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er wurde unter den Kommunisten ad majorem Dei gloriam 1 Kommunist. So<br />
weit ging Alles ganz gut 2 .<br />
Nun aber besteht eines der wesentlichsten Prinzipien des Kommunismus,<br />
wodurch er sich von jedem reaktionären Sozialismus unterscheidet, in der<br />
auf die Natur des Menschen begründeten empirischen Ansicht, daß die Unterschiede<br />
des Kopfes und der intellektuellen Fähigkeiten überhaupt keine<br />
Unterschiede des Magens und der physischen Bedürfnisse bedingen; daß mithin<br />
der falsche, auf unsre bestehenden Verhältnisse begründete Satz: „Jedem<br />
nach seinen Fähigkeiten", sofern er sich auf den Genuß im engeren Sinne<br />
bezieht, umgewandelt werden muß in den Satz: Jedem nach Bedürfnis; daß,<br />
mit andern Worten, die Verschiedenheit in der Tätigkeit, in den Arbeiten,<br />
keine Ungleichheit, kein Vorrecht des Besitzes und Genusses begründet.<br />
Das konnte der Prophet nicht zugeben; denn das Vorrecht, der Vorzug,<br />
das Auserwähltsein vor andern ist eben der Kitzel des Propheten. „Solches<br />
aber muß erscheinen und sichtbar werden, sonst ist es nicht möglich."<br />
Ohne praktischen Vorzug, ohne fühlbaren Kitzel wäre eben der Prophet kein<br />
Prophet, kein praktischer, sondern nur ein theoretischer Gottesmann, ein<br />
Philosoph. Der Prophet muß also den Kommunisten begreiflich machen, daß<br />
die Verschiedenheit der Tätigkeit, der Arbeit, eine Verschiedenheit des<br />
Wertes und der Seligkeit (oder des Genusses, Verdienstes, Vergnügens, was<br />
Alles dasselbe) begründe, und daß, da Jeder seine Seligkeit, wie seine Arbeit,<br />
selbst bestimme, folglich er, der Prophet - dieses ist die praktische Pointe der<br />
Offenbarung - ein besseres Leben zu beanspruchen habe als der gemeine<br />
Handwerker*.<br />
Hiernach werden alle dunklen Stellen des Propheten klar: daß der „Besitz"<br />
und „Genuß" eines Jeden sich nach seiner „Arbeit" richte; daß die „Arbeit"<br />
des Menschen der Maßstab seiner „Bedürfnisse" sei; daß alsdann Jeder den<br />
„Wert" für seine Arbeit empfange; daß der „Wert" sich nach dem „Bedürfnis"<br />
selbst bestimme; daß eines Jeden Arbeit im Werte „enthalten" sei und<br />
er sich dafür, was sein „Herz" verlangt, verschaffen kann; daß endlich die<br />
„Seligkeit" des Auserwählten „erscheinen und sichtbar werden" müsse, weil<br />
sie sonst nicht „möglich" ist. All dieser Unsinn wird jetzt begreiflich.<br />
Wir wissen oicht, wie weit die praktischen Ansprüche des Dr. Kuhlmann<br />
den Handwerkern gegenüber in der Wirklichkeit gehen. Wir wissen<br />
aber, daß seine Lehre das Grunddogma aller geistlichen und weltlichen<br />
* In einer nicht gedruckten Vorlesung hat der Prophet dieses übrigens tinverhüllt<br />
ausgesprochen.<br />
1 zum höheren Ruhme Gottes - 2 MEGA : sehr gut