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harte mit dem Vertreter des Pariser „Nationalrats" in Moskau, daß die<br />
noch im europäischen Rußland und in Westsibirien stehenden tschechischen<br />
Regimenter nicht über Wladiwostok, sondern über Archangelsk nach<br />
Frankreich gebracht werden sollten. Die Regimenter, die monatelang<br />
unter unsäglichen Schwierigkeiten einen Teil des Weges nach Osten zurückgelegt<br />
hatten, sollten jetzt plötzlich umkehren, den Weg nach Westen<br />
nehmen. Die Legionen lehnten sich gegen diesen Befehl auf. Sie fühlten<br />
sich stark. Rußland hatte keine Armee. Die schwachen Roten Garden, in<br />
Sibirien zumeist aus den deutschen und magyarischen Kriegsgefangenen<br />
zusammengesetzt, zu überrennen, erschien nicht schwer. In den tschechischen<br />
Legionen erstarkte der Gedanke, sich gewaltsam der Herrschaft über<br />
die sibirische Bahn zu bemächtigen, um sich den Transport nach Wladiwostok<br />
zu erzwingen.<br />
Die Spannung führte schon am 14. Mai zu gewaltsamem Zusammenstoß.<br />
Auf dem Bahnhof von Tscheljabinsk hatten die Tschechen einen<br />
magyarischen Kriegsgefangenen erschlagen. Als darum der Sowjet von<br />
Tscheljabinsk die tschechische Wache verhaften ließ, drangen die Tschechen<br />
in die Stadt ein, sie bedrohten den Sowjet, sie entwaffneten einen Teil<br />
der Roten Garde. Zwei Tage später traten in Tscheljabinsk die Delegierten<br />
der Legionen zu einem Kongreß zusammen. Sie beschlossen, die Fahrt<br />
über Archangelsk abzulehnen und sich „aus eigener Ordnung" den Weg<br />
nach Wladiwostok zu bahnen. Nun entschloß sich die Sowjetregierung zu<br />
entschiedenster Abwehr. Am 23. Mai befahl das Kriegskommissariat „alle<br />
tschechischen Transporte zu entwaffnen und aufzulösen und aus ihnen<br />
Teile der Roten Armee oder Arbeitsabteilungen zu bilden". Am 25. Mai<br />
befahl Trotzki: „Jeder Tschechoslowake, der mit der Waffe in der Hand<br />
an der Bahn betreten wird, ist auf der Stelle zu erschießen. Jede Abteilung,<br />
in der auch nur ein bewaffneter tschechoslowakischer Soldat gefunden wird,<br />
ist in einem Gefangenenlager zu internieren. Allen Eisenbahnern ist<br />
bekanntzugeben, daß sich kein Waggon mit Tschechoslowaken mehr nach<br />
Osten bewegen darf."<br />
An demselben Tage, an dem Trotzki diesen Befehl erließ, schlugen die<br />
Tschechen in Westsibirien los. Sie bemächtigen sich der Eisenbahnstationen,<br />
drangen in die Städte ein, überwältigten und entwaffneten die<br />
schwachen roten Besatzungen, verhafteten die Mitglieder der Sowjets.<br />
Binnen wenigen Tagen war die ganze sibirische Bahn von Tscheljabinsk<br />
bis zum Bajkal in den Händen der Tschechen.<br />
Nun erhoben sich auch die noch im europäischen Rußland stehenden<br />
Regimenter. Am 29. Mai nahmen sie Pensa. Von dort erzwangen sie sich<br />
den Transport nach Osten. Bei Lipjag schlugen sie rote Streitkräfte, die<br />
sich ihnen entgegenwarfen; so fiel Samara in ihre Hand. Hier, an der<br />
Wolga, bildete sich eine neue Front. Es waren in der ersten Zeit auf beiden<br />
Seiten der Front Österreicher, die den rieuen Krieg führten: hüben Deutsche<br />
und Magyaren unter roter Flagge, drüben die Tschechen. Am 6. Juni wurde<br />
die Verbindung zwischen Samara und Tscheljabinsk hergestellt; von der<br />
Wolga bis zum Bajkal war nun die Eisenbahn in den Händen der Legionen.<br />
In diesem ganzen Gebiet hatten die Tschechen die Sowjets gestürzt.<br />
Unter dem Schutze der tschechischen Bajonette bildeten sich die „demo-<br />
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