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daß Ihr Kleinbürger, zu denen Sancho hier spricht, das Geld Eures Gepräges,<br />

Eure Wechsel nicht mehr zirkulieren lassen könnt, sondern daß man Geld von<br />

Euch verlangt, woran Ihr nichts mehr zu prägen hattet und dem kein Mensch<br />

es ansieht, daß es durch Eure Finger gegangen ist.<br />

Endlich verdreht Stirner das bürgerliche Motto: Du giltst so viel, als Du<br />

Geld hast, dahin: Du hast so viel Geld, als Du giltst, womit nichts verändert,<br />

sondern nur der Schein der persönlichen Macht hereingebracht und damit<br />

die triviale Bourgeoisillusion ausgedrückt ist, daß Jeder selbst schuld daran<br />

sei, wenn er kein Geld habe. So wird Sancho fertig mit dem klassischen<br />

Bourgeoisspruch: L'argent n'a pas de maitre 1 , und kann nun auf die Kanzel<br />

steigen und ausrufen: „Lasset Eure Vermögen wirken, nehmt Euch zusammen,<br />

und es wird am Gelde nicht fehlen!" Je ne connais pas de lieu ä la bourse oü<br />

se fasse le transfert des bonnes intentions. 2 Er brauchte nur noch hinzuzusetzen:<br />

Verschafft Euch Kredit, knowledge is power 3 , der erste Taler ist<br />

schwerer zu erwerben als die letzte Million, seid mäßig und haltet das Eurige<br />

zu Rate, besonders aber pulluliert nicht zu viel usw., um statt des einen beide<br />

Eselsohren hervorblicken zu lassen. Überhaupt endigen bei dem Manne, für<br />

den Jeder ist, was er sein kann, und tut, was er tun kann, alle Kapitel mit<br />

moralischen Postulaten.<br />

Das Geldwesen im Stirnerschen Verein ist also das existierende Geldwesen,<br />

ausgedrückt in der beschönigenden und gemütlich-schwärmerischen<br />

Weise eines deutschen Kleinbürgers.<br />

Nachdem Sancho auf diese Weise mit den Ohren seines Grauen paradiert<br />

hat, richtet sich Szeliga-Don Quijote in seiner ganzen Länge auf, um mit einer<br />

feierlichen Rede über die moderne fahrende Ritterschaft, wobei das Geld in<br />

die Dulcinea von Toboso verwandelt wird, die Fabrikanten und Commer^ants<br />

en masse 4 zu Rittern, nämlich Industrierittern, zu schlagen. Die Rede hat<br />

noch den Nebenzweck, zu beweisen, daß das Geld, weil ein „wesentliches<br />

Mittel", auch „wesentlich Tochter* ist". Und er reckte seine Rechte aus und<br />

sprach:<br />

„Vom Gelde hängt Glück und Unglück ab. Es ist darum in der Bürgerperiode eine<br />

Macht, weil es nur wie ein Mädchen" (Viehmädchen, per appos[itioneml Dulcinea)<br />

„umworben, von Niemand unauflöslich geehlicht wird. Alle Romantik und Ritterlich-<br />

* Vgl. „Die heilige Familie", p. 266. 5<br />

1 Das Geld hat keinen Herrn - 2 Ich kenne keine Stelle an der Börse, wo gute Absichten<br />

gehandelt werden - 3 Wissen ist Macht - 4 Kaufleute in Massen - 5 Siehe Bd.2 unserer Ausgabe,<br />

S. 177/78.

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