Oldenburger Jahrbuch - der Landesbibliothek Oldenburg

Deckengemälden und von Stamml mit Plastiken ausgestatteten Bibliothekssaal
erläuterte. Man bewunderte unter vielem anderen die 36-zeilige Gutenbergbibel auf
Pergament, kostbare Handschriften und Incunabeln.
Das deutlichste Beispiel der Nutzung der Natur durch den wirtschaftenden Menschen
bildete der Besuch des steirischen Erzberges bei Eisenerz. Dr. Thalmann von der
Bergdirektion sagte, daß die Kalkspate der Grauwackenzone im Tertiär durch eisenhaltige
Thermen entlang den Kluftsystemen in Spateisenstein (Siderit) verwandelt
wurden mit einem Fe-Gehalt von 32 %. An der Oberfläche ist er durch Oxydation
zu Limonit umgewandelt, der bereits im frühen Mittelalter abgebaut wurde. Heute
wird vorwiegend im Tagebau in 24 m hohen Etagen jährlich 3—4 Mill. t Erz gewonnen,
aufbereitet und zu den Hochöfen in Linz und Donawitz bei Leoben gebracht.
Sowohl vom Aussichtsberg Polster (1971 m), als auch durch eine Befahrung
des Tagebaues wurde der Exkursion ein nachhaltiger Eindruck vermittelt.
Im Salzkammergut war der Salzbergbau Studienobjekt. Mit der Befahrung einer
Grube bei Hallstatt mit ihren Sinkwerken wurde dieser wichtige Bergbauzweig ins
rechte Licht gerückt.
Die Untersteiermark ist ein bedeutendes Weinbaugebiet. Daher gehörte eine „Brettljause“
in Kitzeck inmitten von durch „Klapotez“ (Windräder) bewachten Weingärten
mit Probe der einheimischen Weine zu einem in fröhlicher Stimmung endenden
Programmteil.
Überwiegend schönes Sonnenwetter mit herbstlicher Laubfärbung begünstigte den
Fahrtablauf. Um den tiefbeeindruckenden Erfolg der Exkursion aber haben sich
zahlreiche Persönlichkeiten verdient gemacht, die z. T. schon genannt wurden. Professor
Dr. Hartung hat wiedere mit gewohntem Elan alle Teilnehmer mitgerissen.
Seine gründliche Vorbereitung und geschickte Führung waren ebenso eine wichtige
Voraussetzung für das Gelingen, wie die Beziehungen zu den steiermärkischen
Kollegen aus dem Deutschen Museumsbund, die in aufopfernder Weise die Exkursion
nicht nur wissenschaftlich betreuten. An erster Stelle sind Dr. Krajecek und
Dr. Alker vom Johanneum Graz zu nennen, die als ständige treue Begleiter den
Teilnehmern unvergessen bleiben werden. Dr. Fabiani ist herzlich zu danken, der
im Dachsteingebiet führte. Professor Dr. Tratz empfing die Exkursion zu einer
Führung in dem vom ihm geschaffenen „Haus der Natur“ in Salzburg. Höhepunkt
aber war die Würdigung der Exkursion durch den Empfang, den ihr Landesrat
(Kultusminister) Professor Jungwirth, Mitglied der Steiermärkischen Landesregierung,
gab. Im Festsaal der Grazer Burg erkannte er dankbar das Interesse der
Oldenburger für Natur, Kultur und Witschaft des südöstlichen Grenzgebietes des
deutschen Sprachraumes an. In seinen Dankesworten betonte der Vorsitzende des
Landesvereins Baudirektor Dursthoff die Notwendigkeit der Verpflichtung der
heutigen Generation, die kulturellen Werte zu erhalten und weiterzutragen. Das
Verständnis, das in der Steiermark dieser Aufgabe entgegengebracht wird war neben
den vielfältigen Eindrücken ein Erlebnis, das noch lange fortwirken wird.
2. Fahrtablauf
1. Tag (3. Oktober 1970)
Abfahrt in Oldenburg, 7.00 Uhr — Hannover — Seesen — Kirchheim/Hessen:
Mittagseinkehr — Nürnberg — Regensburg (Übernachtung).
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