Seite 310
Seite 310
Seite 310
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Der Herr Kuhlmann unterscheidet sich hier von den Sozialisten und<br />
Kommunisten nur durch ein Mißverständnis, dessen Grund in der Verfolgung<br />
seiner praktischen Zwecke und ohne Zweifel auch in seiner Borniertheit<br />
zu suchen ist. Er verwechselt die Verschiedenheit der Anlagen und Fähigkeiten<br />
mit der Ungleichheit des Besitzes und des vom Besitze bedingten Genusses<br />
und polemisiert daher gegen den Kommunismus.<br />
„Niemand soll da" (nämlich im Kommunismus) „einen Vorzag haben vor dem Andern",<br />
eifert der Prophet, „Niemand mehr besitzen und besser leben als der Andre ... Und<br />
wenn Ihr daran Zweifel heget und nicht einstimmt in ihr Geschrei, dann schmähen sie,<br />
verdammen und verfolgen Euch und hängen Euch an den Galgen." (p. 100.)<br />
Kuhlmann prophezeit zuweilen doch ganz richtig.<br />
„In ihrer Reihe stehen darauf Alle, die da rufen: Weg mit der Bibel! Weg vor Allem<br />
mit der christlichen Religion, denn es ist die Religion der Demut und der knechtischen<br />
Gesinnung! Weg überhaupt mit allem Glauben! Wir wissen nichts von Gott noch von<br />
Unsterblichkeit. Das sind" nur Hirngespinste, zu ihrem Vorteil ausgebeutet" (soll<br />
heißen: die von den Pfaffen zu ihrem Vorteil ausgebeutet werden) „und fortgesponnen<br />
von Lügnern und Betrügern. Fürwahr, wer noch an solche Dinge glaubt, der ist der<br />
größte Narr!"<br />
Kuhlmann polemisiert namentlich heftig gegen die prinzipiellen Widersacher<br />
der Lehre vom Glauben, von der Demut und Ungleichheit, d. h. dem<br />
„Unterschied des Standes und der Geburt<br />
Auf die niederträchtige Lehre der prädestinierten Sklaverei, die, in der<br />
Kuhlmannschen Weise ausgedrückt, stark an Friedrich Rohmer erinnert -<br />
auf die theokratische Hierarchie und in letzter Instanz auf seine eigne heilige<br />
Person begründet er seinen Sozialismus!<br />
„Jeder Zweig der Arbeit", heißt es p. 42, „wird geleitet vom Geschicktesten, der<br />
selber mitarbeitet, und jeder Zweig im Reiche des Genusses vom Vergnügtesten, der<br />
selber mitgenießet. Wie aber die Gesellschaft ungeteilt ist und nur einen Geist hat, so<br />
wird die ganze Ordnung nur von einem Menschen geleitet und regiert. Und dieses ist<br />
der Weiseste, der Tugendhafteste und Seligste."<br />
<strong>Seite</strong> 34 erfahren wir:<br />
„Wenn der Mensch im Geist nach Tugend strebt, so reget und bewegt er seine Glieder<br />
und entwickelt und bildet und gestaltet Alles an und außer sich nach , seinem Wohlgefallen.<br />
Und wenn er sich im Geiste wohlbefindet, so muß er es empfinden an Allem,<br />
was da an ihm leibt und lebt. Daher ißt und trinkt der Mensch und läßt sicWs schmecken;<br />
daher singt und spielt und tanzt er und küßt und weint und lacht."<br />
Der Einfluß der Anschauung Gottes auf den Appetit und der geistigen<br />
Seligkeit auf den Geschlechtstrieb ist zwar auch nicht eben das Privateigentum