Der Aufenthalt im Allgemeinkrankenhaus - Institut für ...
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das ihr das Annehmen von Hilfen erleichtert und ihr Leben durch soziale<br />
Kontakte bereichert.<br />
Frau S.<br />
Frau S. ist 69 Jahre alt, als sie Mitte Juli 2000 zur Behandlung von durch<br />
Diabetes entstandenen Durchblutungsstörungen und offenen Geschwüren<br />
am rechten Unterschenkel in die Chirurgische Abteilung aufgenommen wird.<br />
Vor zwei Jahren musste bereits der linke Unterschenkel amputiert werden.<br />
Zehn Tage nach ihrer Krankenhauseinweisung verstirbt ihr Ehemann offenbar<br />
an den Folgen seiner Alkoholsucht. Sie lebte bisher mit ihm in einer<br />
Wohnung in einem kleinen Weiler. Gemeinsame Kinder hat das Ehepaar<br />
nicht. Aus ihrer ersten Ehe hat die Patientin eine Tochter, die jedoch nach<br />
der Scheidung be<strong>im</strong> Vater aufwuchs, und zu der kaum Verbindung besteht.<br />
Ihr zweiter Ehemann hat zwei Kinder aus erster Ehe, zu diesen besteht e-<br />
benfalls kein gutes Verhältnis. Die einzige Familienanbindung besteht <strong>im</strong><br />
Kontakt zur Schwägerin, zu der Frau S. eine gute Beziehung entwickelt hat,<br />
und die sie auch ab und zu <strong>im</strong> Krankenhaus besucht.<br />
<strong>Der</strong> Kontakt mit dem Konsiliar- und Liaisondienst kommt etwa vier Monate<br />
nach der Einweisung zustande. Die Patientin leidet an einer Anpassungsstö-<br />
rung, zeigt eine deutliche depressive Symptomatik nach schwerer Belas-<br />
tung. Eine medikamentöse Behandlung lehnt sie ab, da sie Nebenwirkungen<br />
be<strong>für</strong>chtet und sowenig Medikamente wie möglich einnehmen möchte. Frau<br />
S. wirkt distanziert freundlich und gibt zu verstehen, dass sie keine Hilfe<br />
braucht. Sie ist trotzdem mit weiteren Kontakten einverstanden.<br />
In den ersten Gesprächen wird deutlich, dass die Patientin die Realität mas-<br />
siv verdrängt oder verleugnet. So berichtet sie, dass sie mit Prothese und<br />
Rollator noch gut laufen könne und soweit mobil sei, dass sie zu Hause zurecht<br />
kommen werde. Sie habe in ihrem Wohnort Freundinnen und Nach-<br />
barn, die ihr zu jeder Zeit behilflich seien, sie habe gute soziale Kontakte.<br />
Die Schwägerin, die etwas entfernt wohnt, würde sie sehr häufig besuchen.<br />
Im Gespräch mit dem Arzt und dem Pflegepersonal stellt sich die Situation<br />
anders dar. Frau S. ist nicht mehr mobil und kommt nur wenig aus dem Bett.<br />
Sie erhält auch kaum Besuch, auch die Schwägerin ist nur selten da.<br />
Nachdem sie anfänglich eher zurückhaltend war, wird die Patientin in den<br />
Gesprächen mit den Mitarbeiter/innen des Konsiliar- und Liaisondienstes<br />
bald zugänglicher und lebhafter, allerdings nur soweit sich die angesproche-<br />
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