Elek Benedek Das Silberpferd Die Wunderuhr - Adatbank
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„<strong>Das</strong> verstehe ich aber nicht, Gevatter“, sagte der<br />
Teufel. „Dein Brot ist wie Kuchen, und meines kann man<br />
gar nicht essen. Dabei wird es aus demselben Weizen<br />
gebacken.“<br />
„Gevatter“, sprach der arme Mann, „deine Frau kann<br />
kein Brot backen. Ich würde es meiner Frau schon beibringen,<br />
wenn sie mir kein gutes Brot backen würde!“<br />
Der Teufel ging nach Hause und prügelte seine Frau,<br />
weil sie kein gutes Brot backen konnte. Er prügelte sie<br />
aber vergebens, denn auch nachher buk sie kein besseres.<br />
Nach ein, zwei Wochen gingen der arme Mann und<br />
der Teufel wieder dreschen. <strong>Die</strong>smal droschen sie Roggen.<br />
Als es ans Teilen ging, sagte der arme Mann:<br />
„Gevatter, nimm du jetzt den kleineren Haufen, diesmal<br />
gehört mir der größere.“<br />
Der Teufel willigte ein, der Narr. Beim Roggen aber<br />
ist es genau umgekehrt als beim Weizen: Der kleinere<br />
Haufen ist voll Spreu und Stroh.<br />
Natürlich buk die Frau des Teufels wieder so schlechtes<br />
Brot, daß nicht einmal die Hunde es fressen wollten.<br />
Da wurde der Teufel wütend und verpaßte seiner Frau<br />
eine solche Tracht Prügel, daß sie sie bis an ihr Lebensende<br />
nicht vergaß.<br />
Schließlich gingen sie auch ein drittes Mal dreschen.<br />
Sie bekamen nun gemischtes Getreide, und diesmal war<br />
wieder der größere Haufen voll Spreu. Der Teufel aber<br />
schien klüger geworden zu sein, denn er schlug vor:<br />
„Weißt du was, Gevatter, teilen wir beide Haufen auf<br />
zwei.“<br />
Der arme Mann willigte ein, ließ aber seinen großen<br />
Haufen stehen und nahm nur seinen Teil vom kleinen<br />
Haufen. Der Teufel trug seine beiden Hälften nach Hause,<br />
hieß aber seine Frau zuerst aus dem kleineren Haufen<br />
Brot backen.<br />
Und was für ein Brot daraus wurde: besser als Kuchen!<br />
Selbst der König hätte davon essen können. Nun<br />
merkte der Teufel, daß der arme Mann ihn betrogen<br />
hatte; und wie er ihn betrogen hatte! Und er schämte<br />
sich dessen so sehr, daß er den armen Mann seither mied<br />
wie das Weihwasser. Deshalb lautet auch ein Sprichwort:<br />
„Den armen Mann meidet sogar der Teufel!“<br />
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