
zudem konkrete Tipps zum Umgang mit Frau N. Man solle sie z.B. über<br />
biographische Themen erreichen. Eskalationen könnten vermieden werden,<br />
indem die Aussagen der Patientin nicht in Frage gestellt werden und sich<br />
das Pflegepersonal nicht auf Diskussionen einlasse. Es wird empfohlen,<br />
vermehrt auf ihre Gefühlswelt einzugehen, sich z.B. auf die Frage zu kon-<br />
zentrieren, welche Auswirkungen best<strong>im</strong>mte Wahrnehmungen der Patientin<br />
auf ihr Empfinden haben. Trotz der Unterstützung erweist sich die somatische<br />
Behandlung als schwierig, so dass die Klinik auf eine Verlegung ins<br />
BKH drängt. Weil dies vom Konsiliar- und Liaisondienst nicht be<strong>für</strong>wortet<br />
wird, spricht sich die Klinik <strong>für</strong> eine schnelle Entlassung aus, die dann vom<br />
Modellteam vorbereitet wird.<br />
Auch bei Frau T., der ehemaligen Textilingenieurin, stellen sich <strong>im</strong> Laufe des<br />
<strong>Aufenthalt</strong>es Probleme <strong>im</strong> Umgang ein. Als sie wieder einmal alleine aufsteht,<br />
um die Toilette zu suchen, stürzt sie und zieht sich eine Schenkelhals-<br />
fraktur zu. Nach der Operation entstehen Probleme, weil sie sich den Dau-<br />
erkatheter heraus zieht, die Lagerung verweigert und entgegen der ärztlichen<br />
Empfehlung <strong>im</strong>mer wieder alleine aufsteht und herumläuft. Nach Bera-<br />
tungen mit dem Fachdienst gelingt es dem Personal <strong>im</strong>mer besser, sich auf<br />
die situativ deutlich desorientierte Frau T. einzustellen und sich auf ihre Lebens<br />
welt einzulassen. Zu best<strong>im</strong>mten Zeiten wird sie sogar mit ins Dienst-<br />
z<strong>im</strong>mer genommen, wo sie sich in der Gesellschaft der Pflegekräfte offen-<br />
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