Der Aufenthalt im Allgemeinkrankenhaus - Institut für ...
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leidet sie an massiven, durch Diabetes verursachten Sehstörungen. Ihre<br />
Mobilität ist ebenfalls eingeschränkt, denn nach beidseitigem Hüftgelenkersatz<br />
und wegen ihres Übergewichtes kann sie nur schlecht mit Hilfe eines<br />
Rollators laufen. Sie wird durch einen Pflegedienst versorgt, der die Medi-<br />
kamente richtet und das Mittagessen liefert. Grundpflegerisch versorgt sie<br />
sich selbst. Eine Pflegestufe wurde abgelehnt, weil sie Hilfen nicht regelmä-<br />
ßig zulässt. Nachbarn unterstützen sie bei Einkäufen und bei der hauswirt-<br />
schaftlichen Versorgung. Einige Bekannte kümmern sich ebenfalls um sie,<br />
wobei es in der letzten Zeit wiederholt zu Streitigkeiten kam. Die ambulante<br />
Betreuung gestaltete sich auch konfliktreich. Frau W. hat die Pflegedienste<br />
mehrfach gewechselt, und ebenso den Hausarzt, da sie sich schlecht betreut<br />
fühlte. Die letzten Jahre war sie wegen diverser gesundheitlicher Prob-<br />
leme (Hüft-OP, Diabeteseinstellung) <strong>im</strong> Krankenhaus.<br />
Als sie Ende Juli 2002 zur Diabeteseinstellung ins Klinikum kommt, wird<br />
einen Tag nach der Aufnahme wegen Umgangsschwierigkeiten und Konflik-<br />
ten zwischen Pflegepersonal und Patientin der Liaisondienst verständigt.<br />
Probleme entstehen vor allem, weil die Patientin therapeutisch notwendig<br />
erscheinende Maßnahmen verweigert und eine äußerst wechselhafte St<strong>im</strong>-<br />
mungslage zeigt. <strong>Der</strong> Modellarzt klassifiziert das Verhalten der Patientin als<br />
Anpassungsstörung i.S. einer akuten Belastungsreaktion, die nun medikamentös<br />
anbehandelt wird. Während des <strong>Aufenthalt</strong>es finden mehrmals wö-<br />
chentlich Gespräche mit der Patientin statt, und das Modellteam führt auch<br />
einige Telefonate mit den sie bisher betreuenden Personen, um Informationen<br />
über die häusliche Situation zu erhalten.<br />
<strong>Der</strong> Pflegedienst berichtet von häuslichen Verwahrlosungstendenzen bei<br />
zunehmender Hilfebedürftigkeit und nächtlicher Desorientierung mit Verfolgungsängsten.<br />
Frau W. wird als sehr schwierige Persönlichkeit geschildert,<br />
die sich ambivalent gegenüber den Pflegepersonen und wechselhaft <strong>im</strong><br />
Verhalten zeigt. Einerseits sei sie sehr misstrauisch und ablehnend, verweigere<br />
auch jede Hilfestellung bei der Grundpflege, obwohl sie nicht allein<br />
zurechtkomme. Beispielsweise hätte sie tagsüber meist nur ein Nachthemd<br />
an. Zudem nehme sie ihre Medikamente nicht regelmäßig, sondern sammele<br />
diese in der Wohnung, in der insgesamt ein „großes Chaos“ herrsche.<br />
Andererseits verhält sie sich häufig äußerst freundlich und kooperativ, ist<br />
dann sehr um Zuwendung bemüht. Sie beklagt oft, dass sie zu Hause vereinsame.<br />
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