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Aber trotz alledem bewährte sich noch einmal die gewaltige suggestive<br />
Kraft, mittels deren der militärische Mechanismus den Offizier und den<br />
Mann im Kampf in seiner Gewalt zu erhalten vermag. Koch einmal opferten<br />
Deutsche und Tschechen, Polen und Ukrainer, Magyaren und Slowaken,<br />
Schulter an Schulter tapfer kämpfend, Leife und Leben für ein Vaterland,<br />
das nicht mehr war. Die Berichte der italienischen Obersten Heeresleitung<br />
geben von diesen letzten Waffentaten der k. und k. Armee ein anschauliches<br />
Bild. Vom 24. Oktober meldete sie: „Der Asolone, welcher im ersten<br />
Anlauf genommen w^urde,- mußte unter dem Druck heftiger feindlicher<br />
Gegenangriffe wieder geräumt werden. Die Brigade Pesaro nahm den<br />
Pertica, das 23. Sturmbataillon und andere Abteilungen die Höhe 1484 des^<br />
Prassolan; aber durch das feindliche Feuer zusammengeschmolzen, mußten<br />
auch diese in den erreichten Stellungen stelienbleiben." Vom 25. Oktober:<br />
„Der Gegner führte nach Erho'lung von der Überraschung von allen Seiten<br />
Gegenangriffe auf die eingebrochenen Sturmtruppen, welchen es gelang,<br />
durch die feindlichen Kräfte mit den Gefangenen in die Ausgangsstellung<br />
zurückzugelangen." Es war die zu zwei Dritteln aus tschechischer Mannschaft<br />
zusammengesetzte 4. Infanterie-Truppendivision, die die Italiener<br />
im Asoloneabschnitt zurückwarf; es waren Egerländer und Szekler,<br />
Slowaken und Rumänen, Magyaren und Tschechen, deren „heftigen<br />
^Yiders^and" der italienische Heeresbericht feststellte. Nicht mit Unrecht<br />
rühmte der österreichisch-ungarische Heeresbericht vom 26. Oktober:<br />
„Die Leistungen unserer Truppen stehen gegenüber den größten Vi^affentaten<br />
früherer Schlachten in nichts zurück."<br />
*<br />
Im Hinterland war das Reich schon in voller Auflösung. Hier, an der<br />
Front, schien es noch zu leben in der alle die Nationen umspannenden<br />
Einheit der Armee. Die Lage vom Sommer 1848 schien wiedergekehrt:<br />
In deinem Lager ist Österreich,<br />
Wir anderen sind einzehie Trümmer.<br />
Und doch, es war nur Schein. Das Volksheer von 1918 konnte nicht von<br />
der nationalen Revolution unbeeinflußt bleiben wie Radetzkys kleines Berufsheer<br />
von 1848. Das in hundert Schlachten geschlagene, das hungernde,<br />
verfallende, von furchtbarer Übermacht bedrängte Heer von 1918 Jvonnte<br />
die Monarchie nicht retten, wie es das siegreiche Heer von 1848 durch<br />
leichten, schnellen Sieg konnte. Während die Kampftruppen am Monte<br />
Grappa zum letztenmal den Ansturm des Feindes abwehrten, zeigten sich<br />
in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft schon drohende Anzeichen, daß die<br />
Revolution in das Heer selbst eingezogen war.<br />
Schon am 24. Oktober, dem Tage des Beginns der italienischen Offensive,<br />
meldeten die Armeen bedrohliche Erscheinungen. Die 6. Armee meldete,<br />
daß die Marschbataillone zweier ungarischer Regimenter forderten,<br />
in die Heimat zur Verteidigung des bedrohten Vaterlandes gebracht zu<br />
werden. Das Gruppenkommando Belluno meldete, die 42. kroatische Division<br />
sei in solchem Zustand, daß man es kaum noch wagen könne, sie ein-<br />
Eusetzen. Das Gruppenkommando Boroevic meldete Meutereien bosnischer<br />
Truppen. Immerhin mochte man all das doch nur als Einzelfälle ohne<br />
größere Bedeutung ansehen; die Masse der Armee schien noch fest. Erst am<br />
folgenden Tage, dem 25. Oktober, begann eigentlich die nationale Revolution<br />
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