Bequemer als Backup Bequemer als Backup - Wuala
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Verlockend<br />
Das muss weh tun: Google präsentiert einen<br />
unfertigen Web-Browser und erregt damit mehr<br />
Aufsehen <strong>als</strong> Microsoft mit seinen letzten<br />
Windows-Versionen. Fernsehnachrichten,<br />
Titelseiten von Tageszeitungen, Radiobeiträge<br />
und Agenturmeldungen: Überall blitzt Googles<br />
Chrome auf und stiehlt allen die Show. Ein<br />
Glück nur, dass keine deutsche Krankenkasse<br />
für die Blutdrucksenker von Microsoft-Chef<br />
Steve Ballmer aufkommen muss.<br />
Dabei ist Microsoft doch selbst schuld.<br />
Was denkt sich der Browser-Marktführer dabei,<br />
für die Version 8 des Internet Explorer bei<br />
Apple einen Modus abzukupfern, in dem keine<br />
Datenspur aufgezeichnet wird? Warum bleibt<br />
Microsoft nicht bei seinem Leisten (sprich:<br />
Betriebssystem und lokale Software), sondern<br />
stört etwa mit MSN, Windows Live und Silverlight<br />
immer wieder Googles Kreise? Jetzt<br />
hat Google zurückgeschlagen und sich dabei<br />
noch nicht einmal die Zeit genommen, seinen<br />
Browser für verschiedene Betriebssysteme<br />
anzupassen, sondern nimmt Microsoft direkt<br />
ins Visier.<br />
Doch Steve Ballmer muss sich nicht grämen:<br />
Microsoft hat die meisten wechselwilligen<br />
Browser-Nutzer schon längst an Firefox, Opera<br />
und Safari verloren. An deren Marktanteilen hat<br />
Chrome zu knabbern begonnen. Microsoft hingegen<br />
hat die breite Masse im Rücken, die auch<br />
weiterhin den Browser nutzt, der nach dem<br />
Kauf auf dem PC installiert war.<br />
Der Suchmaschinen-Gigant aber verfolgt ein klares<br />
Ziel: Die Zukunft ist online, Software wird<br />
im Web stattfinden und dort will sich Google<br />
nicht die Butter vom Brot nehmen lassen. Für<br />
Webanwendungen ist der Browser das Betriebssystem.<br />
Diese Aufgabe sollte Chrome mit der<br />
Abschottung einzelner Webanwendungen gegeneinander,<br />
einer vernünftigen Speicherverwaltung<br />
und der rasanten Abarbeitung von JavaScript<br />
bestens erfüllen.<br />
Das gibt es jedoch nicht umsonst. Der Browser<br />
ist auch das Vehikel, das dem Surfer möglichst<br />
wirkungsvolle Werbung liefern soll. Davon<br />
lebt Google; dafür ist Chrome optimiert.<br />
Jeder Nutzer bekommt einen eigenen Browser<br />
mit individueller Kennung. Das kombinierte<br />
Such- und Adressfeld schickt gemäß Voreinstellung<br />
alle Eingaben an Google. Datenschutzfunktionen<br />
wie eine ausgefeilte Cookie-<br />
Verwaltung fehlen. Stattdessen gibt es wachsweiche<br />
"Datenschutzbestimmungen", die überhaupt<br />
keinen Datenschutz garantieren. Dabei gehört<br />
der Schutz der Privatsphäre zu den Aufgaben<br />
eines Browsers. Das stünde jedoch im<br />
Widerspruch zur Strategie des Google-Konzerns,<br />
der etwa über Analytics Daten sammelt und mit<br />
Doubleclick den Pionier des Surfer-Bespitzelns<br />
übernommen hat.<br />
Wer ein Bündel Kunden- und Rabattkarten mit<br />
sich herumträgt, <strong>als</strong> registrierter Kunde<br />
etliche Google-Dienste nutzt und nichts dagegen<br />
hat, dass auf US-Servern Daten über ihn<br />
herumliegen, soll Chrome Beta ruhig nutzen.<br />
Ich aber habe beschlossen, damit noch zu<br />
warten. Solange alle mir wichtigen Webanwendungen<br />
auch mit anderen Browsern funktionieren,<br />
halte ich mich an die bundesamtliche Empfehlung<br />
und lasse die Finger von Chrome. Die Zeit ist<br />
noch nicht reif für den Tausch von Privatsphäre<br />
gegen Online-Software.<br />
Axel Kossel<br />
©<br />
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