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nisse ihnen selbst gefährlich zu werden drohte. Die Revolution halte die<br />

kleinen Leute im Dorfe geweckt. Das allgemeine Wahlrecht stärkte ihne<br />

Macht in den Gemeinden. Der Kampf zwischen den Gemeinden und den<br />

Agrargemeinschaften, zwischen den Häuslern und den Rustikalisten um<br />

das Eigentum an den alten Gemeindoländereicn, um das Nutzungsrecht<br />

am Gemeindewald und an der Gemcindeweide lebte wieder auf. Die<br />

Pächterschutzverordnung vom 5. August 1919, die die Anpassung der<br />

Pachtzinse an die Geldentwertung hemmte und dadurch einen Teil der<br />

Grundrente vom Grundeigentümer auf den Pächter übertrug, war ein Sieg<br />

der Kleinen über die Großen un Dorfe. Die Großbauern begannen sich<br />

gegen die Revision der überlieferten Eigentumsverhältnisse zu wehren.<br />

Nun war es der Bourgeoisie leicht, sie gegen die „Sozialisierung" aufzubieten.<br />

Die Bewegung, die seit dem Umsturz durch die Dörfer ging, war vom<br />

Anfang an zwieschlächtigcn Charakters gewesen. Aber ihr demokratischer<br />

Charakter schwand schnell; desto stärker trat ihr der Arbeiterklasse<br />

leindlicher Klassencharakter hervor. Die Revolution hatte ja das Dorfproletariat<br />

erweckt. Die überaus schnelle Entwicklung und die überaus<br />

großen Erfolge der jungen gewerkschaftlichen Organisation der Landund<br />

Forstarbeiter schreckte den Bauern. Zugleich erkannte der Bauer den<br />

engen Zusammenhang zwischen der Bewegung der Landarbeiter und<br />

der Bewegung des Industrieproletarials. Wenn nach acht Stunden die<br />

Fabrikpfeife ertönte, legte auch der Bauernknecht die Hände in den Schoß.<br />

Im Dorfwirtshaus hänselte der Eisenbahnarbeiter den Bauernknecht, der<br />

mehr als acht Stunden arbeitete. Im Dorf fehlte es an Arbeitskräften,<br />

während der Staat den Arbeitslosen in der Stadt Unterstützungen bezahlte.<br />

Überall sah der Herrnbauer seine Interessen denen der Arbeiterklasse<br />

entgegengesetzt: im Kampfe um die Übernahmspreise der staatlichen<br />

Getreideverkehrsanstalt, um die Wiederherstellung des freien Handels, um<br />

den Ausbau der Besitzsteuern. War nicht der städtische Unternehmer sein<br />

natürlicher Bundesgenosse im Kampfe gegen Achtstundentag und Arbeitslosenunterstützung,<br />

der städtische Kaufmann sein natürlicher Bundesgenosse<br />

im Kampfe um den freien Handel, der städtische Kapitalist sein<br />

natürlicher Verbündeter im Kampfe gegen die Vermögensabgabe und die<br />

Besitzsteuern? Auch im Bauercwirtshaus hieß es nun: die Sozialdemokratie<br />

ist der Feind!<br />

So entwickelte sich allmählich die Einheitsfront der besitzenden<br />

Klassen gegen die Arbeiterklasse. Das Bankkapital, das den freien<br />

Devisenhandel forderte; das industrielle und gewerbliche Unternehmertum,<br />

das sich gegen die „sozialpolitischen Lasten" zur Wehr setzte; das<br />

Handelskapital, das uni den freien Handel kämpfte; die neuen Reichen,<br />

die vor der Vermögensabgabe zitterten; die untergehenden Schichten des<br />

Bürgertums und der Intelligenz, die sich über die „hohen Löhne" entrüsteten;<br />

die Bauern, die die Bewegung der Landarbeiter schreckte —<br />

sie alle vereinigten sich gegen die Arbeiterklasse. Alle inneren Gegensätze<br />

innerhalb der Stadt- und Dorfbourgeoisie erschienen bedeutungslos gegenüber<br />

dem gemeinsamen Gegensatz gegen das Proletariat. Der jüdische<br />

Schieber spendete gern für den Wahlfonds der bürgerlichen Parteien,<br />

deren Sieg allein ihn vor hohen Resitzsteuern und vor der Anforderung<br />

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