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Der Aufenthalt im Allgemeinkrankenhaus - Institut für ...

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Pflegepersonal wird vereinbart, dass Herr M. bei einem grundsätzlich offe-<br />

nen Umgang mit ihm nicht auf die Wahninhalte angesprochen werden soll.<br />

Weiterhin wird das Personal gebeten, dem Patienten Verrichtungen nach<br />

Möglichkeit zu erklären und ihn mit einzubeziehen. Seinen Wünschen sollte<br />

so weit als möglich nachgegeben werden. Äußerst wichtig scheint, dass<br />

jegliche Anlässe, die das Entstehen von Misstrauen begünstigen könnten,<br />

vermieden werden.<br />

Dennoch verstärkt sich die wahnhafte Symptomatik vor allem deshalb, weil<br />

der Patient wegen seiner Vergiftungsängste die verschriebenen Medikamen-<br />

te nicht regelmäßig einn<strong>im</strong>mt. Herr M. ist massiv unruhig, läuft auch in der<br />

Nacht auf der Station umher, will unbedingt entlassen werden und ist davon<br />

überzeugt, dass seine Ehefrau ihn zu Hause betrügt. <strong>Der</strong> Patient ist nicht<br />

mehr auslenkbar und vollkommen krankheitsuneinsichtig. Weil die Behand-<br />

lung durch die psychische Störung stark beeinträchtigt ist, besteht die Gefahr,<br />

dass sich der Zustand des rechten Fußes soweit verschlechtert, dass<br />

dieser amputiert werden muss. <strong>Der</strong> Modellarzt veranlasst zunächst die Gabe<br />

von zusätzlichen Medikamenten, weiter informiert er das Vormundschaftsgericht,<br />

damit ein Antrag auf eine einstweilig zu errichtende Betreuung gestellt<br />

werden kann. Außerdem wird eine Verlegung ins BKH beschlossen, wo die<br />

somatische Erkrankung durch die chirurgische Ambulanz weiter versorgt<br />

werden soll. Herr M. ist mit der Verlegung einverstanden, da er inzwischen<br />

das ärztliche und pflegerische Personal sowie die Mitpatienten in seinen<br />

Wahn einbezogen hat, und glaubt, diese würden ihn vergiften und mit Mikrofonen<br />

überwachen. Nach einem Gespräch mit dem Modellteam können die<br />

Angehörigen dieser Maßnahme ebenfalls zust<strong>im</strong>men.<br />

Herr M. wird durch den Liaisondienst ins BKH begleitet, und es wird eine<br />

ausführliche Übergabe gemacht. Auf der Station zeigt er sich sichtlich er-<br />

leichtert und ist in allen Qualitäten orientiert. Die Milieuveränderung wirkt<br />

offenbar positiv auf ihn.<br />

Nach eineinhalb Wochen, in denen unter medikamentöser Behandlung kei-<br />

ne wahnhaften Symptome mehr bemerkbar waren, wird Herr M. zur Revisi-<br />

on am rechten Fuß wieder ins Allgemeinkrankennhaus eingewiesen. Einige<br />

Tage später muss der Unterschenkel amputiert werden. Diese Operation<br />

verarbeitet er - offenbar <strong>im</strong> Rahmen eines Durchgangsyndroms - wahnhaft,<br />

leidet danach an Verwirrtheitszuständen und psychomot orischer Unruhe.<br />

Sein Zustand stabilisiert sich bald wieder, er zeigt keine wahnhaften Symp-<br />

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