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Reichsminister des Äußern, einen Vertrag darüber, in welcher Weise die<br />
Eingliederung Deuiscliösterreichs in das Reich vollzogen werden solle, falls<br />
die Friedensvcrlräge sie nicht verhindern. Dieser Vertrag war für Deutschösterreich<br />
überaus günstig. Seine Restimmungen hätten die Anschlußbewegung<br />
in Deutschösterreich mächtig stärlcen können, wenn es möglich<br />
gewesen wäre, den Vertrag sofort zu veröffentlichen. Aber dies erscliien<br />
damals nicht ratsam, weil es die Friedensverhandlungen hätte ungünstig<br />
beeinflussen können. Die deutsche Regierung hatte uns zugestanden, daß<br />
Deutschösterreich im Falle seiner Eingliederung in das Reich in finanzieller<br />
Reziehung so behandelt werden solle, als ob es schon seit 1914 dem Reiche<br />
zugehört hätte. Es wäre demnach ein großer Teil unserer Kriegsschulden<br />
vom Reich übernommen w^orden. Es schien nicht ratsam, diese Vertragshestimmung<br />
zu veröffentlichen, weil sie die Entente hätte veranlassen<br />
können, die ganze Kriegsschuld des alten Österreich der deutschösterreichischen<br />
Republik aufzuerlegen. Die deutsche Regierung hatte uns zugestanden,<br />
daß Deutschösterreich auch nach seiner Einverleibung in das<br />
deutsche Zollgebiet eine Reihe von Jahren noch Binnenzölle von deutschen<br />
Industrieprodukten einheben dürfe, um seine Industrie zu schützen,<br />
während deutschösterreichische Industrieprodukte zollfrei in das altdeutsche<br />
Gebiet eingeführt werden sollten; wir konnten diese Vertragsbestimmung<br />
nicht veröffentlichen, ohne befürchten zu müssen, daß die<br />
Entente in den Friedensvertrag handelspolitische Bestimmungen aufnehmen<br />
werde, die die Durchführung unserer Vereinbarung unmöglich<br />
machen würden. So konnte der in Berlin abgeschlossene Vertrag vorerst<br />
nicht veröffentlicht werden. Er konnte daher die Entwicklung der Anschlußbewegung<br />
nicht beeinflussen.<br />
Die Entscheidung über den Anschluß mußte auf der Friedenskonferenz,<br />
in den Friedensverträgen fallen. Unsere wichtigste Aufgabe war daher,<br />
die Friedenskonferenz in der Richtung zu beeinflussen, daß sie dem Anschluß<br />
keine Hindernisse in den Weg lege.<br />
In den letzten Kriegsjahren war das österreichische Problem in den<br />
Ländern der Verbündeten lebhaft erörtert worden. Die konservativen<br />
Parteien waren zumeist dafür eingetreten, man solle die Habsburgermonarchie<br />
nicht zerstören, sondern nur auf ihrer inneren Umbildung bestehen;<br />
unter slavv'ische Führung gestellt, könne sie ein Glied des eisernen<br />
Ringes werden, in den die Entente Deutschland legen wollte. Die demokratischen<br />
Strömungen dagegen wirkten für die Anerkennung des Selbstbestimmungsrechtes<br />
der Tschechen, Polen, Jugoslawen; sie zogen daraus<br />
den Schluß, daß der Rest des alten Österreich, der nach der Begründung<br />
selbständiger Nationalstaaten der slawischen Völker übrig bleibe, unvermeidlich<br />
an Deutschland fallen müsse. So war der Gedanke, daß die Auflösung<br />
der Habsburgermonarchie den Anschluß Deutschösterreichs an<br />
Deutschland zur Folge haben müsse, der öffentlichen Meinung der Ententcländer<br />
keineswegs fremd; er war dort schon 1917 und 1918 sehr oft ausgesprochen<br />
worden. Wir durften daher in unserem Kampf um -den Anschluß<br />
auf die Unterstützung starker Strömungen in den Siegerländern<br />
rechnen.<br />
Robert Lansing, der amerikanische Staatssekretär des Äußern, hatte<br />
am<br />
.21. September 1918, also noch vor dem Zusammenbruch der Mittelmächte,<br />
— ilä — 10