23.04.2014 Aufrufe

Bequemer als Backup Bequemer als Backup - Wuala

Bequemer als Backup Bequemer als Backup - Wuala

Bequemer als Backup Bequemer als Backup - Wuala

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

aktuell | Forschung<br />

Quantenrepeater für die Quantenkommunikation<br />

über weite Distanzen<br />

Zur Verwirklichung eines Quantenrepeaters sind Speicher, die<br />

die Quanteninformation zwischenspeichern können, unverzichtbar<br />

– hier sind das Gruppen von ultrakalten Atomen, die in magnetooptischen<br />

Fallen in den Glaszellen gefangen sind.<br />

Mindestens so intensiv wie an<br />

Quantencomputern tüfteln Physiker<br />

weltweit an den verbindenden<br />

Quantennetzwerken. Im Teilgebiet<br />

der Quantenkryptografie<br />

gilt die Quantenkommunikation<br />

schon seit Jahren <strong>als</strong> praxistauglich,<br />

wie beispielsweise die erste<br />

sichere Übertragung einer Banküberweisung<br />

oder ein Einsatz bei<br />

Genfer Wahlen zeigte (c’t 10/04,<br />

S. 54 und c’t 23/07, S. 50). Doch<br />

bei Distanzen deutlich über<br />

100 Kilometer ist sie bislang aufgrund<br />

der unvermeidlichen Signalabschwächung<br />

nicht mehr<br />

möglich.<br />

Einen wichtigen Schritt hin<br />

zur Langstrecken-Quantenkommunikation<br />

haben nun Forscher<br />

rund um Jian-Wei Pan von der<br />

Universität Heidelberg, der University<br />

of Science and Technology<br />

of China, Hefei, sowie Jörg<br />

Schmiedmayer von der TU Wien<br />

absolviert: Ihnen ist es gelungen,<br />

das Grundprinzip eines Quantenrepeaters<br />

im Versuch zu demonstrieren<br />

(Zheng-Sheng Yuan<br />

et al, Nature, Bd. 454, S. 1098).<br />

Dies hat zwar auch schon ein anderes<br />

Team geschafft (Chin-Wen<br />

Chou et al, Science, Bd. 316,<br />

S. 1316 (2007)), allerdings ist erst<br />

dieser neue Aufbau unempfindlich<br />

gegenüber kleinen Längenänderungen<br />

des Quantenkommunikationskan<strong>als</strong>,<br />

mit denen in<br />

der Praxis gerechnet werden<br />

muss.<br />

Quantenrepeater müssen völlig<br />

anders funktionieren <strong>als</strong> die in<br />

der klassischen Telekommunikation<br />

verwendeten Repeater<br />

zur regelmäßigen Signalverstärkung.<br />

Würde man nämlich die<br />

Quantenbits oder Qubits, die<br />

kleinsten Einheiten der Quanteninformation,<br />

zur Auffrischung<br />

einfach kopieren, gingen sofort<br />

die besonderen Vorteile der<br />

Quantenkommunikation verloren,<br />

die beispielsweise die absolut<br />

abhörsichere Übertragung<br />

eines geheimen Schlüssels ermöglichen.<br />

Eine tragende Rolle<br />

spielt hier, wie auch sonst bei Arbeiten<br />

zu Quantennetzwerken<br />

(c’t 15/07, S. 49), der Übergang<br />

der Qubits von Photonen, den<br />

Boten im Übertragungskanal<br />

(„fliegende Qubits“), auf atomare<br />

Quantenspeicher („ruhende Qubits“)<br />

und umgekehrt.<br />

Wie bei der Quantenkryptografie<br />

geht es außerdem nicht<br />

ohne die quantenmechanische<br />

Verschränkung, die zwei quantenmechanische<br />

Systeme eng<br />

und auf höchst eigenartige<br />

Weise miteinander verbindet:<br />

Sie verhalten sich immer gleich,<br />

ähnlich einem Würfelpaar, das<br />

bei jedem Wurf jeweils dieselbe<br />

Augenzahl zeigt – weshalb Albert<br />

Einstein die Verschränkung<br />

einmal <strong>als</strong> „spukhafte Fernwirkung“<br />

bezeichnete.<br />

Ausgearbeitet wurde ein<br />

prinzipiell praktikables, da ressourcenschonendes<br />

Quantenrepeater-Konzept<br />

schon vor zehn<br />

Jahren, das nach seinen Schöpfern<br />

Briegel, Dür, Cirac und Zoller<br />

BDCZ-Protokoll genannt wird.<br />

Es sieht vor, die Übertragungsstrecke<br />

in mehrere Teilabschnitte<br />

mit Quantenspeichern dazwischen<br />

aufzuteilen. Im ersten<br />

Schritt werden nun Verschränkungen<br />

über diese Segmente<br />

hinweg aufgebaut: Erst wird<br />

jedes der beiden ruhenden Qubits<br />

an den Enden eines Segments<br />

mit je einem auf dieser<br />

Strecke fliegenden Qubit verschränkt.<br />

Danach folgt eine gemeinsame<br />

Bell-Zustandsmessung<br />

an den beiden fliegenden<br />

Qubits, das ist eine spezielle<br />

quantenmechanische Messung.<br />

Sie führt dazu, dass die bisher<br />

voneinander unabhängigen ruhenden<br />

Qubits nun miteinander<br />

verschränkt sind, was die Physiker<br />

einen Verschränkungsaustausch<br />

nennen. Die fliegenden<br />

Qubits wurden dabei <strong>als</strong> ruhende<br />

Qubits zwischengespeichert<br />

und können auch wieder abgerufen<br />

werden.<br />

Im nächsten Schritt werden<br />

diese Segmente miteinander<br />

verkoppelt, was ebenfalls über<br />

Verschränkungsaustausch geschieht,<br />

und auch die daraus<br />

entstandenen längeren Teilstrecken<br />

werden so verbunden und<br />

so fort. Schließlich besteht über<br />

die gesamte Strecke eine Verschränkungsverbindung,<br />

sodass<br />

das jeweils letzte Qubit beim<br />

Empfänger die gleiche Quanteninformation<br />

repräsentiert wie<br />

das mit ihm verbundene erste<br />

Qubit beim Sender.<br />

Umgesetzt werden konnte<br />

das BDCZ-Protokoll bislang noch<br />

nicht, weil die Einbindung der<br />

Quantenspeicher sehr schwierig<br />

ist. Pan und seine Kollegen haben<br />

nun den ersten Schritt auf<br />

der Ebene der einzelnen Segmente<br />

verwirklicht. Im Detail<br />

verschränkten sie zwei Ensembles<br />

ultrakalter Rubidiumatome<br />

in magneto-optischen Fallen,<br />

wobei sie die Bell-Zustandsmessung<br />

an den fliegenden Qubits<br />

in der Mitte eines 300 Meter langen<br />

Glasfaserkabels vornahmen.<br />

Für eine längere Teilstrecke<br />

und um die nächsten Schritte<br />

durchführen zu können, müssen<br />

die Forscher allerdings noch einige<br />

Verbesserungen vornehmen.<br />

Die Lebensdauer der Qubits<br />

in den Speichern muss deutlich<br />

erhöht werden, ebenso Güte<br />

und Erzeugungsrate der Verschränkungen.<br />

(Dr. Veronika Winkler/anm)<br />

Bild: Julia Gless/Universität Heidelberg<br />

EU will eine neue IKT-Forschungsstrategie<br />

Was sind die wichtigsten vor uns<br />

liegenden Herausforderungen für<br />

Forschung und Innovation in der<br />

Informations- und Kommunikationstechnik<br />

(IKT)? Wie und in<br />

welchen Bereichen sollte Europa<br />

eine Führungsposition anstreben?<br />

Wie kann die Politik dazu<br />

beitragen, dass Europa bei den<br />

IKT-Innovationen führend wird?<br />

Antworten hierauf erhofft sich die<br />

europäische Kommission von<br />

einer für jeden offenen Online-<br />

Konsultation (http://ec.europa.eu/<br />

yourvoice/ipm/forms/dispatch?<br />

form=ICTRDI).<br />

Die dabei von Industrie, IKT-<br />

Fachleuten, Entscheidungsträgern<br />

und der allgemeinen Öffentlichkeit<br />

gewonnenen Anregungen<br />

sollen in eine neue EU-<br />

Strategie für Forschung und<br />

Innovation in der IKT einfließen,<br />

die insbesondere auch die kleinen<br />

und mittleren Unternehmen<br />

berücksichtigen soll.<br />

„IKT ist die treibende Kraft für<br />

Innovation und Entwicklung in<br />

der Weltwirtschaft. Deshalb muss<br />

Europa Investitionen in IKT-Forschung<br />

und -Entwicklung und<br />

die besten Köpfe und Ideen anziehen.<br />

Wir stehen außerdem vor<br />

Herausforderungen in der Energieversorgung,<br />

der Gesundheit<br />

und des Alterns, die wir nur<br />

meistern können, wenn wir IKT-<br />

Lösungen entwickeln“, begründet<br />

Viviane Reding, EU-Kommissarin<br />

für die Informationsgesellschaft<br />

und Medien, ihre jüngste<br />

Initiative. Bisher sei allerdings<br />

der Anteil der IKT an Forschung<br />

und Entwicklung in Europa unter<br />

dem Durchschnitt der entwickelten<br />

Länder. Und während die<br />

Europäer 32 Prozent des globalen<br />

IKT-Marktes repräsentierten,<br />

liege der weltweite Marktanteil<br />

europäischer Unternehmen nur<br />

bei 22 Prozent.<br />

Die Konsultation zur IKT-Forschung<br />

läuft bis zum 7. November<br />

2008. Die danach erarbeitete<br />

Strategie will Reding im April<br />

2009 veröffentlichen. (anm)<br />

50 c’t 2008, Heft 20<br />

©<br />

Copyright by Heise Zeitschriften Verlag GmbH & Co. KG. Veröffentlichung und Vervielfältigung nur mit Genehmigung des Heise Zeitschriften Verlags.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!