Seiteneinrichtung Word Standard - Max-Planck-Gymnasium
Seiteneinrichtung Word Standard - Max-Planck-Gymnasium
Seiteneinrichtung Word Standard - Max-Planck-Gymnasium
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Karl hatte nun schon, als wir in Saarbrücken ankamen, durch einen bekannten Herrn Verhandlungen<br />
mit einem Beerdigungsinstitut führen lassen, wegen einer Einäscherung. Das Institut<br />
will die Sache natürlich in die Hand nehmen, allerdings arbeitet das Krematorium erst<br />
wieder in einigen Wochen, es war durch Fliegerangriffe beschädigt. Dann verlangt das Institut<br />
den Leichenpass und die Unbedenklichkeitsbescheinigung. Beides konnte mir dort wegen<br />
der Bestimmung in Trier nicht ausgestellt werden. Der Obermedizinalrat vom Gesundheitsamt<br />
in Saarburg (die Menschen sind hier alle sehr freundlich und entgegenkommend) schlug<br />
uns vor, ein Gesuch wegen einer Einäscherung nach Trier zu richten, das er befürwortend<br />
gleich weiterleiten wollte. Nun müssen wir erst die Antwort von Trier abwarten. Der Ortsbürgermeister<br />
und der Amtsbürgermeister sind beide damit einverstanden, wenn wir Gerd auch<br />
ohne die vorschriftsmäßigen Papiere abholen lassen würden. Es ist natürlich fraglich, ob sich<br />
das Beerdigungsinstitut darauf einlassen wird. Auf der Rückreise über Saarbrücken wollen<br />
wir natürlich alles versuchen, was in unseren Kräften steht, um eine Überführung von Taben<br />
nach Saarbrücken zu erwirken. Unser lieber Gerd liegt hier ja so friedlich in der Waldeseinsamkeit,<br />
dass man ihn einesteils gern hier liegen lassen möchte, aber die Entfernung von<br />
Bremen nach hier ist zu groß, man würde<br />
zu wenig Gelegenheit haben, sein<br />
Grab zu besuchen. Da wollen wir ihn<br />
doch lieber bei uns in Bremen haben.<br />
Außerdem ist seine Ruhestätte an der<br />
Waldstrasse nach Saarhausen, so dass<br />
er doch wohl mal auf einen Friedhof<br />
umgebettet würde.<br />
Nun möchte ich Dir zum Schluss noch<br />
von der Familie Düro erzählen, die unseren<br />
lieben Gerd den letzten Liebesdienst<br />
erwiesen hat. Nach ihren Briefen<br />
bin ich mit großem Vertrauen zu ihnen<br />
gefahren, aber ich kann wohl sagen,<br />
dass meine Hoffnungen bei weitem übertroffen<br />
sind. Wir haben eine Aufnahme<br />
gefunden, die bei den nächsten Verwandten<br />
nicht besser sein könnte. Es<br />
sind besonders liebe Menschen, mit denen<br />
man gleich Kontakt hat. Alles, was<br />
sie für uns getan haben, ist aus christlicher<br />
Nächstenliebe und innerer Überzeugung<br />
geschehen. Familie Düro besteht<br />
aus einem alten Ehepaar (Herr<br />
Düro ist 70 Jahre) und 6 Kindern - 3<br />
Söhnen und 3 Töchtern. Nur die Töchter sind im Augenblick zu Hause. Der eine Sohn studiert<br />
in Karlsruhe Hoch- und Tiefbau, der zweite (Landwirt) ist noch in amerikanischer Gefangenschaft,<br />
und der jüngste (Abiturient) liegt schwerkrank in Berlin, er ist vollkommen unterernährt<br />
aus russischer Gefangenschaft entlassen.<br />
Die Töchter sind alle drei besonders sympathische Mädel - hilfsbereit und freundlich. Die<br />
älteste ist 30 Jahre, sie hat ihren Verlobten in Stalingrad verloren. Familie Düro sind angesehene,<br />
wohlhabende Leute, sie haben einen wunderschönen, gepflegten Besitz. Außer dem<br />
landwirtschaftlichen Besitz sind sie Besitzer eines Steinbruchs und eines Hartsteinwerks (früher<br />
250 Mann beschäftigt).<br />
102