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anseslellle entlassen werden; bis Mitte 192-4 sollen weitere 75.000 Bundesangesiellte<br />

aus dem Staatsdienst ausgeschieden werden. Jeder einzelne<br />

Bundesangestellte fürchtet nun den Abbau; jeder einzelne wirbt um das<br />

Wohlwollen seiner Vorgesetzten, um von dem Abbau verschont zu werden.<br />

Die Machtstellung der Gewerkschaften und der Personalvertretungen wurde<br />

durch die Furcht der einzelnen vor dem Abbau geschwächt.<br />

Zugleich erstarkten die konterrevolutionären, die fascistischen Tendenzen<br />

innerhalb des Bürgertums. Der Sieg des Fascismus in Italien hat<br />

überall die nach gewaltsamer Niederwerfung der Arbeiterklasse, nach der<br />

Aufrichtung einer zäsaristischen Diktatur drängenden konterrevolutionären<br />

Tendenzen gestärkt. Inbesondere in Bayern gewann die nationalsozialistische<br />

Bewegung im Herbst 1922 bedeutende Kraft. Sie griff nun auch auf<br />

Österreich über. Sehr große Geldmittel, die aus Deutschland zuflössen,<br />

erlaubten den Hakenkreuzlern eine lärmende Agitation, die den volkstümlichen<br />

Haß gegen die „neuen Reichen" zu antisemitischer Pogromhetze ausnützt<br />

und das Elend der Arbeitslosen zu konterrevolutionären Zwecken<br />

ausbeutet; sie versuchen es, durch das Elend der Krisenzeit deklassierte Arbeitslose<br />

für ihre Sturnltruppen gegen die Arbeiterklasse zu werben und zu<br />

kaufen. Ähnliche Anstrengungen machten verschiedene Gruppen der Frontkämpfer<br />

und der Heimatwehren. Die Arbeiterklasse antwortet, indem sie ihre<br />

Ordnerorganisation ausbaut. Aber die Ordnerorganisation muß nun damit<br />

rechnen, daß ihr zahlreiche, zum großen Teil aus gewesenen Offizieren zusammengesetzte,<br />

daher militärisch sehr wertvolle, dank den reichen Geldmitteln,<br />

über die sie verfügen, sehr gut ausgerüstete Gegner gegenüberstehen.<br />

Zugleich versuchen Unternehmerverbände und Fascistenorganisationen<br />

auch eine Technische Nothilfe zu schaffen, die zur Niederwerfung von<br />

Streiks in lebensnotwendigen Betrieben dienen soll.<br />

Diese ganze Entwicklung hat das Machtbewußtsein der bürgerlichen Regierung<br />

überaus gefestigt. Kann sich die Regierung jetzt jederzeit hinter der<br />

Autorität des Generalkommissärs des Völkerbundes decken, verfügt sie jetzt<br />

im, Nationalrat über eine einheitlichere und selbstbewußtere Mehrheit als<br />

vordem, so hat sie in einer Zeit der Kurzarbeit, der Arbeitslosigkeit, des<br />

Atjbaus, der starken fascistischen Rüstungen proletarische Massenerhebungen<br />

außerhalb des Parlaments weit weniger zu fürchten als früher.<br />

Haben die außerordentlichen Vollmachten, die die Regierung auf Grund des<br />

Genfer Vertrages genießt, 'die parlamentarische Demokratie eingeengt, so ist<br />

die funktionelle Demokratie fast völlig verschwunden: die „Staatsautorität"<br />

ist wiederhergestellt, die Regierung diktiert nun, wo sie früher mit Personalvertretungen<br />

und Gewerkschaften paktieren mußte. Das ist nun nicht mehr<br />

die schwache, zaghafte bürgerliche Regierung, wie es die Regierungen Mayr<br />

und Schober waren. Das ist die machtbewußte Regierung der besitzenden<br />

Klassen, die die Schwächung der Arbeiterklasse ausnützen wollen, um die<br />

Klassenherrschaft der besitzenden Klassen wiederherzustellen, die Republik<br />

zum Herrschaftsinstrument der Bourgeoisie auszubauen.<br />

Die Reaktion drückt sich anschaulich in der Finanzpolitik aus, die der<br />

Genfer Vertrag eingeleitet hat: hat die Finanzpolitik der Jahre 1919 und<br />

1920 den Schwerpunkt der staatlichen Einnahmenwirtschaft von den Verbrauchsabgaben<br />

zu den Besitzsteuern verschoben, so rückt ihn die Durchlührung<br />

des „Wiederaufbaugesetzes" jetzt wieder von den Besüzsteuern zu<br />

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