Seiteneinrichtung Word Standard - Max-Planck-Gymnasium
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Auch Wagner mußte sich auf die neuen Verhältnisse einstellen. Zusammen mit Ferdinand<br />
Schuler gründete er im Oktober 1919 die Schloß-Saarfels-Aktiengesellschaft. Zudem versuchte<br />
er, sich durch den Erwerb einer Gipsgrube an der Mosel und durch die Beteiligung am Erzbergbau<br />
in Greimerath ein zweites wirtschaftliches Standbein zu schaffen. Daneben gründete<br />
er in Remich/Luxemburg eine Zweigniederlassung seiner Kellerei, um so als ausländischer<br />
Weinhändler die wirtschaftlichen Bestimmungen des Versailler Vertrages zu umgehen.<br />
Trotzdem waren die Geschäfte wenig gewinnbringend. Wagner, der durch das Ausscheiden<br />
Schulers alleiniger Inhaber der Aktiengesellschaft geworden war, sah sich daher gezwungen,<br />
Kredite zur Betriebssicherung aufzunehmen.<br />
Bereits Anfang 1925 hatte er sich zur Gewährleistung seiner Liquidität 150 000 Mark geliehen;<br />
bei der Stadtsparkasse in Saarlouis borgte er zudem 500 000 Mark, die im Mai 1927 von<br />
der Bank für Saar- und Rheinland übernommen wurden. Wagner konnte seine Zahlungsschwierigkeiten<br />
aber nicht beheben und trat im Februar 1931 seine Aktiengesellschaft an die<br />
Bank für Saar- und Rheinland ab. Um die Forderungen seiner Gläubiger ganz befriedigend zu<br />
können, mußte er zudem der Versteigerung seines Schlosses zustimmen, das im Juni 1931<br />
ebenfalls von der Bank erworben wurde. Wagner, der mit seiner Familie bereits 1930 das<br />
Schloß verlassen hatte, verstarb am 20. Juni 1936 in seinem Elternhaus in Beurig.<br />
Die Bank vernachlässigte in den folgenden Jahren die Kellerei. Zwischen 1936 und 1938<br />
führte man den Betrieb lediglich als kleinen Nebenerwerb, wobei sich der Umfang der jährlichen<br />
Sektproduktion auf durchschnittlich 14 000 (!) Flaschen belief; der Erlös sank dabei von<br />
33 280 Mark im Jahre 1934 auf 18 652 im Jahre 1938.<br />
Aus diesem Grund wollte sich die Bank seit 1936 von der Anlage trennen. Ein großes Problem<br />
war hierbei der Umstand, daß die Bank für Saar- und Rheinland dem in der Schweiz lebenden<br />
jüdischen Bankier Sally Isenberg gehörte, der seit den Nürnberger Gesetzen vom September<br />
1935 wie alle jüdischen Geschäftsleute Einschränkungen in seinem Wirkungskreis<br />
unterworfen war. Isenberg bemühte sich deshalb um den Verkauf seiner deutschen Besitzungen.<br />
Im Laufe des Jahres 1938 kam es zu Verhandlungen mit den Vereinigten Hospitien in<br />
Trier und im November 1938 einigte man sich auf einen Kaufpreis von 300 000 Mark. Ehe<br />
der Kaufvertrag rechtskräftig werden konnte, legte der Reichsnährstand Widerspruch ein.<br />
Aufgrund der Wehrmaßnahmen der Regierung – gemeint war der Bau des Westwalls – forderte<br />
man die Aufteilung des Gutes sowie die Zuteilung der einzelnen Parzellen an Serriger<br />
Winzer; der Widerspruch wurde jedoch im Juli 1939 aufgehoben. Damit ging das Schloß<br />
endgültig in den Besitz der Hospitien über.<br />
Als am 1. September der Zweite Weltkrieg begann, evakuierte die Gauleitung die Bevölkerung<br />
aus dem potentiellen Kampfgebiet. Die Kellerei verlegte man dabei von Serrig nach<br />
Trier, im Schloß selbst wurden Soldaten der Wehrmacht einquartiert. Der Aufenthalt von Angehörigen<br />
des Infanterie-Regiments 216 muß für diese sehr angenehm gewesen sein, denn als<br />
die Kellerei nach dem Sieg über Frankreich im Oktober 1940 wieder auf dem Schloß untergebracht<br />
wurde, fehlten 180 Flaschen Wein, 1420 Flaschen Sekt und 160 Liter Likör; daneben<br />
hatten die Soldaten Teile der Produktionsanlagen konfisziert. Ein geregelter Geschäftsbetrieb<br />
war wegen des Krieges undurchführbar. Der ständig steigende Bedarf der Wehrmacht, die<br />
zunehmenden Einberufungen, der Mangel an qualifizierten Arbeitern sowie Schwierigkeiten<br />
bei der Versorgung mit Flaschen und Korken führten 1944 zu einer Verringerung der Produktion<br />
auf 77 000 Flaschen. Die Produktion kam zum Erliegen, als Serrig im Zuge des alliierten<br />
Vormarsches im Februar 1945 besetzt wurde.<br />
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