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Bequemer als Backup Bequemer als Backup - Wuala

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Er warf einen Blick über die Schulter. Tatsächlich,<br />

zwei Boote entfernten sich von den<br />

Anlegestellen und hielten Kurs auf die Flüchtenden.<br />

„Wir schalten sie nacheinander aus“, sagte<br />

Molly. Sie begann, sich auszuziehen. Er stoppte<br />

den Motor und beschattete die Augen.<br />

Zwei Boote, drei Männer und eine Frau. Sie<br />

trugen Sonnenbrillen und Schwimmwesten<br />

über marineblauen Overalls. Im Zoom konnte<br />

Wayne ihre Gesichter studieren. Sie wirkten<br />

angespannt, aber nicht ängstlich.<br />

„Was tun sie?“, wollte Molly wissen.<br />

„Sie sind nicht langsamer geworden, <strong>als</strong><br />

ich den Motor abgeschaltet habe. Sie verfügen<br />

über Phaser. Die wollen uns grillen.“<br />

„Wassertiefe?“<br />

Wayne blickte über die Bordwand in die<br />

Tiefe. Zu seiner gelinden Überraschung<br />

verwehrten ihm hier und da die grauen Silhouetten<br />

stromlinienförmiger Körper die<br />

Sicht.<br />

„Achtzig, vielleicht neunzig Meter“, sagte<br />

er, denn die nautischen Begriffe waren ihm<br />

unbekannt. „Da sind Tiere im Wasser, größer<br />

<strong>als</strong> unser Boot.“<br />

Sie lachte. „Natürlich, mein Dummerchen.<br />

Wir befinden uns an der kalifornischen Küste.<br />

Hier gibt es noch Meeresräuber. Sie stehen<br />

unter Naturschutz.“<br />

„Wie gehen wir vor?“<br />

Sie entledigte sich ihrer Socken und setzte<br />

sich auf die Reling. Dabei fixierte sie die<br />

näherkommenden Boote. „Schnittige Geräte“,<br />

befand sie. „Das vordere hat fast dreißig<br />

Sekunden Vorsprung. Das wird reichen.“ Mit<br />

diesen Worten hechtete sie über Bord und<br />

verschwand mit lautloser Anmut unter der<br />

Oberfläche.<br />

„Hast du gar keine Angst vor Beschädigungen?“,<br />

eröffnete er den Chat.<br />

Sie schnellte wie ein Delfin auf die Boote<br />

zu. Einer der grauen Schatten kreuzte mit zunehmender<br />

Geschwindigkeit die Richtung,<br />

in der sie schwamm. Wayne ließ das Geschehen<br />

nicht aus den Augen.<br />

„Die Tiere sind nicht mehr so wählerisch<br />

wie früher“, antwortete sie. „Das Nahrungsmittelangebot<br />

hat sich verknappt. Ihre Aggression<br />

hat sich potenziert. Aber an mir<br />

werden sie sich die Zähne ausbeißen.“<br />

Der Schatten jagte auf sie zu, schräg von<br />

unten kommend wie ein Torpedo. Molly<br />

drehte eine Pirouette. Der tonnenschwere<br />

Körper verfehlte sie, durchbrach die Oberfläche<br />

und fiel mit Wucht zurück auf das<br />

Wasser. Wayne registrierte das klaffende<br />

Maul.<br />

Das führende Agentenboot vollzog eine<br />

h<strong>als</strong>brecherische Kurve, um nicht mit dem<br />

Tier zu kollidieren. Sekunden später tauchte<br />

Molly neben dem Turbinengehäuse auf,<br />

stützte sich darauf ab und schnellte sich in<br />

das Boot. Der Kampf vollzog sich wie im Zeitraffer.<br />

Der Mann sprang in einem Anfall von<br />

Panik über Bord. Der charakteristische Überladungsblitz<br />

eines Phasers tauchte das Boot<br />

für einen Sekundenbruchteil in grellviolettes<br />

Licht. Die Hitze führte zur augenblicklichen<br />

Verkohlung. Die Agentin kippte über die<br />

Bordwand und trieb davon wie ein Stück rußiger<br />

Schiffsplanke.<br />

Das andere Boot stoppte. Wayne richtete<br />

seine Aufmerksamkeit auf den Mann im Wasser.<br />

Er schrie gottserbärmlich um Hilfe. Wenn<br />

man die Größe der Rückenflosse bedachte,<br />

die ganz in seiner Nähe Kielwellen erzeugte,<br />

konnte man ihm das nicht verübeln. Die Kollegen<br />

jedoch, offensichtlich im Schockzustand,<br />

ließen sich Zeit. Zwischen ihnen und<br />

dem zukünftigen Fischfutter befand sich<br />

Molly. Die Schüsse der Automatikwaffen gingen<br />

allesamt fehl.<br />

„Sie werden Verstärkung anfordern“, erreichte<br />

ihn Mollys Nachricht.<br />

„Haben sie wahrscheinlich bereits“, antwortete<br />

er.<br />

„Bist du wasserdicht?“<br />

„Soll das ein Scherz sein? Ich bin für den<br />

Weltraum konzipiert worden.“<br />

„Druckbelastung?“<br />

„Achtzig Meter halte ich mühelos aus.“<br />

„Was sagst du zu einem Spaziergang auf<br />

dem Meeresgrund?“<br />

„Wir haben keine Wahl.“<br />

„Natürlich nicht. Ich warte auf dich.“ Sie<br />

ließ sich elegant in das Wasser gleiten und<br />

versank wie ein Stein in der Tiefe.<br />

Wayne hatte immer noch den Schwimmer<br />

im Visier. Etwas zupfte an dem Agenten<br />

wie an einem Glockenseil. Er verschwand<br />

für einen Moment unter<br />

Wasser. Als er wieder auftauchte, hatten<br />

seine Gesichtszüge nichts Menschliches<br />

mehr an sich. Wayne korrigierte den Zoom.<br />

Dicht unter der Oberfläche leuchtete der<br />

weiße Bauch des Hais. Sein Maul umfasste<br />

den Agenten vom Brustkorb bis zur Hüfte,<br />

zog ihn wieder hinunter und verschwand mit<br />

hektischen Flossenschlägen in trüberen Gefilden.<br />

Wayne nickte. Die Vorgehensweise<br />

des Tieres erschien ihm legitim und unterlag<br />

keiner moralischen Wertung.<br />

„Du solltest dich beeilen“, erklang Mollys<br />

Stimme. Wie um ihren Worten Nachdruck zu<br />

verleihen, erschienen drei Helikopter über<br />

den bewaldeten Hügeln des Ufers. Er sprang<br />

ins Wasser und ließ sich absinken. Nicht weit<br />

entfernt schälte sich die zernarbte Flanke<br />

eines Hais aus dem graugrünen Halbdunkel.<br />

Ehe Wayne mehr von dem Tier zu sehen<br />

bekam, versank er zwischen steil aufragenden<br />

Algensäulen, die in einer sanften Strömung<br />

dümpelten. Über ihm erschienen die Schattenrisse<br />

der Helikopter. Seine Schuhe berührten<br />

den Grund. Eine Hand erschien zwischen<br />

den tanzenden Girlanden und winkte ihm zu.<br />

Wayne ergriff sie und stand neben Molly.<br />

„Wir sind noch nicht tief genug“, sagte sie.<br />

„Wir müssen dort hinübermarschieren, an<br />

das andere Ende der Bucht.“ Sie zog ihn hinter<br />

sich her, über den Rand einer Bruchkante.<br />

Sie schwebten hinab. Dunkelheit hüllte sie<br />

ein. Als ihre Füße erneut den Grund berührten,<br />

um sie herum nichts <strong>als</strong> kalte Finsternis,<br />

spürten sie deutlich den Wasserdruck.<br />

„Zweiundneunzig Meter“, sagte Wayne.<br />

„Das dürfte reichen.“<br />

„Hast du noch mehr Schnickschnack zu<br />

bieten?“, wollte Molly wissen.<br />

216 c’t 2008, Heft 20<br />

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