Der Aufenthalt im Allgemeinkrankenhaus - Institut für ...
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Frühstück schon mal ihr Brot schmieren, be<strong>im</strong> zweiten Brot habe sie dies<br />
laut Pflegedienst aber schon wieder vergessen. Es kommt häufiger vor, dass<br />
sie sich das Gesicht mit Zahnpasta eincremt oder <strong>im</strong> Bad nach etwas Ess-<br />
barem sucht. Frau T. macht jedoch <strong>im</strong> Kontakt <strong>im</strong>mer noch einen guten Ein-<br />
druck, ist freundlich und zugänglich und anscheinend an Konversation gewöhnt,<br />
sie wiederholt sich inhaltlich allerdings häufig. Sie beschäftigt sich<br />
weiterhin mit Fernsehen - sie kann auch mit der Fernbedienung noch selbst<br />
umgehen - und mit dem Beobachten der Vögel <strong>im</strong> Garten.<br />
Das Haus, in dem sie sich gut auskennt, ve rlässt sie nicht. Frau T. erzählt,<br />
dass sie sich manchmal sehr einsam fühle, sie tröste sich dann mit einem<br />
Teddybär namens „Wuschel“. <strong>Der</strong> sei ihr ein guter Kamerad, sie nehme ihn<br />
auch mit ins Bett und fühle sich durch seine Anwesenheit nicht mehr so al-<br />
leine. Sie würde ihn manchmal besch<strong>im</strong>pfen, auch das müsse sein. Sie er-<br />
kennt allerdings eindeutig, dass dies ein Kuscheltier ist, meint, dass manche<br />
sie deshalb <strong>für</strong> „blöd“ halten würden, aber sie habe so einen ständigen Be-<br />
gleiter. Um ihr vermehrte soziale Kontakte zu ermöglichen und sie zu aktivi e-<br />
ren, erhält Frau T. seit ca. zwei Monaten wöchentlich Besuch durch einen<br />
ehrenamtlichen, speziell auf die Betreuung von Demenzkranken ausgerich-<br />
teten Dienst. Es ist zudem geplant, sie in die Betreuungsgruppe <strong>für</strong> De-<br />
menzkranke des Pflegedienstes mit aufzunehmen, allerdings ist noch unklar,<br />
ob Frau T. das Haus da<strong>für</strong> verlassen wird. Um ihr Lebensgefühl zu verbes-<br />
sern, bekommt sie nun jeden Abend ein mit Wasser verdünntes Gläschen<br />
Whisky, das sie genussvoll trinke. Verlangen nach Zigaretten sei weiterhin<br />
nicht aufgetreten.<br />
<strong>Der</strong> Betreuer ist mit der momentanen Situation zufrieden, fühlt sich durch<br />
den Pflegedienst und den Hausarzt gut unterstützt, wobei es ihm anscheinend<br />
aber schwer fällt, die Konsequenzen und das Ausmaß der dementiel-<br />
len Erkrankung zu akzeptieren. Da Frau T. eine recht dominante Persönlich-<br />
keit ist und häufig sehr best<strong>im</strong>mend auf ihn einwirkt, hat er manchmal<br />
Schwierigkeiten, sich ihr gegenüber durchzusetzen. Um sich Erleichterung<br />
und Unterstützung zu holen, wird ihm die Teilnahme an einer Angehörigen-<br />
gruppe empfohlen. Herr E. hat Frau T. vorsorglich in einem Pflegehe<strong>im</strong> angemeldet,<br />
strebt jedoch an, dass sie in ihrer Wohnung bleiben kann. Die<br />
dementielle Erkrankung ist sehr schleichend und setzt sich langsam fort,<br />
Frau T. leidet aber nicht darunter.<br />
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