06.11.2013 Aufrufe

Seiteneinrichtung Word Standard - Max-Planck-Gymnasium

Seiteneinrichtung Word Standard - Max-Planck-Gymnasium

Seiteneinrichtung Word Standard - Max-Planck-Gymnasium

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Man drohte sogar mit Verhaftung der ganzen Männerwelt. Es folgten die gefürchteten Massenausweisungen<br />

der Beamten, besonders der Eisenbahner vom 30. Juni und 21. Juli. Berittene<br />

Spahis sprengten in der Frühe durch Saarburg und Beurig und besetzten die Stadt- und<br />

Dorfausgänge. Französische Gendarmen verkündigten in den Wohnungen den Männern die<br />

Ausweisung, den Abtransport im Laufe des Tages. Die Familien mußten nach vier Tagen folgen.<br />

Junge Leute waren schon auf eigene Gefahr über den Rhein geflüchtet.<br />

Erschütternd und unvergeßlich waren die Szenen auf den Bahnhöfen. Mit grimmem Trotz<br />

zogen die Männer fort, Sorge für Familie im Herzen. Aber wenn die Frauen Abschied nahmen<br />

vom Heim, in dem vielleicht schon nach einer halben Stunde andere es sich bequem machten,<br />

wenn sie mit ihrem Bündel auf dem Bahnhof erschienen, umdrängt von den angstvoll fragenden<br />

Kleinen, dann gab's Tränen des Wehs und des Ingrimms.<br />

"Was wollen Sie denn mit den Kindern da - die können hier bleiben", so fährt ein französicher<br />

Gendarm eine Mutter an, die zwei Kleine im Korb heranschleppt zum Eisenbahnzug. Und die<br />

Antwort der deutschen Mutter: "Mä, seid Ihr da gäckisch! Eech losse geweß mein Kenner hei!<br />

Wu eech hingiehn, do giehn och mein Kenner hin!" So wanderten aus dem kleinen Beurig am<br />

30. Juni 19 Männer, meist Familienväter, über den Rhein, am 21. Juli 27 Familienväter und<br />

21 Junggesellen. Der Kampf um die Stellung der Bahnwache wurde mit erbitterter Schärfe<br />

geführt. Er führte aus Beurig und Saarburg nicht weniger als 118 Beamten und Angestellte in<br />

die Verbannung ohne die Familienmitglieder. In den Transportzügen fehlte am Wagen oft der<br />

Abort, aber der schwarze Soldat als "Schutzengel" fehlte nicht im Abteil. Ganz Mitteldeutschland,<br />

besonders der Harz, wimmelte von Vertriebenen."<br />

Fragen zum Text:<br />

1. Kleinliche Schikanen im Dienst der großen Politik - zähle die Schikanen auf! Warum werden<br />

sie sorgfältig registriert?<br />

2. Zur großen Politik: auch Frankreich muss bezahlen und leitet die Reparationsgelder weiter<br />

an das Gläubigerland USA. Weise nach, welche schicksalhafte Bedeutung die amerikanische<br />

Finanzpolitik (und damit Wirtschafts- und Kriegspolitik) im 20. Jahrhundert für<br />

Deutschland hatte! Vgl. auch T 1 Frage 3)!<br />

Text 3 a<br />

Die Separatistenzeit<br />

"Und dann hörten die armen Verbannten traurige Kunde von neuer Prüfung und neuem Leid<br />

in der Heimat.<br />

Am Morgen des 21. Oktober war auch der Kreis Saarburg beglückt mit der Verkündigung der<br />

"Rheinischen Republik", war die grüne Fahne gehißt, das Landratsamt besetzt; noch zeugt die<br />

Türe zur Kreissparkasse von den uneigennützigen Absichten der Sendlinge der neuen Republik.<br />

- Die "Vögel" waren ausgeflogen; dafür sperrte man die Kassenbeamten ein, soweit sie<br />

nicht im sicheren Verstecke saßen. Am folgenden Tag stehen die Verteidiger des neuen Staates<br />

auf der Saarbrücke, an den Ausgängen der Stadt - junge Burschen, bewaffnet mit Gewehr<br />

und Revolver - vor wem? - "Paß vorzeigen!"<br />

Die Beamten des Landratsamtes und Kreisausschusses lehnen ein Zusammenarbeiten mit den<br />

Separatisten ab. Die angeschlagenen Aufrufe zum Dienstantritt bei Androhung der Entlassung<br />

versagen ihr Wirkung.<br />

Am 25. Oktober erreicht ein Beamtenausschuß die Räumung der Geschäftszimmer durch die<br />

Separatisten und die ungestörte Wiederaufnahme des Dienstes.<br />

Vom 26. Oktober ab übernimmt der Kreisdeputierte die Geschäfte der Kommunalverwaltung,<br />

der Kreissekretär die Verwaltung der staatlichen Abteilung des Landratsamtes. Der Kreisobersekretär<br />

war bereits über den Rhein gegangen.<br />

78

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!