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schrieb Lloyd George, ,,beweisen deutlich genug, daß diese Gefahr kein<br />

Phantasiegebilde ist. Welche Gründe trieben zu dieser gewaltsamen Entscheidung?<br />

Furcht war es, nackte Furcht, daß eine große Anzahl Ungarn<br />

der Fremdherrschaft unterworfen werden." Mit dieser Begründung protestierte<br />

Lloyd George dagegen, daß ,,mehr Deutsche, als unbedingt notwendig<br />

ist", dem polnischen und dem tschechischen Staat unterworfen<br />

werden. Konnten wir also nicht hoffen, daß sich England wenigstens für<br />

den Anschluß Deutschböhmens an Deutschland einsetzen werde? „Wären<br />

wir klug," schrieb Lloyd George, „so böten wir Deutschland einen Frieden,<br />

der seiner Gerechtigkeit wegen von allen vernünftigen Menschen dem<br />

Bolschewismus vorgezogen würde." Die Entente fürchtete dam.als zunächst<br />

das übergreifen des Bolschewisnms von Ungarn nach Deutschösterreich;<br />

war es unc^enkbar, daß Lloyd George uns einen Frieden, der uns den Anschluß<br />

erlaubt, zu erwirken sucht, damit wir diesen Frieden der nationalbolschewistischen<br />

Rebellion gegen die Entente vorziehen? ,,Unsere Bedingungen",<br />

schrieb Lloyd George, „können hart, unerbittlich, niederschmetternd<br />

sein und doch können sie gleichzeitig so gerecht erscheinen,<br />

daß das Volk, dem sie auferlegt werden, notgedrungen ihre Gerechtigkeit<br />

empfinden und anerkennen muß." War es undenkbar, daß England, wenn<br />

es die Ansprüche des französischen und des polnischen Imperialismus nicht<br />

abzuwehren vermag, Deutschland wenigstens im Süden eine Entschädigung<br />

zu bieten versuchen wird? Daß es den Anschluß zulassen wird, um das<br />

deutsche Volk zu überzeugen, daß der Friede trotz aller seiner Härte doch<br />

Gerechtigkeit übe, indem er das Prinzip des Selbstbestimmungsrechtes der<br />

Völker nicht nur gegen Deutschland, sondern auch für Deutschland gelten<br />

lasse?<br />

Aus solchen Erwägungen hielten wir es nicht für unmöglich, die Vereinigten<br />

Staaten, Italien und Großbritannien zu bewegen, daß sie der Aufnahme<br />

eines Anschlußverbotes in den Friedensvertrag nicht zustimmen.<br />

Daß wir die Politik der drei Großmächte nicht unrichtig beurteilt haben,<br />

hat später nicht nur die Veröffentlichung der Denkschriften Lansings und<br />

Lloyd Georges, sondern vor allem Tardieus Geschichte der Friedensverhandlungen<br />

bewiesen. „Frankreich," erzählt Tardieu, der intimste Mitarbeiter<br />

€lemenceaus auf der Friedenskonferenz, ,<br />

.Frankreich trat dafür ein, daß<br />

Österreich von Deutschland getrennt bleiben müsse. Großbritannien und<br />

•die Vereinigten Staaten schwankten und diskutierten drei Monate lang<br />

über diese Frage."<br />

Drei Monate lang! Was konnten wir in diesen drei Monaten, in denen<br />

über das Schicksal Deutschösterreichs entschieden wurde, tun, um die<br />

Entscheidung zu beeinflussen? Zu der Konferenz der Siegermächte, die in<br />

Paris tagte, hatten wir keinen Zutritt. Wir hatten nur eine Waffe: die der<br />

Propaganda. Wir mußten die Staatsmänner der Ententemächte überzeugen,<br />

daß Deutschösterreich, auf sich selbst gestellt, nicht lebensfähig sei; daß<br />

eine Föderation der Nachfolgestaaten an dem Widerstand der Tschechoslowakei<br />

und Jugoslawiens scheitern müsse; daß der Anschluß daher die<br />

einzige überhaupt mögliche Lösung sei, die einzige, die den völligen wirtschaftlichen<br />

Zusammenbruch Deutschösterreichs und damit schwere soziale<br />

Erschütterungen und ernste Kriegsgefahr in Mitteleuropa verhüten könne,<br />

— 147 — in'

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