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Der Aufenthalt im Allgemeinkrankenhaus - Institut für ...

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auf, von der Narkose erholt sich die Patientin nur zögerlich. Wegen nächtli-<br />

cher Verwirrtheit und nicht adäquater Reaktionen der Patientin (pess<strong>im</strong>istische<br />

Zukunftsperspektiven, verminderte Aufmerksamkeit und Konzentration,<br />

Gefühle von Wertlosigkeit, Schlafstörungen und verminderter Appetit) wird<br />

ca. eine Woche nach der Aufnahme der Konsiliararzt hinzugezogen, der<br />

zunächst ein agitiert-depressives Syndrom diagnostiziert und dieses mit<br />

einem Antidepressivum anbehandelt. In testpsychologischen Untersuchun-<br />

gen werden auch kognitive Defizite festgestellt und die Diagnose daher in<br />

„dementielles Syndrom unklarer Genese, vorwiegend depressiv“ verändert.<br />

Die Verordnung eines Antidementivums ist auf Grund der kardialen Proble-<br />

matik nicht möglich. Während ihrer Betreuung durch den Liaisondienst erhält<br />

Frau P. mehrmals wöchentlich unterstützende Gespräche und ergothera-<br />

peutische Einzelbehandlungen.<br />

Bei den ersten Kontakten gibt Frau P. an, sie wisse nicht, warum sie <strong>im</strong><br />

Krankenhaus sei, ihr Leben lang hätte sie nichts gehabt und auf einmal sei<br />

Schluss. Nach und nach berichtet sie dann aber von zwei Knochenbrüchen,<br />

einem Hüftgelenksersatz, Rheuma, zu hohem Blutdruck und Herzrasen innerhalb<br />

der letzten Jahre. Im Gespräch zeigt sich Frau P. zwar gesprächig<br />

und lustig, aber auch weinerlich. Es stellt sich bald heraus, dass dies nur<br />

Fassade ist. Tatsächlich steht der Konflikt mit ihrer Tochter <strong>im</strong> Zentrum ihres<br />

Denkens. Frau P. erzählt, sie hätte trotz ihrer beruflichen Tätigkeit in der<br />

Gastronomie <strong>im</strong>mer sehr viel <strong>für</strong> die Tochter und deren Familie getan. Nach<br />

ihrer Hüftgelenksoperation vor acht Jahren sei es <strong>im</strong> Krankenhaus zum<br />

Streit gekommen, da Frau P. sich durch ihre Tochter nicht unterstützt fühlte,<br />

sondern herabgewürdigt und beleidigt - die Tochter hätte auch eine Über-<br />

siedelung ins Pflegehe<strong>im</strong> vorgeschlagen. Seit diesem Vorfall haben die beiden<br />

nicht mehr miteinander gesprochen.<br />

Auf ihre zukünftige Versorgung angesprochen, reagiert sie unterschiedlich.<br />

Manchmal scheint sie nicht zu realisieren, dass sie wegen ihrer Defizite nicht<br />

mehr so gut alleine zurechtkommen wird. Um die Rückkehr nach Hause<br />

vorzubereiten, wird ein Beratungsgespräch mit den Enkeln geführt, die sich<br />

dann um die Organisation der häuslichen Pflege und der Hilfsmittel (z.B.<br />

Krankenbett) kümmern. Gleichzeitig beantragt der Krankenhaussozialdienst<br />

eine Pflegestufe. <strong>Der</strong> Liaisondienst bietet Frau P. an, die begonnene körper-<br />

liche und geistige Aktivierung ambulant weiterzuführen, was die Patientin<br />

auch gerne ann<strong>im</strong>mt. Bis zur Entlassung Ende Oktober arbeiten die Enkel,<br />

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