Der Aufenthalt im Allgemeinkrankenhaus - Institut für ...
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auch durch finanzielle Aufmerksamkeiten zu sichern. Zudem macht sie sich<br />
große Sorgen, dass sie vielleicht nicht mehr alleine leben kann und in ein<br />
He<strong>im</strong> muss, da sie zu Hause <strong>im</strong>mer wieder gestürzt ist. Es ist auffällig, dass<br />
Frau O. von diesen Begebenheiten sehr kontrolliert spricht. Sie zeigt kaum<br />
Gefühle und selbst, wenn sie direkt nach ihren Gefühlen gefragt wird, fällt es<br />
ihr sehr schwer, diese in Worte zu fassen, und sie versucht davon abzulen-<br />
ken. Durch gestalterische ergotherapeutische Maßnahmen wird es ihr er-<br />
leichtert, einen Zugang zu ihren Gefühlen zu schaffen und diese zu äußern.<br />
Die Patientin ist den therapeutischen Angeboten gegenüber sehr offen und<br />
vertrauensvoll, sie verspricht sich davon eine Besserung ihres momentanen<br />
Zustandes. Nach und nach gelingt es ihr besser, ihre Gefühle zu offenbaren.<br />
Sie n<strong>im</strong>mt auch an der Aktivierungsgruppe teil, kann dort leicht Kontakt zu<br />
den anderen Teilnehmern herstellen und sich in der Gruppe behaupten.<br />
Schwierigkeiten zeigen sich <strong>im</strong> Umgang mit leichter Überforderung. Wenn<br />
sie auf Grund ihrer noch bestehenden Verlangsamung <strong>im</strong> Denken nicht mit<br />
den anderen Teilnehmern mithalten kann, wird eine gewisse Gespanntheit<br />
oder Gereiztheit spürbar.<br />
Kurz vor ihrer Entlassung fällt bei den gymnastischen Übungen während der<br />
letzten vereinbarten Sitzung ein verstärktes Zittern auf, das die Patientin<br />
ängstigt und den Wunsch weckt, noch etwas länger <strong>im</strong> Krankenhaus bleiben<br />
zu können. Da sie aus somatischer Sicht nicht mehr behandlungsbedürftig<br />
ist, wird diesem Wunsch durch die behandelnden Ärztinnen und Ärzte nicht<br />
entsprochen und die Entlassung auf einen Termin wenige Tage später festgelegt.<br />
Das Modellteam regt sie dazu an, ab sofort das Treppensteigen zu<br />
trainieren, damit sie ihre Ängste vor durch das Zittern hervorgerufenen Stür-<br />
zen mindern und zu größerer Selbstsicherheit zurückfinden kann. Unmittelbar<br />
nach ihrer Entlassung möchte Frau O. drei Wochen Urlaub bei ihrer<br />
Tochter in Stuttgart machen. Es wird abgesprochen, dass sie danach durch<br />
die Gerontopsychiatrische Ambulanz weiter betreut wird.<br />
Nach dem Urlaub und der Rückkehr ins eigene Wohnumfeld tritt die einwei-<br />
sungsrelevante Symptomatik wieder verstärkt auf, so dass die Patientin<br />
erneut stationär aufgenommen werden muss. Trotz des Antidepressivums<br />
befindet sie sich nun in einem deutlich schlechteren Zustand, gekennzeich-<br />
net durch starken Tremor an allen Extremitäten, kleinschrittiges Gangbild mit<br />
Sturzgefährdung, Gleichgewichtsstörungen, Unsicherheit und Angst. Bereits<br />
nach wenigen Tagen ist die Symptomatik zum größten Teil wieder ver-<br />
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