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Und zu dem Ende erteilen Wir dem vorgenannten<br />
Erzbischof und seinen Nachfolgern,<br />
denen genannte Stadt im Laufe<br />
der Zeit zufallen wird, volle Freiheit und<br />
Gewalt, selbst oder durch einen Stellvertreter<br />
gegen Übeltäter zu erkennen und<br />
Vergehen zu ahnden sowie auch andere<br />
Akte der Gerechtigkeit auszuüben, gemäß<br />
Recht, Gerechtigkeit und Herkommen.<br />
Niemanden soll es daher zustehen, diese<br />
Unsere Verwilligungsurkunde zu schmälern<br />
oder das Wagnis unternehmen ihr<br />
entgegen zu handeln.<br />
Wer dieses aber dennoch getan, der soll<br />
erfahren, daß er sich einer schweren<br />
Schmälerung Unserer königlichen Würde<br />
und Unseres königlichen Ansehens schuldig<br />
gemacht.<br />
Gegeben zu Frankfurt im Jahre des Herrn<br />
1291 und im 18. Jahre Unserer Regierung."<br />
Aus: Fritz Beisel, Geschichte der Stadt Saarburg<br />
von den Anfängen bis zum Ausgang des<br />
18. Jahrhunderts, in: Saarburg. Geschichte<br />
einer Stadt, Bd. I, Trier 1991, S. 54<br />
Die Verleihung der Stadtrechte an Saarburg<br />
durch Kaiser Rudolf von Habsburg<br />
(1273 -1291) auf Bitten Erzbischofs<br />
Boemund I. von Trier (1289 -1299) gehört<br />
einerseits zur Kategorie der Politik<br />
der geistlichen und weltlichen Territorialherren,<br />
sich gegenüber der königlichen<br />
Zentralmacht zu behaupten. Auch ist diese<br />
Urkunde -zusammen mit den Stadtrechtsverleihungen<br />
an Bernkastel, Mayen,<br />
Montabaur, Welschbillig und Wittlich<br />
-als einer der Versuche des Erzbischofs<br />
zu bewerten, sein Kurfürstentum<br />
durch befestigte Plätze und wirtschaftliche<br />
Zentren zu sichern. Ein weiteres Ziel<br />
war es, den Trierer Landesausbau weiter<br />
voran zu bringen und seine eigene Territorialpolitik<br />
zu stärken, hatten doch dem<br />
Erzbischof zu Beginn des 13. Jahrhunderts<br />
nur die zwei Römerstädte -Trier<br />
und Koblenz -unterstanden. Dagegen war<br />
das übrige Erzstift kaum in der Lage,<br />
wirtschaftliche Eigenkräfte zur Stadtentwicklung<br />
hervorzubringen. Daher sollten<br />
mit den Stadtgründungen Möglichkeiten<br />
geschaffen werden, ein Gegengewicht zu<br />
den alten Städten aufzubauen und gleichzeitig<br />
auch die Befugnisse der kleinen<br />
Lokalfürsten zu beschneiden. Gleichzeitig<br />
machte der kränkelnde Rudolf<br />
(gestorb. am 15. Juli 1291) letzte Anstrengungen,<br />
seinem Sohn die Nachfolge<br />
durch dieses Entgegenkommen zu erwerben,<br />
was ihm jedoch nicht gelang.<br />
Literatur: Dietmar Flach/Jost Hausmann, 700<br />
Jahre Stadtrecht für sechs trierische Städte<br />
1291 -1991, Koblenz 1991<br />
Fragen zum Text:<br />
1. Fasse den Inhalt dieser Urkunde zusammen: Wer ist Stadtherr und welche Rechte besitzt<br />
er? Welche "Freiheiten" könnten Saarburg verliehen worden sein?<br />
2. Ordne die Stadtrechtsverleihung in ihren reichspolitischen Kontext ein.<br />
3. Zusammen mit Saarburg wurden 1291 fünf weiteren Orten im Kurfürstentum Trier die<br />
Stadtrechte verliehen. Um welche Orte handelt es sich? Ordne sie geographisch ein –<br />
welche Absichten könnte demnach der Erzbischof mit der Bitte um Verleihung der<br />
Stadtrechte an Kaiser Rudolf I. verbunden haben?<br />
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