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Die Mosel wird kanalisiert. Kein Saar-Pfalz-Kanal<br />
Nachdem Frankreich Mitte der Fünfzigerjahre als Ausgleich für die Rückkehr des Saarlandes<br />
in die BRD einen Ausbau der Mosel zu einer Schifffahrtsstraße forderte, um wirtschaftliche<br />
Vorteile für die lothringische Schwerindustrie zu erreichen, musste sich die Bundesregierung<br />
unter Konrad Adenauer mit dieser Forderung auseinandersetzen. Dieser Wunsch Frankreichs<br />
stieß hier zunächst auf Ablehnung, sah man doch nur die Nachteile in diesem Vorhaben. Konrad<br />
Adenauer setzte sich jedoch gegen alle Widerstände durch, indem er die Bedeutung einer<br />
deutsch-französischen Verständigung Priorität einräumte. Für ihn war das Projekt weniger<br />
eine wirtschaftliche als eine politische Angelegenheit. 40<br />
Nach dem Ausbau der Mosel zur Wasserstraße (1966) sah ein Entwurf aus dem Jahre 1969<br />
vor, auch auf der Saar mit 9 Staustufen und 110 m langen und 12 m breiten Schleusen 1350 t–<br />
Schiffe zu befördern. Gleichzeitig wurde ein Plan aus dem Jahre 1939 wieder aufgegriffen,<br />
das Saarland mit der Pfalz und dem Rhein durch einen Kanal zu verbinden, den Saar-Pfalz-<br />
Rhein- Kanal, kurz Saar-Pfalz-Kanal genannt. Im Jahre 1971 wurden im Auftrag der Bundesregierung<br />
drei Gutachten erstellt, die prüfen sollte, ob der Saar-Pfalz-Kanal für das Saarland<br />
von wirtschaftlichem Vorteil wäre. Das nicht unumstrittene Ergebnis verneinte dies.<br />
Der Bau des Saarkanals wird beschlossen<br />
Am 30.05.1973 wurde deshalb entschieden, die Saar von der Mosel bis nach Saarbrücken für<br />
den Verkehr mit großen Schubverbänden auszubauen. Der Saar-Pfalz-Kanal wurde fallen gelassen.<br />
Diese Entscheidung war mittlerweile auf politischer Ebene nicht unumstritten, da sie<br />
angeblich zu spät erfolgte, weil die saarländische Schwerindustrie bis dahin schon erheblich<br />
an Bedeutung abgenommen hatte und inzwischen das Bewusstsein für die notwendige Erhaltung<br />
der Natur in der Öffentlichkeit gewachsen war. Mit der Fertigstellung des Kanals ging<br />
auch der günstige Als-ob-Tarif der Bahn verloren, was die Defizite im Gütertransport vergrößerte.<br />
41<br />
Der am 30. Mai 1973 beschlossene Ausbau der Saar sollte in zehn Jahren abgeschlossen sein.<br />
Im Oktober 1987 war die Strecke Konz-Dillingen fertiggestellt. Schiffe der Klasse IV mit<br />
einer Ladefähigkeit von 1350 t und große Schubeinheiten konnten nun auf der Saar verkehren.<br />
Das so genannte Europaschiff mit einer Länge von 80 m und 9,5 m Breite sowie einem<br />
Tiefgang von 2,5 m kann auf allen großen europäischen Kanälen fahren. Die großen Schubeinheiten,<br />
die aus einem Schubboot und zwei hintereinander gekoppelten Leichtern bestehen<br />
(Länge: 185 m, Breite: 11,4 m) haben einen Tiefgang von 2,5 m und befördern 3320 t. Der<br />
Regelquerschnitt hat eine Wasserspiegelbreite von 55 m und eine Wassertiefe von 4 m. Jede<br />
Staustufe besitzt eine Großschifffahrtsschleuse (ausgenommen Schoden, das jedoch mit Kanzem<br />
zusammen als eine Staustufe zählt) von 190 m Nutzlänge, 12 m Breite und 4 m Drempel-<br />
40 Aus einer Abschrift einer Besprechung im Bundeskanzleramt vom 5.3.1956 (aus: K. Düwell, Der Ausbau von<br />
Mosel und Saar zur Großschifffahrtsstraße: Seminar MS, unveröffentlicht, Trier 1990, freundlicherweise von<br />
Otmar Nieß zur Verfügung gestellt) geht hervor, dass Konrad Adenauer auf eine breite Front der Ablehnung<br />
einer Moselkanalisierung stieß. Dr. Schroeder hebt hervor, dass die Saarindustrie durch den Kanal noch mehr<br />
geschädigt werde als die Ruhrindustrie ... Es entstünden hohe Verluste für die Bundesbahn, es seien starke<br />
Subventionen für den Kanal selbst nötig, und die deutsche Eisenindustrie sei beunruhigt durch etwaigen Preisdruck.<br />
Dr. Kost erinnerte daran, dass auch die Gewerkschaften sich gegen das Kanalprojekt ausgesprochen haben,<br />
weil sie ungünstige Rückwirkungen auf die Beschäftigungslage an der Ruhr befürchten. Dr. Hallstein will<br />
durch das Zugeständnis des Kanalbaus "eine rasche Rückgliederung der Saar, französische Zugeständnisse in<br />
der Warndtfrage, bei der Neuordnung der Bergbauverwaltung und bei dem Rheinseitenkanal" einkaufen. Dr.<br />
Henle wirft ein, die Nachteile beträfen in erster Linie die Stahlindustrie, nicht so sehr die Kohle ... Belgien und<br />
Luxemburg seien über den Kanal nicht glücklich, vor allem sprächen die Interessen der Saarindustrie dagegen.<br />
Dr. Beyer will eine Zustimmung nur in einer "Koppelung mit der Saarfrage", was Dr. Stein ablehnt. Er will lediglich<br />
den Rheinseitenkanal mit einbeziehen in die Verhandlungen. Nur der Präsident Zettelmeyer spricht sich<br />
vorbehaltlos für den Moselkanal aus, da er von Vorteil für die moselländische Wirtschaft sei.<br />
41 Als-ob-Tarif: Die Bahn transportierte Güter zu vergünstigten Tarifen, als ob ein Kanal als Konkurrenzunternehmen<br />
bestünde.<br />
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