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Stahl kommt. Sancho hätte ebensogut sagen können: Man kann aus Chlor<br />

gebleichte Leinwand machen, aber wenn der „Anstoß" fehlt, nämlich die<br />

ungebleichte Leinwand, so „kommt keine heraus". Bei dieser Gelegenheit<br />

wollen wir zu Sanchos „Selbstgenuß" ein früheres Faktum der „einzigen"<br />

Naturwissenschaft registrieren. In der Ode vom Verbrechen hieß es:<br />

„Grollt es nicht in fernen Donnern,<br />

Und siehst Du nicht, wie der Himmel<br />

Ahnungsvoll schweigt und sich trübt?" (p. 319 „des Buchs".)<br />

Es donnert, und der Himmel schweigt. Sancho weiß also von einem andern<br />

Ort, wo es donnert, als am Himmel. Sancho bemerkt ferner das Schweigen<br />

des Himmels durch seinen Gesichtssinn, ein Kunststück, das ihm niemand<br />

nachmacht. Oder aber, Sancho hört das Donnern und sieht das Schweigen,<br />

wo beides gleichzeitig geschehen kann. Wir sahen, wie Sancho beim<br />

„Spuk" die Berge den „Geist der Erhabenheit" repräsentieren ließ. Hier<br />

repräsentiert ihm der schweigende Himmel den Geist der Ahnimg.<br />

Man sieht übrigens nicht ein, warum Sancho hier so sehr gegen „das<br />

Gebot, seine Kräfte zu gebrauchen", eifert. Dies Gebot kann ja möglicherweise<br />

der fehlende „Anstoß" sein, ein „Anstoß", der zwar bei einem Stein<br />

seine Wirkung verfehlt, dessen Wirksamkeit Sancho indes bei jedem exerzierenden<br />

Bataillon beobachten kann. Daß das „Gebot" selbst für seine geringen<br />

Kräfte ein „Anstoß" ist, geht ohnehin daraus hervor, daß es für ihn ein „Stein<br />

des Anstoßes" ist.<br />

Das Bewußtsein ist auch eine Kraft, die sich nach der Doktrin, die wir<br />

eben hörten, auch „stets von selbst werktätig erweist". Sancho müßte hiernach<br />

also nicht darauf ausgehen, das Bewußtsein zu ändern, sondern höchstens<br />

den „Anstoß", der auf das Bewußtsein wirkt; wonach Sancho sein<br />

ganzes Buch umsonst geschrieben hätte. Aber in diesem Falle hält er<br />

allerdings seine Moralpredigten und „Gebote" für einen hinreichenden<br />

„Anstoß."<br />

„Was Einer werden kann, das wird er auch. Ein geborner Dichter mag wohl durch<br />

die Ungunst der Umstände gehindert werden, auf der Höhe der Zeit zu stehen und<br />

nach den dazu unerläßlichen großen Studien große Kunstwerke zu schaffen; aber<br />

dichten wird er, sei er Ackerknecht oder so glücklich, am Weimarschen Hofe zu leben.<br />

Ein geborner Musiker wird Musik treiben, gleichviel ob auf allen Instrumenten" (diese<br />

Phantasie von „allen Instrumenten" hat ihm Proudhon geliefert. Sieh: „Der Kommunismus")<br />

„oder nur auf einem Haferrohr" (dem Schulmeister fallen natürlich wieder<br />

Virgils Eklogen ein). „Ein geborner philosophischer Kopf kann sich als Universitätsphilosoph<br />

oder als Dorfphilosoph bewähren. Endlich ein geborner Dummerjan wird<br />

immer ein vernagelter Kopf bleiben. Ja die gebornen beschränkten Köpfe bilden un-

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