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die Seinen auf französischem Boden gegen die Mittelmächte kämpfend —<br />

das war das Ende des Versuchs eines Teiles des polnischen Volkes, im<br />

Bunde mit Österreich, durch Österreich die Freiheit Polens zu erobern.<br />

Ilabsburg hatte die Polen verloren. Es mochte hoffen, die Ukrainer zu<br />

gewinnen. Aber auch das war eine Selbsttäuschung.<br />

Als am Anfang des Krieges die russischen Heere in Ostgalizien eindrangen,<br />

hat es der ruthenische Bauer nicht vorstanden, daß er in dem<br />

kleinrussischen Kosaken, der dieselbe Sprache spricht und sich zu derselben<br />

Religion bekennt wie er, den Feind, in dem magyarischen Honvedhusaren,<br />

die sein Dorf plünderten, seine Beschützer und Befreier sehen<br />

sollte. Die Standgerichte der k. u. k. Armee hatten dieses politische Unverständnis<br />

der ruthenischen Bauern blutig gestraft. Seitdem grollte es in<br />

den Bauernmassen.<br />

Die kleinbürgerliche ukrainische Intelligenz hoffte trotzdem auf Üsterreicl<br />

und Deutschland. Ihr Sieg sollte die Ukraine von der Herrschaft Moskaus befreien.<br />

Ihre österreichische Orientierung hatte ihren Sinn verloren, als sich<br />

nach der russischen Märzrevolution in Kiew die Rada, die Regierung einei<br />

autonomen Ukraine, bilden konnte. Sie hatte ihren Sinn wiedergewonnen,<br />

als nach der russischen Oktoberrevolution Moskau es unternahm, die auto-'<br />

nome Ukraine niederzuwerfen. Der Friede von Brest-Litowsk, der der<br />

Ukraine die Anerkennung der Mittelmächte als einem souveränen Staate<br />

gab, war dieser österreichischen Orientierung höchster Triumph.<br />

Aber das Bild änderte sich sehr schnell. Deutsche und österreichischungarische<br />

Truppen setzten sich in Bewegung, die Ukraine den Bolschewiken<br />

zu entreißen. Sie besetzten das Land. Aber sie besetzten es, um den<br />

ukrainischen Bauern ihre Getreidevorräte zu rauben, um den Boden, dessen<br />

sich die ukrainischen Bauern bemächtigt hatten, den russischen und<br />

polnischen Gutsherren zurückzugeben, um gegen die rebellierenden<br />

Bauern blutige Henkerarbeit zu verrichten. Sie nahmen Kiew. Aber nicht<br />

die kleinbürgerliche Rada, sondern den Hetman Skoropadsky .setzten sie<br />

hier in die Macht; nicht die patriotisch-revolutionäre ukrainische<br />

Intelligenz, sondern die alten zarischen Generale und Gouverneure übernahmen<br />

unter dem Schutze deutscher und österreichischer Bajonette die<br />

Herrschaft. Was die kleinbürgerliche Intelligenz als ein Werk nationaler<br />

Befreiung erhofft hatte, war zu einem Werk der Plünderung, der Konterrevolution,<br />

der Fremdherrschaft geworden. Wut bemächtigte sich der Enttäuschten.<br />

Habsburg hatte die Polen verloren und dafür nicht einmal die<br />

Ukrainer gewonnen.<br />

So war der Ring geschlossen. Habsburg hatte den Krieg gegen die Jugoslawen<br />

begonnen, es war durch den Krieg in den heftigsten Gegensatz<br />

gegen die Tschechen geraten, es hatte im Verlauf des Krieges die Polen<br />

verloren und die Ukrainer nicht gewonnen. Alle slawischen Völker standen<br />

nun gegen Habsburg. Alle hofften auf den Sieg der Entente. Österreich-<br />

Ungarn führte den Krieg nicht nur gegen äußere Feinde ringsum, sondern<br />

auch gegen zuei Drittel seiner eigenen Bürger. Das Schicksal der<br />

Habsburgermonarchie war besiegelt.<br />

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