03.11.2013 Aufrufe

eingescanntes Buch (PDF) - WordPress – www.wordpress.com

eingescanntes Buch (PDF) - WordPress – www.wordpress.com

eingescanntes Buch (PDF) - WordPress – www.wordpress.com

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

•den schärfsten Kampf gegen den Genfer Vertrag und gegen das Wiederaufbaugesetz<br />

aufnehmen.<br />

Aber diesen Kampf mußten wir unter den ungünstigsten Bedingungen<br />

führen. Das österreichische Volle hatte vier Jahre furchtbarster Geldentwertung<br />

erlebt. Vier Jahre lang war es von furchtbarer Teuerung gequält<br />

worden. Es halte schließlich im August den Zustand der Panik erlebt,<br />

in dem die vollständige Vernichtung des Wertes des Papiergeldes die<br />

.Leb,ensmitteizufuhr aus dem Ausland überhaupt unmöglich zu machen<br />

drohte. Nun war es mit einemmal anders geworden. Seitdem die Aussicht<br />

auf den großen Auslandskredit bestand, sank der Kronenkurs nicht<br />

mehr, die Warenpreise begannen zu sinken, die Panik war geschwunden.<br />

Diese guten Wirkungen von Genf waren da. Sie waren iederraann fühlbar.<br />

Die bösen Wirkungen, die die Sozialdemokraten voraussagten, waren vorerst<br />

nichts als Prophezeiungen. Die Stimmung der breiten Volksmassen<br />

l)is tief m die Reihen der Beamten und Angestellten hinein war für Genf.<br />

Wir mußten unseren Kampf gegen die Stimmung breiter Volksmassen<br />

.führen.<br />

Und in diesem Kampfe mußte unser Ziel ein anderes, weiteres sein als<br />

die bloße Verwerfung des Genfer Vertrages. Vv^ir hatten die Krise des<br />

August erlebt. Wir wußten: wird der Genfer Vertrag verworfen, dann besteht<br />

vorerst keine Aussicht auf Auslandskredite; dann drohen, wenn nicht<br />

gleichzeitig die energischesten Maßregeln zur Abwehr des Währungszusammenbruchs<br />

getroffen werden, neuer Sturz der Krone, neue Teuerungswelle;<br />

dann entsteht die Gefahr wieder, daß die Lebensmitteleinfuhr aus<br />

dem Ausland überhaupt zu stocken beginnt, daß Österreich in eine Hungerkatastrophe<br />

stürzt. Darum mußten wir sagen: Wir dürfen die Ratifizierung<br />

des Genfer Vertrages nur unter der Bedingung verhind.ern, daß wir gleich-<br />

.zeitig finanzpolitische Maßregeln durchsetzen können, die die drohende<br />

Währungskatastrophe zu verhindern geeignet sind<br />

Solche Maßregeln waren möglich. Man konnte durch eine Zwangsanleihe<br />

in Valuten und Devisen von den Banken und den Börsennritgliedern<br />

120 Millionen Goldkronen in ausländischen Zahlungsmitteln anfordern,<br />

konnte ferner durch Valorisierung der Zwangsanleihe Segurs ihren Ertrag<br />

auf wenigstens 60 Millionen Goldkronen erhöhen, hatte schließlich auch<br />

noch einen Goldschatz aus der Liquidation der Österreichisch-Ungarischen<br />

Bank im Betrage von 35 Millionen Goldkronen zur Verfügung. Mit diesen<br />

Mitteln konnte man das Staatsdefizit für geraume Zeit ohne Beanspruchung<br />

•der Notenpresse decken, den Kronenkurs stabilisieren und dadurch für die<br />

Bilanzierung der regelmäßigen Einnahmen und Ausgaben des Staates Zeit<br />

gewinnen. Ökonomisch war es also unzweifelhaft möglich, den wirtschaftlichen<br />

Zusammenbruch auch im Falle der Verwerfung des Genfer Vertrages<br />

zu verhüten. Aber war es auch politisch möglich? Waren wir imstande,<br />

die Regierung Seipel zu stürzen und an ihre Stelle eine Regierung<br />

zu setzen, die die Ratifizierung des Genfer Vertrages abgelehnt und gleichzeitig<br />

die von uns geforderten Maßregeln finanzieller Selbsthilfe mit solcher<br />

Energie und solcher Schnelligkeit ergriffen hätte, daß die Währungskatatstrophe<br />

wirklich verhütet werde?<br />

Die erste Voraussetzung dafür war, die Volksstimmung gegen Genf zu<br />

wenden. Wir begannen eine große Propagandaaktion. Der Parteitag am<br />

— 2G7 —

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!