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Untersuchungen zur geschichte und altertumskunde Aegyptens

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Seihe, lieitriige <strong>zur</strong> ältesten Geschichte Aeg}'|ilens. |"yo<br />

Dass diese kurzen Notizen nicht wie die ausführlichen Jahresnotizen, die der Stein für die<br />

Zeit von Snefru an gab, den annalistisch-historischen Zweck verfolgten, gewisse bedeutsame Ereignisse<br />

eines jeden Jahres zu verzeichnen, ist wohl aus verschiedenen Gründen anzunehmen. Die<br />

Ereignisse, die sie melden, sind grossenteils ohne jede historische Bedeutung; in ihrer Mehrzahl<br />

sind es Zeremonien, Festfeiern oder andere Bräuche, die sich \-on Zeit zu Zeit wiederholten <strong>und</strong><br />

die zu verzeichnen kaum der Mühe lohnte. Die Jahresnotizen des Steines erweisen sich aber<br />

auch quantitativ als sehr dürftig im Vergleich mit den Angaben, die wir auf den grösseren Gedenktäfelchen<br />

der ersten Dj-nastie finden. Sie entsprechen in ihrer Kürze etwa den Täfelchen,<br />

die nur die <strong>zur</strong> Datierung bestimmten Jahresereigni.sse nennen (wie z. B. Nr. 6— 9 ob. S. 63:<br />

Nr. 10—14 ob. S. 61/2), während die ausführlicheren Angaben der Täfelchen des Menes (S. 68,<br />

Nr. I — 4) <strong>und</strong> des Usaphais (S. 66/7, Nr. 1—8) sich wohl mit den so viel ausführlicheren Jahresnotizen<br />

vergleichen können, die der Stein erst für Snefru giebt. Die kurzen Jahresnotizen, die der<br />

Stein von Palermo für die beiden ersten Dynastieen giebt, werden demnach höchstens einen Auszug<br />

aus den wirklichen Annalen jener Zeit darstellen können.<br />

Welchen Zweck dieser Au.szug erfüllen sollte, ist wohl aus der Art zu entnehmen, wie die<br />

letzten unvollständigen Jahre der Regierungen in ihm behandelt sind. Für diese Jahre ist dort<br />

nämlich nur die Zahl der Monate <strong>und</strong> Tage, die sie umfassten, angegeben', kein Ereignis, obwohl<br />

iloch sicherlich auch die unvollständigen Jahre nicht nur irgend welche Ereignisse zu verzeichnen<br />

hatten, sondern sogar selbst nach einem, wenn auch noch so unbedeutenden Vorfall,<br />

benannt gewesen sein werden. So ist z. B. in Zeile 2, Nr. 2 für das letzte Jahr eines Königs der<br />

ersten Dynastie (vielleicht des Atothis) nur seine Dauer „6 Monate, 7 Tage" angegeben; nichts<br />

von alledem, was sich in diesem halben Jahre zugetragen hatte, wird genannt, nicht einmal die<br />

Begebenheit, nach der man in dieser Zeit datierte. Das weist wohl deutlich darauf hin, dass die<br />

Jahresnotizen in erster Linie, wenn nicht ausschliesslich, einem chronologischen Zweck dienten.<br />

Sie sollten, wie es scheint, eine Zeittabelle abgeben, aus der man die Dauer tler einzelnen Regierungen<br />

genau ermitteln konnte. Und so haben wir in ihnen denn wohl eine Eiste der Regierungsjahre<br />

mit ihren offiziellen Benennungen zu erkennen, d. h. eben eine Jahresliste, wie man<br />

sie bei einer Zeitrechnung ohne feste Aera <strong>und</strong> ohne Zählung der Jahre notwendig führen niusste^.<br />

Gegen diese Auffassung könnte nur eine von den uns erhaltenen 54 Jahresnotizen sprechen<br />

nämlich Zeile 5, Nr. 4. Wenn hier wirkUch die „Geburt" des späteren Königs Ifj-shmwj genannt<br />

ist, so wird das betreffende Jahr, als es lief, doch kaum so benannt gewesen sein können,<br />

sondern es müsste diese Benennung erst später nach der Thronbesteigung des Königs bekommen<br />

i) Anders auf der Rs. des Steines bei dem letzten Jahre des Sahu-re , s. oben S. 55 u. unten S. 73 Anm. i.<br />

2) Dass auf dem Annalenstein der fünften Dynastie für die ältesten Dynastieen nur eine solche J.ihresliste gegeben<br />

wurde, kann verschiedene Gründe gehabt haben. Möglicherweise besass man damals die wirklichen Annalen jeuer alten<br />

Zeit nicht mehr <strong>und</strong> musste daher statt ihrer die Jahresliste, die aus chronologischen Gründen stets weiter überliefert<br />

worden war, geben. Denkbar ist aber auch, dass man bei der Abfassung des Steines unter der fünften Dynastie überhaupt<br />

gar nicht die Absicht hatte, .annalistische Aufzeichnungen über die weiter <strong>zur</strong>ückliegenden Zeiten zu geben, sondern dass<br />

man lediglich eine Zeittabelle geben wollte, aus der die Stellung der eigenen Zeit in der Geschichte zu erkennen war.<br />

Für die letztere Erklärung scheint wieder die Uehandlung der letzten unvollständigen Kcgierungsjahre zu sprechen; in der<br />

eigentlichen J.ihresliste, die man zum Verständnis der Datierungen fortführte, musste auch für diese Jahre ihre offizielle<br />

Benennung angegeben sein.

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