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sind. Diese Machtstellungen und Machtmittel muß die Bourgeoisie dem<br />
Proletariat zu entreißen versuchen, um ihre Klassenherrschaft aufzurichten.<br />
Es ist denkbar, daß die Bourgeoisie dies durch einen Gewaltstreich versuchen<br />
wird; ist doch durch die offizielle, legale Reaktion seit Genf die inoffizielle,<br />
illegale Reaktion der zu einem Gewaltstreich rüstenden Hakenkreuzler,<br />
Frontkämpfer, Heimatwehren sehr gestärkt worden. Die Arbeiterklasse<br />
muß daher zur Abwehr eines gewaltsamen Angriffs gerüstet bleiben.<br />
Aber wenn die Arbeiterklasse hinreichend gerüstet ist, dann wird die Bourgeoisie<br />
einen gewaltsamen Angriff schwerlich wagen. Den offenen Bürgerkrieg<br />
kann die Bourgeoisie nicht v/ünschen; er würde ja den Kredit Österreichs<br />
im Ausland vollständig vernichten, damit den auf Auslandskredite gegründeten<br />
Genfer Plan zerreißen und dadurch die Grundlage der ganzen<br />
Herrschaft der Bourgeoisie zerstören. Die Bourgeoisie wird diesen auch ihr<br />
so gefährlichen Weg um so mehr scheuen, als sie seiner gar nicht bedarf.<br />
Denn wenn die Staatsmacht einige Jahre lang in den Händen einer vom<br />
Generalkoramissär des Völkerbundes, der mit diktatorischer Gewalt über<br />
die Staatsfinanzen verfügt, gestützten und gestärkten, gemäß dem Genfer<br />
Vertrag mit außerordentlichen Vollmachten ausgestatteten Bourgeoisregierung<br />
bleibt, dann kann diese Bourgeoisregierung durch planmäßige<br />
Arbeit binnen wenigen Jahren die Machtpositionen des Proletariats zerbröckeln,<br />
ohne sie gewaltsam zerschlagen zu müssen.<br />
Das gilt vor allem von unserer Machtstellung im Bundesheer. Die<br />
Wehrmänner, die durch die Schule des Krieges und der Revolution gegangen<br />
sind, scheiden nach der Beendigung ihrer Dienstzeit aus dem Heere<br />
aus. Die jungen Rekruten, die an ihre Stelle treten, durch Begünstigung<br />
der Willfährigen und Schikanierung der Selbstbewußten kirre zu machen<br />
und bei der Auswahl der Wehrmänner, die zu Offizieren ausgebildet<br />
werden, die bürgerlich Gesinnten zu bevorzugen, ist den Komrnandcn sehr<br />
leicht möglich. Auf diesem Wege kann ein planmäßig arbeitender Heeresminister,<br />
ohne allzu großes Aufsehen hervorzurufen, ohne allzu große<br />
Kämpfe zu provozieren, das Bundesheer binnen wenigen Jahren in ein verläßliches<br />
Instrument zur Niederwerfung und Niederhaltung des Proletariats<br />
verwandeln. Ebenso kann eine starke bürgerliche Regierung planm.äßig die<br />
bürgerlichen Selbstschutzorganisationen stärken, die proletarischen<br />
schwächen; kann sie den Einfluß der Personalvertretungen und der Gewerkschaften<br />
in den Bundesbetrieben schrittweise zurückdrängen und eine<br />
Technische Nothilfe zur Abwehr von Streiks in lebensnotwendigen Betrieben<br />
ausrüsten; kann sie die Finanzen der Gemeinde Wien planmäßigschädigen,<br />
dadurch die sozialdemokratische Gemeindeverwaltung in Verlegenheiten<br />
stürzen und auf diese Weise die Herrschaft der Arbeiterklasse<br />
in dem weitaus größten Bundeslande untergraben; kann sie durch das<br />
friedliche Mittel von Parlamentswahlen die Zweidrittelmehrheit im Nationalrat<br />
erobern und sodann die Geschäftsordnung des Nationalrates so abändern,<br />
daß die parlamentarische Opposition auf wirkungslose Kritik beschränkt<br />
wird. x\«f diese Weise kann eine starke bürgerliche Regierung<br />
binnen wenigen Jahren die wichtigsten Machtpositionen des Proletariats<br />
allmählich zerbröckeln. Gehngt ihr das, dann steht der dreifachen Herrschaft<br />
der Bourgeoisie — der politischen Herrschaft der reaktionären<br />
Kleinbürgerei, der wirtschaftlichen Herrschaft des Kriegsgewinner- un