Seiteneinrichtung Word Standard - Max-Planck-Gymnasium
Seiteneinrichtung Word Standard - Max-Planck-Gymnasium
Seiteneinrichtung Word Standard - Max-Planck-Gymnasium
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
18. WEINGÜTER IN SERRIG<br />
Text 1<br />
Udo Fleck: Ein Sekthersteller an der Saar. Die wechselvolle Geschichte von Schloß<br />
Saarfels<br />
Die Errichtung der Sektkellerei Schloß Saarfels in Serrig zwischen 1912 und 1914 25 durch den<br />
Sektfabrikanten Adolf Wagner aus Beurig/Saarburg fiel in die wirtschaftliche Blütezeit der<br />
Sektindustrie in den damals preußischen Rheinlanden.<br />
Adolf Wagner wurde 1877 als Sohn des Bierbrauers Josef Wagner in Lockweiler/Merzig geboren.<br />
1880 übersiedelte die Familie nach Beurig, wo der Vater einen Winzerbetrieb mit Lagen<br />
in Saarburg, Ockfen und Ayl errichtete. Als zu Beginn unseres Jahrhunderts die Weinwirtschaft<br />
an Saar und Mosel in eine ernsthafte Krise geriet, trug Josef Wagner den Zeichen<br />
seiner Zeit Rechnung und sandte seinen Sohn vor 1900 zur Ausbildung nach Reims, dem<br />
Zentrum der französischen Champagnerherstellung.<br />
Nach Beendigung der Lehrjahre in Reims absolvierte Adolf Wagner seine Militärzeit im 5.<br />
Bayerischen Kavallerieregiment Erzherzog Albrecht von Österreich in Saargemünd und heiratete<br />
im Mai 1902 Mathilde Nienuer, die Tochter eines wohlhabenden Kaufmanns aus Lingen.<br />
Um die gleiche Zeit begann er auch mit dem Versuch, auf der Basis von Saar-Rieslingweinen<br />
Sekt nach klassischer Méthode Champenoise herzustellen. Dank der Qualität seines Sekts<br />
stieg die Jahresproduktion bis 1914 auf mehr als eine Million Flaschen an, so dass er schon<br />
frühzeitig an die Erweiterung seiner Produktion denken konnte. Deshalb erwarb Wagner 1911<br />
die Wingertsheck in Serrig und errichtete hier zwischen 1912 und 1914 nach Plänen des Saarburger<br />
Architekten Christoph Ewen für eine Million Goldmark das Schloß. 1914 gründete er<br />
die Sektkellerei Schloß Saarfels, deren Entwicklung vielversprechend begann: Zwischen 1915<br />
und 1920 steigerte Wagner seine Erträge auf jährlich mehr als 120 Fuder Wein, die zu Sekt<br />
verarbeitet wurden.<br />
Begünstigt wurden seine Geschäfte überdies durch einen 1914 einsetzenden wirtschaftlichen<br />
Aufschwung, da die Entente mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges eine Handelsblockade<br />
gegen das Kaiserreich verhängte. Besonders die zunehmenden Lieferungen an die Armee sowie<br />
der steigende Inlandsabsatz erhöhten auch die Gewinne Wagners, die er in Kriegsanleihen<br />
und in eine neue Sektkellerei in Trier investierte.<br />
Eine markante Zäsur bedeutete hingegen das Ende des Ersten Weltkrieges im November<br />
1918. Die Besetzung der linksrheinischen Gebiete durch die Alliierten sowie die Unterzeichnung<br />
des Versailler Vertrages im Juni 1919 verschärften die politische, wirtschaftliche und<br />
soziale Situation im Rheinland. Besonders Artikel 268 des Versailler Vertrages, der explizit<br />
den Franzosen und Luxemburgern auf fünf Jahre die volle Zollfreiheit bei Importen ermöglichte,<br />
führte zu einer Überschwemmung des deutschen Marktes mit ausländischen Weinen.<br />
Allein in den ersten Jahren nach dem Krieg sank so der Sektkonsum in Deutschland um 72%.<br />
25 Nach der "Beschreibung des Weingutes "Saarfels" bei Serrig", in: Illustrierter Führer durch Saarburg und Umgebung,<br />
Saarburg (1914), wurde das Gut während des Jahres 1912 von 250 Arbeitern erbaut.<br />
60