Seiteneinrichtung Word Standard - Max-Planck-Gymnasium
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Eine Verordnung des Reichskanzlers vom 4. Oktober (1916) bestimmte für die Zeit vom 15.<br />
Oktober bis 15. August 1917 für den Tag und Kopf: a) auf den Nichterzeuger und die Angehörigen<br />
ihrer Wirtschaft 1½ Pfd., b) auf alle Nichterzeuger 1 Pfd. Kartoffeln. Der Höchstpreis<br />
für 1 Ztr. Kartoffeln war vom 1. Okt. 1916 ab auf 4 M festgesetzt worden. Noch schärfer<br />
wurde jedoch auf die allgemeine Herabsetzung der Speisekartoffelmenge auf den Kopf der<br />
Bevölkerung am 19. November als das Kriegsernährungsamt den vollen Umfang der Mißernte<br />
und die damit verbundenen Gefahren erkannte. [...] Wer mehr Kartoffeln eingeerntet hatte,<br />
als ihm zustand, mußte den Überschuß herausgeben.<br />
Das fiel manchen Landwirten bitter schwer, glaubten sie doch selbst mit ihrer Familie Hunger<br />
leiden zu müssen. Um dem vorzubeugen, versteckten viele an verborgenen Plätzen Kartoffeln,<br />
um sie den spähenden Augen der den Bestand aufnehmenden Behörde zu entziehen.<br />
Diese rücksichtslose Hineinmischung des Staates in den Wirtschaftsbetrieb des Landmannes,<br />
der sich schon bedrückt fühlte, war ein Gesetz der Notwendigkeit, um die mit der Herstellung<br />
von Geschützen und Munition beschäftigten Industriearbeiter mit diesem wichtigen Nahrungsmittel<br />
zu versehen. [...]<br />
Fragen zum Text:<br />
1. Obwohl die Kämpfe im 1. Weltkrieg nicht in Deutschland ausgetragen wurden, sondern<br />
auf auswärtigem Gebiet, ist das Binnenland trotzdem "Heimatfront". Erläutere!<br />
2. Der sachliche Ton der Berichterstatterin wird an einigen Stellen gereizter. Finde sie heraus<br />
und versuche diesen Stimmungswandel zu erklären!<br />
Text 6<br />
Selten ist ein Volk von der Höhe seiner Triumphe in den Abgrund tiefer Verzweiflung gestürzt<br />
worden wie das deutsche. Wie begeistert schlug jedes Herz am 5. März 1918, als dem<br />
geschmettert am Boden liegenden Russland ein Frieden nach deutschem Willen diktiert werden<br />
konnte. Voll stolzem Siegesbewußtsein glaubten wir, der Krieg sei gewonnen. [...] Der<br />
Oktober und November waren Monate größter Spannung und qualvollster Erwartung. Durch<br />
das Friedensangebot, das der damalige Reichskanzler, Prinz <strong>Max</strong> von Baden, an Wilson, den<br />
Präsidenten der Vereinigten Staaten von Nordamerika am 5. Oktober 18 sandte, gingen dem<br />
deutschen Volk die Augen auf, und es wurde ihm entsetzlich klar, dass wir, die Sieger in tausend<br />
Schlachten, deren Truppen weit in Feindesland standen, den Krieg verloren hatten.<br />
Am 11. November war der denkwürdige Tag, an dem nach beinahe 4 ½-jährigem blutigstem<br />
Ringen um 11.30 Uhr vormittags auf der ganzen Welt die Waffen ruhten.<br />
Fragen zum Text:<br />
1. Der Ausgang des 1. Weltkrieges brachte für die deutsche Bevölkerung ein böses Erwachen.<br />
Arbeite das Überraschende an dieser Textstelle heraus!<br />
2. Überlege, warum die Deutschen am Ende des 2. Weltkrieges vom Ausgang des Krieges<br />
nicht überrascht wurden!<br />
3. Konnte die sogenannte Dolchstoßlegende bei der Taben-Rodter Bevölkerung Glauben<br />
finden?<br />
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