Elek Benedek Das Silberpferd Die Wunderuhr - Adatbank
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Diamantnagel hing ein goldenes Handtuch, daran trocknete<br />
er sich ab; auf einem Silberregal war ein goldener<br />
Kamm, damit kämmte er sich; und daneben stand ein<br />
hoher Spiegel, darin betrachtete er sich. Doch hört, was<br />
weiter geschah! Ein zorniger Alter, wahrscheinlich der<br />
<strong>Die</strong>ner der Sonne, betrat den Vorhof, sah den Königssohn,<br />
wie er sich im Spiegel betrachtete, und schnaubte<br />
ihn so wütend an, daß er einen fürchterlichen Wirbelwind<br />
entfesselte, der den Königssohn und sein Pferd<br />
siebenundsiebzig Meilen weit schleuderte und in ein so<br />
tiefes Loch warf, daß sie darin weder Himmel noch Erde<br />
mehr sehen konnten.<br />
Da ward dem Königssohn aber das Herz schwer. Er<br />
dachte schon, er werde die strahlende Sonne nie im Leben<br />
wiedersehen, geschweige denn einen ihrer Strahlen auf<br />
die siebenundsiebzigste Insel des Schwarzen Meeres bringen.<br />
Auf allen vieren krochen sie vorwärts, traten bald<br />
auf eine Schlange, bald auf einen Frosch, und als ungefähr<br />
sieben Tage und sieben Nächte vergangen waren,<br />
kamen sie zu einem mächtigen Eisentor. Na, her waren<br />
sie vergeblich gekommen, denn ein hundertköpfiger<br />
Drache bewachte das Tor. Der würde sie bestimmt nicht<br />
durchlassen.<br />
Der arme Königssohn seufzte und zerbrach sich den<br />
Kopf, was nun zu machen wäre. Er tastete mit den Händen<br />
nach links und nach rechts, um vielleicht einen anderen<br />
Weg zu finden, und plötzlich fühlte er ein Stäbchen.<br />
Ja, nur war das kein Stäbchen, sondern eine Flöte.<br />
In seinem Gram begann er, darauf zu spielen, und es<br />
klang so schön wie Engelsmusik. Und was denkt ihr, was<br />
weiter geschah? Der hundertköpfige Drache legte sich<br />
auf den Boden, keiner seiner Köpfe rührte sich mehr, so<br />
hingegeben lauschte er der Flötenmusik. Da faßte der<br />
Königssohn frischen Mut und spazierte tapfer zum Eisentor<br />
hinaus.<br />
Als er durch das Tor getreten war, begann sich die<br />
Dunkelheit zu lichten, und was sahen seine Augen? Ein<br />
wunderschönes Mädchen kam ihm entgegen, das war<br />
niemand anders als Morgenrot, der Sonne schönste und<br />
liebste Tochter. Was nun geschah, weiß ich nicht so recht,<br />
doch der Königssohn gefiel Morgenrot, und sie setzte ihn<br />
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