Der Aufenthalt im Allgemeinkrankenhaus - Institut für ...
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auf die innere Privatstation in ein Zweibettz<strong>im</strong>mer verlegt, die zusätzlichen<br />
Kosten übern<strong>im</strong>mt der Neffe. Frau G. zeigt sich gleich sehr dominant gegenüber<br />
ihrer Schwester, therapeutische Maßnahmen gestalteten sich des-<br />
halb schwierig. Sie bevormundet ihre Schwester bzw. antwortet <strong>für</strong> sie, sagt<br />
ständig, „das kannst du doch, stell dich nicht so an“ etc. und entschuldigt<br />
sich auch <strong>für</strong> die Unzulänglichkeiten der älteren Schwester. Es ist kaum<br />
möglich, nur mit einer der beiden Damen innerhalb der Gruppe etwas zu<br />
machen. Auch während der ergotherapeutischen Einzelbehandlungen kann<br />
Frau G. während der Therapie ihrer Schwester kaum abschalten. Sie hat<br />
ihre Augen und Ohren überall und mischt sich ungeduldig in das Gespräch<br />
zwischen der Ergotherapeutin und Frau F. ein, wirkt überbesorgt bis genervt.<br />
Frau F. wiederum ist sehr auf ihre Schwester fixiert, scheint sich voll auf die<br />
Jüngere zu verlassen, Zukunftsfragen betreffend ist die Ältere völlig sorglos,<br />
das macht schon ihre Schwester. Die beiden kommen jedoch gut miteinander<br />
aus und scheinen wirklich eine enge Beziehung zu haben.<br />
Sowohl der Stationsarzt als auch das Pflegepersonal vertreten die Auffas-<br />
sung, dass über den Sozialdienst schnellstmöglich <strong>für</strong> beide Damen Pflegehe<strong>im</strong>plätze<br />
organisiert werden sollen. Wegen der hohen Pflegebedürftigkeit<br />
und der Vergesslichkeit könne Frau F. nicht nach Hause, und auch Frau G.<br />
sei zu unselbstständig <strong>für</strong> einen weiteren Verbleib in ihrer Wohnung. Frau G.<br />
macht sich selbst große Sorgen darüber, wie es weitergehen soll. In ein<br />
Pflegehe<strong>im</strong> möchte sie aber auf gar keinen Fall, das käme <strong>für</strong> sie und ihre<br />
Schwester nicht in Frage. Frau F. äußert trotz ihrer Defizite äußerst deutlich,<br />
dass sie mit ihrer Schwester nach Hause und niemals in ein He<strong>im</strong> möchte.<br />
<strong>Der</strong> Liaisondienst n<strong>im</strong>mt daher erneut Kontakt mit dem Neffen auf, der sor-<br />
genvoll in die Zukunft blickt, da die Tanten perspektivisch noch pflegebedürftiger<br />
würden und er sich nur begrenzt um sie kümmern könne, da seine Ehe-<br />
frau schwer krank sei und er auch seinen Haushalt zusätzlich erledigen<br />
müsse.<br />
Um sich ein konkretes Bild zu machen, führt der Liaisondienst gemeinsam<br />
mit Frau G. und ihrem Neffen einen Besuch <strong>im</strong> Haus der Schwestern durch.<br />
Frau G. ist sehr aufgeregt, zieht sich zu diesem Anlass komplett selbstständig<br />
an und gibt während der Autofahrt eine genaue Wegbeschreibung. Mit<br />
Hilfe ihres Gehstocks kann sie sicher gehen, auch das Ein- bzw. Aussteigen<br />
bereitet ihr kaum Schwierigkeiten. Sie zeigt sehr selbstbewusst die Wohnung<br />
ihrer Schwester <strong>im</strong> Erdgeschoss, ihre Wohnung <strong>im</strong> ersten Stock sei<br />
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