06.11.2013 Aufrufe

Seiteneinrichtung Word Standard - Max-Planck-Gymnasium

Seiteneinrichtung Word Standard - Max-Planck-Gymnasium

Seiteneinrichtung Word Standard - Max-Planck-Gymnasium

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

DREI SOLDATENSCHICKSALE 1945<br />

Von Februar bis Anfang März 1945 fanden im Bereich des Höckerberges, einer steilen und<br />

felsigen Anhöhe gegenüber Taben-Rodt auf der anderen Saarseite, erbitterte Kämpfe zwischen<br />

den angreifenden amerikanischen Truppen und den deutschen Verteidigern statt. Nachdem<br />

es den Amerikanern gelungen war, bei Taben und zwischen Kastel-Staadt und Serrig die<br />

Saar zu überqueren, versteifte sich der Widerstand des Gegners. Das felsige Gelände, der<br />

Baumbewuchs und die große Anzahl offener und verdeckter Bunker, die im Zuge des Orscholzriegels<br />

angelegt worden waren, zwangen zu einem erbitterten Kampf Mann gegen<br />

Mann mit ständig wechselnden Stellungen. Auf deutscher Seite waren neben regulären<br />

Wehrmachtstruppen im Gelände oberhalb von Irsch in Richtung Greimerath eine SS Einheit<br />

eingesetzt. Ergänzt wurden diese kampferprobten Truppen durch Volkssturmmänner und Hitlerjungen,<br />

die ohne sorgfältige Ausbildung zum Nahkampf gegen den Feind und seine Panzer<br />

geschickt wurden. Häufig stammten die Volkssturmmänner aus den umliegenden Dörfern,<br />

was sie zwar als geländekundig auswies, auf der anderen Seite aber die mangelnde Ausbildung<br />

an Waffen und Gerät nicht wettmachte.<br />

Obwohl die Saarübergänge bereits Ende Februar gesichert und die umliegenden Orte fest in<br />

amerikanischer Hand waren, gab es noch Kämpfe um vereinzelte Stellungen und Bunker o-<br />

berhalb Saarhausens auf dem Distrikt Hundscheidt bis Mitte März.<br />

Die vorliegenden Quellen geben Auskunft über die Schicksale von drei Soldaten, die zwar auf<br />

verschiedenen Seiten kämpften, aber deren Schicksal sich gleichermaßen tragisch in unserer<br />

Heimat an der Saar vollendete.<br />

Der deutsche Volkssturmmann Peter Wegner aus dem kleinen Ort Hamm bei Taben-Rodt<br />

erhielt am Dienstagmorgen des 20. Februar 1945 in Serrig den Befehl, sich mit seiner Gruppe<br />

von 18 Mann zu einem Feindeinsatz nach Saarhölzbach zu begeben. Die Volkssturmmänner,<br />

die wahrscheinlich alle aus den Dörfern zwischen Obermosel und Saar stammten, fassten angesichts<br />

der aussichtslosen militärischen Situation den Entschluss, das Kampfgebiet zu verlassen.<br />

Sie marschierten durch den Neunhäuser Wald Richtung Zerf in der Hoffnung, dort<br />

einen Zug zu erreichen, der sie in das Evakuierungsgebiet ihrer Angehörigen im Raum Bad<br />

Kreuznach bringen könnte. Gegen 13 Uhr wurde die Gruppe in Höhe des Distriktes "Hüttweg"<br />

am Wildgatterzaun von einem Tieffliegerangriff überrascht. Peter Wegner erlitt Splittertreffer<br />

in Kopf und Brust und war sofort tot. Wegen der starken Fliegertätigkeit konnte der<br />

Tote nicht sofort beerdigt werden. Seine Kameraden nahmen alle persönlichen Sachen des<br />

Gefallenen an sich und schickten sie später mit der Post nach Betzdorf/Sieg, wo die Mutter<br />

bei Verwandten lebte. Die Sendung kam nie an. Peter Wegner blieb verschollen. Sein Leichnam<br />

wurde nie mehr geborgen. Wahrscheinlich haben amerikanische Truppen, die das Gelände<br />

kurze Zeit später besetzten, ihn als unbekannten deutschen Soldaten auf einem Soldatenfriedhof<br />

in Luxemburg beerdigt.<br />

Erst die Aussage eines Augenzeugen auf dem Standesamt in Saarburg am 23.8.45 brachte die<br />

endgültige Sicherheit über den Tod des Volkssturmmannes Peter Wegner.<br />

Der amerikanische Soldat Henry Scott erlitt bei einem Granatüberfall auf seine Stellung am 2.<br />

März eine schwere Verwundung durch einen Splitter an der Seite. Nach der Erstversorgung<br />

durch seine Kameraden mussten diese sich angesichts der starken Kampfhandlungen auf Befehl<br />

zurückziehen und den Verwundeten alleine zurücklassen. Nach Beruhigung des Kampfgeschehens<br />

fanden die Soldaten ihren verwundeten Kameraden nicht mehr. Soldat Henry<br />

Scott war vermisst. Erst am 14. August 1946 endeten alle Hoffnungen seiner Eltern, denn sie<br />

erhielten die Nachricht, dass ihr Sohn gefallen sei und seine letzte Ruhe auf einem Soldatenfriedhof<br />

in Belgien gefunden habe.<br />

97

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!