Der Aufenthalt im Allgemeinkrankenhaus - Institut für ...
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essives Verhalten verfällt und am Vorabend hohes Fieber entwickelt. Laut<br />
Stationsarzt bestünden aus somatischer Sicht keine Bedenken gegen eine<br />
Entlassung, da sie antibiotisch abgedeckt sei. In einem längeren Gespräch<br />
mit Frau B. werden ihr klare Grenzen gesetzt, die Verantwortung und Ent-<br />
scheidungsmöglichkeit zurückgegeben, woraufhin sich das auffällige Verhalten<br />
auflöst, und die Patientin am selben Tag doch noch entlassen werden<br />
kann.<br />
Etwa zwei Wochen später findet <strong>im</strong> Pflegehe<strong>im</strong> die angekündigte Fallbesprechung<br />
statt. Die Beteiligten berichten von den diversen Umgangs-<br />
schwierigkeiten, jedoch scheinen alle kooperativ und um Besserung der<br />
Situation <strong>für</strong> beide Seiten bemüht. Folgende Ergebnisse werden erarbeitet:<br />
Mit der Patientin sollen klare Regeln und Absprachen getroffen, ihr klare<br />
Grenzen gesteckt werden. Die Grenzen dürfen allerdings nicht zu eng sein,<br />
da sie sonst unter Druck kommt. Wichtig sind ständige Absprachen innerhalb<br />
des Teams und der PDL sowie eine gute Pflegeplanung, damit sich alle<br />
an diese halten können. Falls Frau B. Sonderwünsche äußert, sollen diese<br />
erst innerhalb des Teams besprochen werden. Alle sollten auf dem gleichen<br />
Stand sein, um Spaltungen zu vermeiden. Da Frau B. die Tendenz hat, sich<br />
an eine best<strong>im</strong>mte Mitarbeiterin zu klammern, ist es wichtig, dass sie eine<br />
Vertrauensbasis zu zwei bis drei Personen aufbauen kann, diese <strong>im</strong> Austausch<br />
sind und gemeinsam reflektieren. Auch eine gewisse Distanz und<br />
Neutralität wird als wichtige Vorraussetzung <strong>für</strong> kompetenten Umgang er-<br />
kannt. Gewünschtes Verhalten soll positiv verstärkt (z.B. Gespräch ohne<br />
Einforderung anbieten), unerwünschtes Verhalten aufgezeigt und angespro-<br />
chen werden, endlose Diskussionen aber vermieden werden. Da die Patien-<br />
tin sehr viel Zeit bei der Pflegedienstleitung einfordert, soll ihr ein fester, evtl.<br />
wöchentlicher Termin als Sprechstunde zugewiesen werden. Frau B. sollte<br />
auch in ihren Äußerungen ernst genommen und ermutigt werden, über ihre<br />
Gefühle zu sprechen. Nach der Fallbesprechung führt die Mitarbeiterin des<br />
Modellteams ein Gespräch mit Frau B., um diese über den Ablauf und die<br />
Ergebnisse zu informieren.<br />
Sechs Wochen nach dem Krankenhausaufenthalt hat sich Frau B. <strong>im</strong> He<strong>im</strong><br />
wieder gut eingelebt. Sie wirkt richtig aufgeblüht, ist modern gekleidet, achtet<br />
auf ihr Äußeres. Mit dem Rollator ist sie mobil, verlässt das He<strong>im</strong> <strong>für</strong> Spa-<br />
ziergänge und Arztbesuche. Psychisch hat sie sich stabilisiert. Seit mehreren<br />
Wochen besucht sie regelmäßig zwei neue Freundinnen außerhalb des<br />
Pflegehe<strong>im</strong>s. Diese Kontakte sind <strong>für</strong> sie sehr wichtig und tun ihr gut, <strong>für</strong> sie<br />
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