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Aufgabe der Gemeinwirlschaft, die sich im Srlioße der kapitalisüschen<br />
Gesellschaft entwickelt.<br />
Der stürmischen Zeit, in der das Gesetz über die genieinwirlschaftlichen<br />
Unternehmungen entstanden ist, konnte freilich eine so langsame Entwicklung<br />
der Elemente der sozialistischen Zukunft nicht genügen. In den<br />
Winter- und Frühjahrsmonaten 1919, in der Zeit der großen Kämpfe um<br />
Rätediktalur und Sozialisierung in Deutschland, in der Zeit der Rätediktatur<br />
in Ungarn, drängten die Massen auch in Deutschösterreich nach<br />
der Sozialisierung der Privatindustrie und auch wir konnten nicht voraussehen,<br />
ob nicht Siege der Sozialisierungsbewegung in den Nachbarstaaten<br />
auch in unserem Lande die Soziahsierung einzelner Zweige der Produktion<br />
mäglich und notwendig machen werden. In der Sozialisierungskommission<br />
und in ihrem Büro wurden unter der Leitung des Heidelberger Professors<br />
Emil Lederer Projekte für die Sozialisierung einzelner Produktionszweige<br />
ausgearbeitet. Wir nahmen zunächst die Sozialisierung der großen Eisenindustrie,<br />
des großen Forstbesitzes, des Großhandels mit Kohle und des<br />
Kohlenbergbaus in Aussicht und entwarfen ein Projekt, den Ausbau der<br />
Wasserkräfte in gemeinwirtschaftlichen Formen durchzuführen. Das<br />
Gemeinwesen sollte also zunächst die Verfügung über die beiden widitigstcn<br />
Rohstoffe, Eisen und Holz, und über die beiden wichtigsten Energiequellen,<br />
Kohle und Wasserkraft, an sich ziehen. Aber schon im Verlauf -des<br />
Sommers 1919 wurde immer deutlicher erkennbar, daß sich der Verwirklichung<br />
dieser Projekte unüberwindliche Hindernisse entgegentürmten.<br />
Der Widerstand der Kapitalisten gegen die Expropriation einiger<br />
Produktionszweige fand zunächst im Länderpartikularismus einen<br />
mächtigen Bundesgenossen. Die Landesregierungen von Steiermark und von<br />
Kärnten verlangten, daß die Eisenindustrie nicht durch den Staat sozialisiert,<br />
sondern verländert werde. Alle Landesregierungen erklärten, daß ein<br />
jedes Land allein über seine Wasserkräfte verfügen könne. Der Soziahsierung<br />
des Forstbesitzes stellten die Länder ganz entgegengesetzte Pläne<br />
gegenüber; sie gingen daran, durch Landesgesetze die bäuerlichen<br />
Servituten' auf den Staatsforsten gegen Abtretung von Boden abzulösen,<br />
also die Forste, siatt sie zu soziahsieren, auf die Bauern zu verteilen.<br />
Dieser Widerstand der Länder hat die Verhandlungen über die Sozialisierung<br />
gerade in der für sie günstigsten Zeit in die Länge gezogen. Indessen<br />
aber wurden viel schwerere Hindernisse anderen Ursprungs wirksam.<br />
Wir hatten als erste Aktion die Sozialisierung der Eisenindustrie ins<br />
Auge gefaßt; sie mußte mit der Sozialisierung der Alpinen Montangesellschaft<br />
beginnen. Die Bedingungen für sie waren günstig. Die Prager Eisenindustriegesellschaft<br />
hatte ihren Besitz an Alpineaktien abgestoßen; die<br />
Gesellschaft war nunmehr zur Gänze im Besitz deutschösterreichischer<br />
Kapitalisten, Der Kurs der Aktien war sehr niedrig; wir wären bei voller<br />
Entschädigung der Aktionäre sehr billig in den Besitz des Unternehmens<br />
gekommen. Aber die bereits in Angriff genommene Aktion wurde durch<br />
eine Gegenaktion, die von einem Mitglied der Regierung selbst ermöglicht<br />
und gefördert wurde, durchkreuzt. Professor Schumpeter, der Staatssekretär<br />
für Finanzen der ersten Koalitionsregierung, war ein entschiedener<br />
Anhänger der Sozialisierung gewesen. Er hatte in den ersten Revolutionswochen<br />
mit dem Bolschewismus kokettiert, hatte dann an den Arbeiten der<br />
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