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Seiteneinrichtung Word Standard - Max-Planck-Gymnasium

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Wir alle fühlen es zutiefst, dass eine heilige Begeisterung zurückgeblieben ist, als unser Sang<br />

sich draußen auf der Landstraße schon wieder an den Wipfeln der Waldbäume empor zum<br />

nächtlichen Himmel ringt.<br />

Feierlich sinkt auch bald die Flagge im Lager herab. Der Tag ist vorüber, die Schlacht ist vorbei.<br />

Bald liegt tiefster Friede über den Zelten, in denen junge Kämpfer einem neuen Morgen<br />

entgegenträumen.<br />

aus: Trierer Nationalblatt vom 23.08.1935, S. 11<br />

Text 3: Ein Teilnehmer im Interview:<br />

"Am Abend nach Einbruch der Dunkelheit wurden wir im Lager zum Appell gerufen, dass es<br />

zu einer Nachtübung nach Freudenburg ginge, unterwegs sollten wir Steine aufsammeln und<br />

einstecken. In Freudenburg angekommen, stellten wir uns auf dem Marktplatz auf und sangen<br />

antisemitische Lieder. Unter der Führung eines Einheimischen gingen wir zu den Häusern und<br />

bewarfen sie mit den mitgebrachten Steinen. Bis dahin wusste ich nicht, dass es gegen die<br />

Juden ging. Aber es hat uns Spaß gemacht, etwas zu tun, was normalerweise verboten ist.<br />

Heute schäme ich mich furchtbar dafür."<br />

aus: Interview E. J., Jg. 1923, Teilnehmer des HJ-Lagers<br />

Text 4: Schreiben des Generalstaatsanwalts zu Köln an den Oberstaatsanwalt zu Trier<br />

(17.12.1935):<br />

"[...] Insbesondere aber hätten möglicherweise die [...] angeführten Vorfälle in Freudenburg<br />

durch Ermittelung im HJ-Lager Weissenbriel aufgeklärt werden können. Die mit nichts belegte<br />

unzureichende Erklärung [.. .] über die Erfolglosigkeit der Ermittelungen zu den Vorfällen<br />

in Freudenburg kann nicht befriedigen und die Abstandnahme von weiteren Ermittelungen<br />

nicht rechtfertigen. Die Anordnung weiterer Ermittelungen unterbleibt lediglich deshalb, weil<br />

nunmehr die Strafverfolgung großenteils verjährt und jetzt weitere Ermittelungen keinen Erfolg<br />

versprechen.<br />

Des weiteren ist die verzögerliche Bearbeitung durch die Staatspolizeistelle in Trier zu beanstanden,<br />

die [...] erst 1 Monat nach Eingang der Akten Ermittelungen vorgenommen und sodann<br />

nach den am 8.Oktober erfolgten Vernehmungen [...] wieder erst 1 Monat später eine<br />

weitere Aufklärung veranlasst hat.<br />

Köln - Az. II 85 U 2/35 gez. Windhausen (StA Koblenz, Best. 584,2 Nr.184 S. 23f.)<br />

Text 5: Erklärung Fanny Kahn, Freudenburg:<br />

Freitag 9. 8. 35: "judenfeindlicher Propagandamarsch durch das Dorf. Es waren Jugendliche aus<br />

einem HJ-Lager in Weissenbriel. Außerdem befanden sich in dem Zug auch Freudenburger.<br />

Der Zug war 100-150 Personen stark. Auf dem Marktplatz riefen Sprechchöre: Deutschland<br />

erwache, Juda verrecke" Steine an die Haustüre jüdischer Einwohner. 6 Fenster am Abend eingeworfen.<br />

"Die Täter hatten Blendlichter bei sich und schossen auch in die Luft." Samstag - Vormittag<br />

durch Ortsschelle, dass "der Führer derartige Ausschreitungen nicht wollte, die Täter würden<br />

streng bestraft, die Juden sollten sich ruhig verhalten." Schlafe.<br />

"Gegen 1 Uhr kam mein Sohn zu mir (und sagte,) dass er von einem Pflasterstein getroffen<br />

worden war. Verletzt war er nicht. Mein Sohn blieb jetzt bei mir auf der Mansarde." Es blieb<br />

eine ½ Stunde ruhig. "Dann stiegen mit einer Leiter über mein Schlafzimmer (im 1.Stock) 2<br />

Personen in die Mansarde. Die Personen waren schwarz vermummt." (...)<br />

"Kurz darauf erhob sich ein außerordentliches Bombardement meines Hauses. Das Fensterkreuz<br />

und die Decke wurden stark beschädigt."<br />

aus: Staatsanwalt Trier: Vorverfahren gegen Lang u.a. wegen Sachbeschädigung (A3.4Js 859/ 1935)<br />

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