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Oldenburger Jahrbuch - der Landesbibliothek Oldenburg

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Wohnsiedlung in einem parkartigen Landschaftsraum so hineingestellt, daß Garten<br />

o<strong>der</strong> Park, Baublock und Straßenraum zu einer höheren Einheit verschmelzen. Den<br />

elementaren Bedürfnissen aller Menschen, unabhängig von Rang und Position, wird<br />

damit ausreichend Raum gegeben.<br />

Im „III. Reich“ werden entscheidende Planungsaufgaben nicht gelöst. Albert Speer<br />

plant zwar im Aufträge Hitlers eine Neugestaltung <strong>der</strong> Reichshauptstadt, die gewaltigen<br />

Pläne einer Umgestaltung Berlin werden 1945 aber in einem ganz an<strong>der</strong>en<br />

Sinne W irklichkeit: Als am 2. 5. 1945 Berlin von den russischen Truppen erobert<br />

wird, ist es durch die Kämpfe um die Stadt und durch die Luftangriffe zu 23 % zerstört,<br />

die Innenstadt sogar zu 6 0 % , die Produktionsanlagen erlitten — auch durch<br />

die Demontagen — eine Einbuße von 85 %.<br />

Die mo<strong>der</strong>nen Gedanken von Walter Gropius werden nicht nur durch die von Hitler<br />

angeregten Monumentalbauten Speers aus den Jahren 1936— 1939 unterbrochen,<br />

son<strong>der</strong>n auch durch die nach den Grundsätzen des sozialistischen Städtebaues erbaute<br />

Stalinallee (heute Karl-Marx-Allee) •). Vorbild für alle Bauplanung in diesem Sinne<br />

ist die Sowjetunion, insbeson<strong>der</strong>e die neue Stadtgestaltung von Moskau. Auch die<br />

Voraussetzungen sind ähnlich. Der Baugrund gehört dem Staat, es gibt keine Probleme<br />

des Eigentums und <strong>der</strong> Rentabilität. So kann <strong>der</strong> Generalbebauungsplan ohne<br />

Hemmnisse durdi Regional- und Son<strong>der</strong>interessen das gesamte Gebiet erfassen. Ziel<br />

ist die Stadt als Lebensraum <strong>der</strong> sozialistischen Gesellschaft <strong>der</strong> Zukunft. Straßen<br />

und Plätze sollen Feld sozialer Kontakte sein im Vorrang vor <strong>der</strong> verkehrsfunktionalen<br />

Bestimmung. Ziele wie Entgrenzung <strong>der</strong> Stadt in die Landsdiaft, Auflösung<br />

in mittlere Baukörper o<strong>der</strong> Einzelhaussiedlungen sollen vermieden werden. Die<br />

sozialistische Stadt soll nach Prof. Henselmann Ausdruck <strong>der</strong> klassenlosen Gesellschaft<br />

sein. Grundprinzip ist die Funktionsmisdiung: Verwaltung, Versorgung,<br />

Wohnung und Erholung sollen nicht auf City und Peripherie verteilt, son<strong>der</strong>n<br />

neben- und übereinan<strong>der</strong> gelagert werden: Hotels, Verwaltungsbauten und Wohnbauten<br />

stehen an den Hauptstraßen nebeneinan<strong>der</strong>, Hodi- und Flachbau, Längs-<br />

und Querstellung werden additiv kombiniert. Den Anfang des Ostberliner Zentrumsaufbaues<br />

setzt die Errichtung von zehngeschossigen Wohnbauten am westlichen<br />

Ende <strong>der</strong> Karl-Marx-Allee. Durch die industriell vorgefertigten Bauelemente<br />

ergibt sich ein Eindruck serienhafter Monotonie. Es fehlt Differenzierung <strong>der</strong><br />

Höhennivellierung, <strong>der</strong> Baukörperverteilung, <strong>der</strong> Fassadengestaltung. Im Gegensatz<br />

stehen dazu die ein- und zweigeschossigen Ladenpavillons durch vorbildliche<br />

Fassaden- und Raumglie<strong>der</strong>ung, mo<strong>der</strong>nes Mobiliar und gediegene Dekorationen.<br />

Am Alexan<strong>der</strong>platz steht das 13-geschossige Haus des Lehrers mit dem flachen<br />

Kuppelbau <strong>der</strong> Kongreßhalle. Über die 4. und 5. Etage breitet sich ein Bildfries von<br />

122 X 6,80 m des Nationalpreisträgers Walter Womacka. Die Planung sieht eine<br />

großzügige Ausgestaltung des Alexan<strong>der</strong>platzes vor mit mehrstöckigem Einkaufszentrum,<br />

Großhotel, Bürohodihäusern, Grünanlagen, Brunnen, Fußgängertunnel.<br />

Noch 1946 scheint es möglich, eine einheitliche Planung für den Neuaufbau Berlins<br />

vorzunchmcn. Hans Scharoun stellt als Stadtrat für Bau- und Wohnungswesen den<br />

sogen. Kollektivplan auf und macht den Begriff <strong>der</strong> „Stadtlandschaft“ bewußt zum<br />

Ziel <strong>der</strong> Stadtplanung, die das Ziel verfolgt, eine dichtbesiedelte Großstadtlandschaft<br />

funktionsgerecht auszubilden. Mit einem Netzsystem von Straßen soll eine möglichst<br />

gleichwertige Erschließung des Siedlungsraumes erfolgen. Die Funktionen sind<br />

im Stadtgebiet streifenförmig angeordnet, so daß sich an das Band mit den kulturellen<br />

Einrichtungen entlang <strong>der</strong> Spree und das Cityband südlich davon die Wohn-<br />

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