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ministerium ein großes Projekt einer Organisation der Industrie entworfen,<br />

deren Basis die Works' Commitecs bilden sollten. Als in Deutschösterreich<br />

nach den Februarwahlen die Sozialisierungsivommission eingesetzt und ich<br />

zu ihrem Präsidenten gewählt wurde, war es die erste Aufgabe, die ich der<br />

ICommission stellte: einen Gesetzentwurf über die Betriebsräte auszu-<br />

.arbeiten. Nach sorgfältigen Vorarbeiten, an denen die Gewerkschaften<br />

hinter der Führung Huebers, Domes' und Wiedenhofers regen Anteil nahmen,<br />

wurde der Entwurf am 24. April in der Nationalversammlung eingebracht,<br />

am 15. Mai 1919 von der Nationalversammlung beschlossen.<br />

Deulschüsterreich war, von Sowjetrußland abgesehen, der erste Staat,<br />

dessen Gesetzgebung Betriebsräte schuf; erst 1920 ist uns das Deutsche<br />

Reich, erst 1921 die Tschechoslowakei gefolgt. In Deutschösterreich haben<br />

wir die Zeit der Hochflut der mitteleuropäischen Revolution, den Monat, in<br />

dem in Budapest und in München zugleich die Sowjetdiktatur herrschte,<br />

ausgenützt, um dem Unternehmertum das Betriebsrätegesetz aufzuzwingen;<br />

deshalb greift unser Eetriebsrätegesetz in mancher Hinsicht tiefer in die<br />

kapitalistische Produktionsverfassung ein als die später, m der Zeit abebbender<br />

Revolution erlassenen Gesetze Deutschlands und der Tschechoslowakei.<br />

Vor allem beschränkt unser Gesetz die Befugnisse der Betriebsräte<br />

nicht durch eine taxative Aufzählung. Es gibt den Betriebsräten ohne<br />

jede Einschränkung das Recht, die „wirtschaftlichen, sozialen und<br />

kulturellen Interessen" der Arbeiter und Angestellten wahrzunehmen; die<br />

einzelnen Aufgaben der Betriebsräte zählt es nur beispielsweise auf,, aber<br />

es beschränkt die Betriebsräte nicht auf die aufgezählten Tätigkeitszweige.<br />

So hängt es nur von der Macht der Arbeiterschaft und von der Tüchtigkeit<br />

ihrer Betriebsräte ab, wie sie die neue Institution auszunützen vermag.<br />

In der Tat haben sich die Betriebsräte in den verschiedenen Betrieben<br />

:sehr verschieden entwickelt. In der Industrie und im Gewerbe, v/o schon<br />

eine alte, gefestigte gewerkschaftliche Organisation bestand, übernahmen<br />

die erfahrenen Vertrauensmänner der Gewerkschaften die Funktionen der<br />

Betriebsräte. Sie verstanden es sehr bald, das Gesetz auszunützen. Die Be-<br />

•deutung des Gesetzes bestand hier darin, daß es die Anerkennung der Vertrauensmänner,<br />

die vordem von dem Willen des Unternehmers abhing, dem<br />

Unternehmer zur Pflicht macht, die Vertrauensmänner gegen Maßregelung<br />

wegen ihrer Tätigkeit schützt und den Wirkungskreis der Vertrauens-<br />

.männer weit über die unmittelbar gewerkschaftlichen Aufgaben hinaus erweitert.<br />

Aber das Gesetz schrieb die Institution der Betriebsräte nicht nur<br />

-den Industrie- und Gewerbebetrieben, sondern Betrieben aller Art vor. In<br />

Krankenhäusern und in Theatern, in Gastwirtschaften und in Handelsbetrieben,<br />

in den Forsten und m den Steinbrüchen wurden Betriebsräte<br />

gewählt. So drang die neue Institution auch in Betriebe ein, in denen es<br />

vordem noch keine oder nur eine unentwickelte gewerkschaftliche Organisation<br />

gegeben hatte. Hier nun wurde die neue Institution zu einem Hebel<br />

der Entwicklung und Ausbreitung der Gewerkschaften. Anderseits freilich<br />

fehlte hier zunächst noch ein Stab geschulter Vertrauensmänner, der die<br />

neue Institution zweckmäßig zu benützen verstanden hätte; in solchen Betrieben<br />

kam daher in der ersten Zeit so mancher Mißgriff und Mißbrauch<br />

vor, der erst durch die allmähliche Selbsterziehung der Massen in der<br />

.Praxis der neuen Institution überwunden werden kann.<br />

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