Elek Benedek Das Silberpferd Die Wunderuhr - Adatbank
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„Hört, ich steige nun hinab; wenn ihr mich aber<br />
nicht wieder heraufzieht, verfluche ich euch: der eine<br />
möge Schweinehirt, der andere Stiefelknecht werden!“<br />
Er kam unten an und ging und ging, bis er am Abend<br />
endlich zu einem Häuschen gelangte. Da trat er ein,<br />
und siehe da, drinnen saßen ein blinder Mann und eine<br />
blinde Frau. Er sagte nichts, schlich zum Bett und versteckte<br />
sich darunter. <strong>Die</strong> blinde Frau kochte dreimal<br />
täglich Maisbrei und Kümmelsuppe, doch immer nur soviel,<br />
daß die zwei gerade satt wurden. Vom vielen Wandern<br />
war der jüngste Königssohn aber recht hungrig<br />
geworden, und als nun die blinde Frau den Maisbrei auf<br />
den Tisch stellte, kam er unter dem Bett hervor und<br />
aß die Hälfte davon, und von der Kümmelsuppe auch.<br />
Nachdem sie den Maisbrei bis zum letzten Bissen verzehrt<br />
hatten, sagte der blinde Mann:<br />
„Weib, du hast heute weniger Maisbrei gekocht, denn<br />
ich bin nicht satt geworden.“<br />
<strong>Die</strong> Frau bestand aber darauf, daß sie genausoviel wie<br />
sonst gekocht habe. <strong>Das</strong> Ende des Wortwechsels war,<br />
daß sie noch einen Maisbrei kochte. Der Königssohn<br />
aß auch diesen zur Hälfte, und der blinde Mann wurde<br />
wiederum nicht satt. Da kochte die Frau zum drittenmal,<br />
doch der Königssohn aß auch diesmal von allem<br />
die Hälfte, und der arme Blinde blieb weiterhin hungrig.<br />
<strong>Die</strong> blinde Frau schwor, jedesmal ein volles Maß<br />
Maismehl gekocht zu haben.<br />
„Na, dann ist hier ein Fremder“, sagte der blinde<br />
Mann und rief laut: „Wer ist in meinem Haus? Er soll<br />
antworten, wenn ihm sein Leben lieb ist, sonst lasse ich<br />
das Haus über seinem Haupt zusammenstürzen.“<br />
Da erschrak der Königssohn; er kroch sofort unter<br />
dem Bett hervor und sagte ängstlich:<br />
„Ich bin‘s, lieber Pate.“<br />
„Du? Warum sagst du‘s denn nicht gleich? Gut, daß<br />
du gekommen bist; wir warten schon seit langem auf<br />
dich. Weib, koch noch einen Maisbrei!“<br />
Während der vierte Maisbrei kochte, fragte der Königssohn<br />
den blinden Mann, ob der Speckdieb nicht vielleicht<br />
diesen Weg genommen habe.<br />
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