Elek Benedek Das Silberpferd Die Wunderuhr - Adatbank
Elek Benedek Das Silberpferd Die Wunderuhr - Adatbank
Elek Benedek Das Silberpferd Die Wunderuhr - Adatbank
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Hof hinaas und wankte durch die Straßen bis an den<br />
Stadtrand. Dort aber sprach es:<br />
„Du bist traurig, mein junger Herr, nicht wahr?“<br />
„Wie sollte ich nicht traurig sein“, sprach der. Königssohn.<br />
„Meine Brüder sind vielleicht schon am anderen<br />
Ende der Welt. Ich werde sie nie mehr einholen.“<br />
„Sei nicht traurig, mein kleiner Herr, du wirst sie<br />
schon noch einholen und sogar überholen, denn deine<br />
Brüder werden im erstbesten Wirtshaus absteigen und<br />
dort mit zwölf in Kutten gekleideten Räubern Karten<br />
spielen. Sie werden ihr ganzes Geld und ihre Pferde<br />
dazu verlieren, ja selbst ihre Kleider werden sie dem<br />
Wirt lassen müssen. Aber auch das wird nicht genügen.<br />
Sie werden dort als Knechte dienen müssen.“<br />
Nachdem es so gesprochen hatte, schüttelte sich das<br />
Fohlen und verwandelte sich in ein wunderschönes, goldenes<br />
Roß mit sechs Beinen.<br />
„Schwing dich auf meinen Rücken, kleiner Herr. Und<br />
nun: wie soll ich dich tragen — wie der Vogel, wie der<br />
Blitz oder wie der Gedanke so schnell?“<br />
„Wie du willst, mir ist‘s gleich, wenn ich nur das<br />
Wasser der ewigen Jugend finde.“<br />
Da erhob sich das Zauberroß in die Lüfte und flog<br />
wie der Gedanke so schnell, ja sogar noch schneller davon.<br />
Dann ließ es sich mitten in einem dichten Wald<br />
nieder und blieb vor einem kleinen Häuschen stehen.<br />
Der Königssohn trat ein und erblickte in einem Winkel<br />
eine Alte, deren Nase bis zum Knie reichte.<br />
„Guten Abend, Mütterchen!“<br />
„Dein Glück, daß du mich Mütterchen genannt hast,<br />
sonst wäre es dir schlecht ergangen! Welcher Wind hat<br />
dich hergebracht?“<br />
Da erzählte ihr der Königssohn, daß er das Wasser<br />
der ewigen Jugend suche.<br />
„Ei“, sagte die Alte, „von dem hab ich wohl gehört,<br />
wo du es suchen und finden kannst, weiß ich jedoch<br />
nicht. Siehst du aber jenen hohen Berg dort? Sein Gipfel<br />
reicht bis zum Himmel. Jenseits des Berges, gerade an<br />
seinem Fuße, wohnt meine ältere Schwester; die weiß<br />
vielleicht mehr als ich. Und wenn du dann das Wasser<br />
der ewigen Jugend gefunden hast, bring auch mir ein<br />
41