Elek Benedek Das Silberpferd Die Wunderuhr - Adatbank
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sah, bemerkte er, daß ihr beide Augen fehlten. Dennoch<br />
strömten die Tränen wie Regen aus ihren Augenhöhlen,<br />
und — Wunder aller Wunder! — jede Träne verwandelte<br />
sich in eine wunderschöne Perle.<br />
Der alte Fischer fragte:<br />
„Wer bist du, wem gehörst du, armes Kind?“<br />
Da erzählte ihm die tausendschöne Ilonka, wer sie<br />
sei und wie es ihr ergangen war.<br />
„Sei nicht traurig, meine Tochter“, sprach der Fischer.<br />
„Komm herein, du kannst bei uns bleiben bis an dein<br />
Lebensende, wir haben sowieso keine Kinder.“<br />
<strong>Das</strong> Mädchen bedankte sich, trat in die Stube, weinte<br />
aber unaufhörlich weiter. Und während sie so weinte,<br />
rollten Perlen aus ihren Augenhöhlen.<br />
Da sagte der alte Fischer:<br />
„Nun ist‘s aber genug! Hör auf zu weinen, denn ich<br />
werde mir keine Ruhe gönnen, bis ich deine Augen wiederfinde.“<br />
Dann nahm er die vielen Perlen und zog damit in<br />
die Welt. Er ging von Stadt zu Stadt und bot die Perlen<br />
feil. Jede Frau, jedes Mädchen hätte sie nur zu gern<br />
gekauft, doch der alte Fischer sagte, er wolle sie für<br />
keinen Schatz der Welt hergeben, es sei denn für ein<br />
Augenpaar. Ach, da lachten sie den Fischer aber aus.<br />
Alter Narr! Wer gibt schon seine Augen her!<br />
So zog er immer weiter, bis er in die Königsstadt<br />
kam. Dort ging er schnurstracks zur häßlichen Königin<br />
und zeigte ihr die wunderschönen, teuren Perlen. Da<br />
fielen ihr fast die Augen aus dem Kopf, so staunte sie,<br />
und sie fragte den Fischer, wieviel Säcke Gold er denn<br />
dafür wolle.<br />
Der alte Fischer aber antwortete:<br />
„Ich gebe sie dir nicht, nicht für das ganze Gold des<br />
Landes, Königin. Ich geb sie nur für ein Augenpaar.“<br />
Da kam gerade die alte Zigeunerin vorbei, und ihre<br />
Tochter sagte ihr, was für eine Dummheit dieser Mann<br />
begehrte.<br />
„Gib ihm doch die Augen der tausendschönen Ilonka“,<br />
flüsterte die alte Hexe, „du kannst sie sowieso zu nichts<br />
gebrauchen.“<br />
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