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Dieser Vorwurf des Egoisten im außergewöhnlichen Verstände gegen den<br />

Verbrecher im gewöhnlichen Verstände ist indes nur scheinbar — er ist es ja<br />

selbst, der nach dem Heiligenschein der ganzen Welt trachtet. Was er dem<br />

Verbrecher eigentlich vorwirft, ist nicht, daß er „das Heilige", sondern daß er<br />

das „Gut" sucht.<br />

Nachdem Sankt Sancho sich eine „eigne Welt, einen Himmel", nämlich<br />

diesmal eine Welt der Fehden und fahrenden Ritter für seinen eignen Kopf<br />

in der modernen Welt erbaut, nachdem er zugleich seinen Unterschied als<br />

ritterlicher Verbrecher von den gemeinen Verbrechern dokumentiert hat,<br />

unternimmt er abermals einen Kreuzzug gegen die „Drachen und Straußen,<br />

Feldteufel", „Gespenster, Spuke und fixen Ideen". Sein getreuer Knecht<br />

Szeliga reitet andächtig hinter ihm her. Da sie aber ihres Weges ziehen, so<br />

begibt sich das erstaunliche Abenteuer von den Unglücklichen, so dahin geschleppt<br />

wurden, wohin sie nicht gehen wollten, wie geschrieben steht Cervantes<br />

am zweiundzwanzigsten. Derweil nämlich unser fahrender Ritter und<br />

sein Knecht Don Quijote fürbaß trabten, schlug Sancho die Augen auf und<br />

sah an die zwölf Männer ihnen entgegenkommen, geschlossen mit Handschellen<br />

und einer langen Kette und begleitet von einem Kommissär und<br />

vier Gensdarmen, so da angehörten der heiligen Hermandad [127] , der Hermandad<br />

der Heiligen, dem Heiligen. Da sie aber nahe herzugekommen waren,<br />

bat Sankt Sancho ihre Wächter gar höflich, sie möchten ihm doch, wenn's<br />

gefällig, sagen, warum diese Leute so zusammengeschlossen geführt würden.<br />

- Baugefangene Sr. Majestät, nach Spandau tl28] kommandiert, mehr braucht<br />

Ihr nicht zu wissen. - Wie, rief Sankt Sancho, gezwungene Leute? Ist's<br />

möglich, daß der König einem „eigenen Ich" Gewalt antun kann ? So berufe<br />

Ich Mich zu dem Berufe, dieser Gewalt zu steuern. „Des Staats Betragen<br />

ist Gewalttätigkeit, und dies nennt er Recht. Die Gewalttätigkeit aber des<br />

Einzelnen nennt er Verbrechen." Hierauf hub Sankt Sancho zuerst an, die<br />

Sträflinge zu vermahnen, und sagte, sie sollten sich nicht grämen, sie seien<br />

zwar „nicht frei", aber doch „eigen", und ihre „Knochen" würden vielleicht<br />

unter einigen Geißelhieben zu „ächzen" haben, auch werde man ihnen vielleicht<br />

ein „Bein ausreißen" - aber, sprach er, in dem Allen überwindet Ihr<br />

weit - denn „Euren Willen kann Niemand binden!" „Und Ich weiß gewiß,<br />

daß es keine Hexerei auf der Welt gibt, so den Willen bewegen und zwingen<br />

könne, wie einige Einfaltspinsel sich einbilden; denn er ist Unsre freie Willkür,<br />

und es gibt kein Kraut noch Zauberspruch, der ihn bezwinge." Ja, „Euren<br />

Willen kann Niemand binden, und Euer Widerwille bleibt frei!"<br />

Da sich aber die Baugefangenen bei diesem Sermon nicht beruhigen<br />

wollten, sondern nach der Reihe erzählten, wie ungerecht man sie verurteilt

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