Oldenburger Jahrbuch - der Landesbibliothek Oldenburg
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Ohne damit den Versuch irgendeiner W ertung zu unternehmen, muß im Hinblick<br />
auf diese Tendenz die Resonanz als erfreulich angesehen werden, die die „Woche<br />
<strong>der</strong> Präsentation zeitgenössischer Werke“ in <strong>Oldenburg</strong> und im<br />
Norddeutschen Raum erbrachte. Diese Woche vom 7. bis 14. Juni 1970 war das<br />
Ergebnis einer Planung, die m it <strong>der</strong> Spielzeit 1968/69 begann. Fünf Werke waren<br />
zu sehen: Benjamin Brittens „Sommernachtstraum“, von Einems „Prozeß“, Alban<br />
Bergs „Lulu“, Henzes „Undine“ und Honeggers „König David“ ; ein m o<strong>der</strong>ner Kammertanzabend<br />
im Schloß ergänzte das Programm. (Alle Werke waren <strong><strong>Oldenburg</strong>er</strong><br />
Erstaufführungen). Sie entsprach damit einer seit dem „Durchbruch“ des Berg'schen<br />
„Wozzek“ in <strong>Oldenburg</strong> — nachdem er in Berlin „durchgefallen“ war — bestehenden<br />
Tradition des <strong>Oldenburg</strong>ischen Musiktheaters.<br />
Beim Schauspiel wäre für die letzte Spielzeithälfte 1969/70 hinzuweisen, u. a. auf<br />
Jean Paul Sartres „Tote ohne Begräbnis“, das durch die szenische Realisation Anlaß<br />
zu lebhaften Diskussionen gab; Jewgenij Schwarz „Der Drache“ im großen Haus<br />
und die Wie<strong>der</strong>aufnahme <strong>der</strong> überaus erfolgreichen Stilübungen „Autobus S“ von<br />
Raimond Queneau im Kleinen Augusteum.<br />
Neue Wege des Theaters sollte auch die Gemeinschaftsproduktion m it Radio Bremen<br />
„Theater: Total“ unter Leitung des Komponisten Hans O tte aufzeigen; Beat, elektronische<br />
Musik, musikalische Szene, Filme, Popmusik zu einem „Theater: Total“<br />
montiert, wurde von meist jugendlichen Zuschauern besucht.<br />
Die Spielzeit 1970/71 eröffnete unkonventionell m it <strong>der</strong> <strong>Oldenburg</strong>ischen Erstaufführung<br />
<strong>der</strong> O per „Die Verurteilung des Lukullus“ von Bcrtholt Brecht und Paul<br />
Dessau. Als Neuinszenierungen wurden in das Repertoire Mozarts „Cosi fan tu tte “<br />
und Verdis „Falstaff“ aufgenommen.<br />
Akzente zeitgenössischer Dramatik wurden im Schauspiel gesetzt durch die U raufführung<br />
von Paul Pörtners „Was sagen Sie zu Erwin Maus?“, „Mooneys W ohnwagen“<br />
von Peter Tearson im Spielraum, D ürrenm atts „Play Strindberg“ und Bert-<br />
holt Brechts „Die Gewehre <strong>der</strong> Frau C arrar“. Dabei stand nicht so sehr die M o<strong>der</strong>nität<br />
<strong>der</strong> Werke allgemein im Vor<strong>der</strong>grund, als vielmehr <strong>der</strong> Versuch, in neuen<br />
Formen <strong>der</strong> Dramaturgie und <strong>der</strong> Kommunikation zwischen Bühne und Publikum<br />
unsere Gesellschaft kritisch zu begreifen. Daß das Publikum zum großen Teil sich<br />
nicht mehr m it <strong>der</strong> Rolle des bloß Zuschauenden zufriedengibt, son<strong>der</strong>n über<br />
Applaus und unartikulierte Mißfallenskundgebungen hinaus über die Thematik und<br />
Form <strong>der</strong> Aufführung m it den Theatermachern reden möchte, zeigten die Diskussionen<br />
im Anschluß an die Vorstellungen des Brecht'sdien Sdiauspiels, sowie die<br />
Premierengespräche im Rahmen <strong>der</strong> Volkshochschule mit <strong>der</strong> Kernfrage, ob das<br />
Theater bereit sei, Konsequenzen aus solchen Diskussionen zu ziehen. Dieses erfreuliche<br />
Interesse am Theater wurde auch dadurdi deutlich, daß viele Besucher das<br />
Angebot des Staatstheaters, Proben dem Publikum zugänglich zu machen, in Anspruch<br />
nehmen.<br />
Zu dem Bemühen, die Institution des Theaters transparenter zu gestalten, gehört<br />
auch die inhaltlidi erweiterte Fortsetzung <strong>der</strong> periodischen Schrift „REPORT“, jetzt<br />
unter dem Titel „Theaterzeitung“, die außer Inform ationen über Theaterarbeit<br />
auch Materialien zu neuen Stücken und exemplarischen Neuinszenierungen bietet.<br />
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