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von Österreich-Ungarn abfallen, wird Österreich-Ungarn zerfallen. Nicht<br />

das war die Frage, ob die deutschösterreicliische Arbeiterscliaft wünsche,<br />

daß das Reich zerfällt; die Frage, die wir zu beantworten hatten, war vielmehr,<br />

wie sich die deutschösterreichische Arbeiterschaft verhalten<br />

solle, wenn Tschechen, Polen, Südslawen das Reich zerfallen.<br />

Wir forderten seit 1899 die Umbildung Österreichs zu einem Bundesstaat<br />

freier Nationen. Im Verlaufe des Krieges war es klar geworden, daß<br />

sich Tschechen, Polen, Südslawen mit dieser Lösung ihres nationalen<br />

Problems nicht mehr begnügen werden, wenn die Revolution ausbricht;<br />

daß sie in der Revolution um ihre volle nationale Unabhängigkeit kämpfen<br />

werden. Unser Problem war: Kann sich die deutschösterreichische Sozialdemokratie<br />

der nationalen Revolution der slawischen Völker entgegenstellen?<br />

Soll sie, wenn erst die Revolution kommt, die Nationen, die ihre<br />

volle Freiheit fordern, zu zwingen versuchen, daß sie sich mit der Autonomie<br />

innerhalb Österreichs bescheiden?<br />

Das Brünner Nationalitätenprogramm war eine revolutionäre Parole,<br />

als wir es 1899 dem Zentralismus der deutscliösterreichischen Bourgeoisie<br />

und dem Kronländerföderalismus des Feudaladels entgegenstellten. Es war<br />

eine revolutionäre Parole, als wir es 1908 bis 1914 dem kriegerischen Imperialismus<br />

entgegenschleuderten. Es mochte allenfalls noch für eine<br />

revolutionäre Parole gelten, als die Partei es 1915 und 1916 der Oktroipolitik,<br />

den „Belangen" der deutschösterreichischen Bourgeoisie entgegenwarf.<br />

1917 aber war es schon klar: Kommt die Revolution, dann wird die<br />

Umbildung der Monarchie zu einem Bundesstaat autonomer Nationen zui-<br />

Parole der Konterrevolution werden; zu dem Programm, das die Dynastie,<br />

die deutschösterreichische Bourgeoisie, die magyarische Gentry den Nationen,<br />

die um ihre vollständige Befreiung kämpfen, entgegenstellen werden. Unsere<br />

Frage war: Soll sich die deutschösterreic bische Arbeiterklasse in der<br />

nahenden Revolution an die Seite der Dynastie, der deutschösterreichischen<br />

Bourgeoisie, der magyarischen Gentry gegen die ihr uneingeschränktes<br />

Selbstbestimmungsrecht fordernden Nationen stellen?<br />

Wir erwogen: Schlägt die Stunde der Revolution, dann kann nur noch<br />

konterrevolutionäre Gewalt die Nationen dem Verband des österreichischungarischen<br />

Staatswesens wieder einfügen. Aber konterrevolutionäre Gewalt<br />

kann nicht einen demokratischen Bundesstaat freier Völker aufrichten, sie<br />

kann nur mit den Mitteln der Gewalt die niedergeworfenen Völker zusammenhalten.<br />

Siegt die Revolution, so wird Österreich nicht zu einem<br />

Bundesstaat freier Völker werden, sondern zerfallen. Siegt die Konterrevolution,<br />

so wird sie nicht einen Bundesstaat freier Völker aufrichten<br />

können, sondern nur eine despotische Gewaltherrschaft, die mit den niedergeworfenen<br />

Nationen auch die deutschösterreichischen Arbeitermassen<br />

despotisch niederhalten wird.<br />

Unsere Erwägungen führten zu dem Schluß: Kommt die<br />

dürfen wir nicht Arm in Arm mit den konterrevolutionären<br />

Revolution, so<br />

Mächten, mit<br />

der Dynastie, mit der deutschösterreichischen Bourgeoisie, mit der magyarischen<br />

Gentry die Existenz Österreichs gegen die revolutionären Nationen<br />

verteidigen. Wir müssen das uneingeschränkte Selbstbestimmungsrecht der<br />

slawischen Nationen anerkennen. Und müssen aus dieser Anerkennung<br />

unseren Schluß ziehen: Erkennen wir das Selbstbestimmungsrecht der<br />

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