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Seiteneinrichtung Word Standard - Max-Planck-Gymnasium

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Nach Aussage einer Cousine des Gefallenen, die den Ort 1995 aufsuchte, wo ihr Verwandter<br />

vor 50 Jahren gestorben war, befindet sich seine letzte Ruhestätte heute auf dem amerikanischen<br />

Soldatenfriedhof Sandweiler in Luxemburg.<br />

In einer einsamen Stellung im Distrikt Hundscheidt, oberhalb von Saarhausen, erwartete der<br />

Wehrmachtsoldat Gerd Lotze den Feind. Obwohl die umliegenden Orte längst fest in amerikanischer<br />

Hand sind, ermöglichte die unwegsame Lage die Verteidigung einzelner Stellungen.<br />

Gerd Lotze stammte aus Bremen. Er war Eisengroßhändler, verheiratet und Vater von<br />

vier Kindern. Er hatte seinen Kindern eine Skizze von seiner Stellung geschickt, später wird<br />

diese Zeichnung es ermöglichen, den genauen Ort seines Todes zu lokalisieren. In seinem<br />

letzten Tagebucheintrag vom 11. März schrieb er von starkem Artilleriebeschuss durch die<br />

Amerikaner. Dies war das letzte Lebenszeichen von Gerd Lotze. Wochen später fanden drei<br />

Männer den Leichnam des Gefallenen. Einschüsse von Grantsplittern im Kopf zeugten von<br />

einem schnellen und schmerzlosen Tod. Nur der Umstand, dass der Gefallene noch seine Papiere<br />

bei sich trug, ermöglichte eine genaue Identifizierung. Die Familie Düro von Saarhausen,<br />

auf deren Gelände der Tote gefunden wurde, sorgte für eine würdige Grabstätte und benachrichtigte<br />

die Angehörigen. Die Nachricht war für die Familie schockierend, hatte man<br />

doch von einem angeblichen Kriegskameraden des Gefallenen die Nachricht erhalten, er habe<br />

den Vermissten in einem Gefangenenlager in Frankreich gesehen. Ein Jahr später besuchte die<br />

Frau von Gerd Lotze sein Grab und erreichte trotz großer Schwierigkeiten schon 1946 die<br />

Überführung der sterblichen Überreste nach Bremen.<br />

Volkssturmmann Peter Wegner, Soldat Henry Scott und Gefreiter Gerd Lotze wurden aus der<br />

Anonymität der Masse von Tausenden von Gefallenen, die in den Februar und Märzwochen<br />

im Bereich des Orscholzriegels ihr Leben lassen mussten, durch die Kenntnis über die Umstände<br />

ihres Todes personifiziert. Verschieden durch Alter, Herkunft, Beruf, Religion und<br />

Nationalität, verbindet sie alle das gleiche Schicksal, kurz vor Ende des Krieges unerwartet<br />

und plötzlich vom Tod ereilt worden zu sein.<br />

Die Unerbittlichkeit des Krieges zerstört auch das Glück ihrer Familien. Um Gerd Lotze, den<br />

strenggläubigen Christen aus Bremen trauern Frau und vier Kinder. Der Volkssturmmann<br />

Peter Wegner, der in unmittelbarer Nähe seines Heimatdorfes fällt, hinterlässt seine Ehefrau<br />

mit drei Töchtern, die nun ohne den Vater die Existenznöte der Nachkriegsjahre durchstehen<br />

müssen. Und von Henry Sott, dem jungen Amerikaner, bleibt nur noch eine Erinnerung für<br />

seine Eltern, deren letzte Hoffnung nach der Vermisstenmeldung durch die Bestätigung des<br />

Todes im August 1946 zerstört wird.<br />

______________________________________________________________________________<br />

Text 1:<br />

Verhandelt: Saarburg, den 23. Aug. 1945.<br />

Auf dem Amt erscheint der Elektromonteur Nikolaus Marcel Meyers, geb. 30.08.1918,<br />

wohnhaft in Saarburg-Beurig, Kirchstraße 85, und erklärt:<br />

Bei dem Sterbefall des Volkssturmanns Peter Wegner aus Hamm war ich Augenzeuge. Ich<br />

mache hierzu folgende Angaben:<br />

Dienstags am 20. Februar 1945 erhielten wir Befehl zum Einsatz in Saarhölzbach. Wir kamen<br />

nachts vorher vom Einsatz in Weiten zurück und blieben die Nacht über in Serrig. Am Dienstagmorgen<br />

machten wir uns zu etwa 18 Mann, darunter auch der Volkssturmmann Peter<br />

Wegner, auf zum Marsch nach Saarhölzbach. Unterwegs fassten wir jedoch infolge der hoffnungslosen<br />

Kampflage den Beschluss zu unseren Familien ins Bergungsgebiet uns zu begeben.<br />

Wir gingen deshalb die Strasse von Serrig durch den Neunhäuserwald in der Absicht,<br />

von Zerf aus mit dem Zug weiterzufahren.<br />

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