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Der Aufenthalt im Allgemeinkrankenhaus - Institut für ...

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Krankheitswert. Daher kann ein dementielles/depressives Syndrom ausge-<br />

schlossen werden.<br />

Als zwei gleich bedeutsame Schwerpunkte in der Behandlung des Patienten<br />

stellen sich einerseits die Verbesserung des erheblich reduzierten Allge-<br />

meinzustandes und andererseits die Klärung und bessere Organisation seiner<br />

Versorgungssituation heraus. <strong>Der</strong> Allgemeinzustand soll auf Anraten des<br />

Modellarzts durch Ernährungsaufbau und durch physikalische Therapie-<br />

maßnahmen in Kombination mit regelmäßiger krankengymnastischer Beübung<br />

und Mobilisation auf Stationsebene angegangen werden. Für einen<br />

operativen Eingriff besteht keine Indikation. Auf Grund der Krankheitsvorge-<br />

schichte wäre eine internistische Medikation sinnvoll, Herr R. lehnt diese<br />

jedoch kategorisch ab, was von ärztlicher Seite akzeptiert wird. Um die Ver-<br />

sorgungssituation zu verbessern, arbeitet das Modellteam mit dem internen<br />

Sozialdienst zusammen, dieser n<strong>im</strong>mt Kontakt zu ambulanten Diensten auf,<br />

eine Pflegestufe wird beantragt. Außerdem besteht wegen der Gesamtsitua-<br />

tion die Indikation zur Anregung einer gesetzlichen Betreuung. Nachdem<br />

Herrn R. in einem längeren Gespräch Sinn und Zweck einer solchen<br />

Betreuung dargelegt wird, und dieser sich grundsätzlich dahingehend ein-<br />

sichtig zeigt, dass er auf fremde Hilfe und Unterstützung angewiesen ist,<br />

wird umgehend ein entsprechender Antrag gestellt. In einem Telefonat mit<br />

dem Vormundschaftsgericht schildert der Modellarzt die Situation des Pati-<br />

enten und weist auf die Dringlichkeit hin sowie auf die nicht ganz einfache<br />

Persönlichkeit des Herrn R., die besondere Qualitäten vom Betreuer verlange.<br />

Durch einen Beschluss des Vormundschaftsgerichtetes wird kurz darauf<br />

ein professioneller Betreuer vom Caritasverband bestellt, der ab jetzt <strong>für</strong><br />

Gesundheits<strong>für</strong>sorge, Vermögenssorge, <strong>Aufenthalt</strong>sbest<strong>im</strong>mung, Wohnungsangelegenheiten<br />

sowie Vertretung gegenüber Behörden und <strong>Institut</strong>i-<br />

onen verantwortlich ist.<br />

Als akutes Problem zeichnen sich von Anfang an Querelen auf der Station<br />

ab, da Herr R. offenbar eigene Vorstellungen von seinem Genesungspro-<br />

zess hat. Angebotene Hilfen und therapeutische Maßnahmen lehnt er ab,<br />

weil es ihm, der seit 60 Jahren ein starker Raucher ist, nicht gestattet wird,<br />

irgendwo <strong>im</strong> Krankenhaus zu rauchen. Durch mehrere Gespräche mit ver-<br />

schiedenen Berufsgruppen kann schließlich eine Lösung gefunden werden.<br />

Entgegen allen Konventionen wird Herr R. nun dre<strong>im</strong>al täglich an einen Ort<br />

gebracht, wo er genüsslich eine Zigarette rauchen kann. Seitdem hat sich<br />

die Situation allmählich entspannt, sowohl die Compliance des Patienten als<br />

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